Kapitel 10

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Stolz hielt ich die Arbeit mit einer glatten eins in der Hand. Unsere Mathelehrerin gratulierte mir flüchtig und sie war sichtlich erstaunt über meine Leistung.
Ich war einfach nur total glücklich und konnte es kaum erwarten meinen Eltern davon zu erzählen.
Auf dem Nachhauseweg, dachte ich über die Nachhilfe nach. Wie konnte ich es nur schaffen in so kurzer Zeit das alles zu lernen? Nach einer Weile kam ich zu dem Entschluss dass es nicht nur an Pia und ihren Mathekünsten lag, sondern das mich irgendetwas anderes dazu brachte eine eins zu schreiben. Und zwar Bella und ihre Wünsche. Sie war es die mir Kraft gab denn ohne diese Kraft wäre das hier nicht wahr geworden.

Knallend fiel die Haustür ins Schloss. Ich blickte mich um. Niemand war zu Hause. Wie fast immer.
Ich hatte mich eigentlich darauf gefreut meinen Eltern und Toni von der Arbeit zu erzählen, doch wie ich eigentlich erwarten hätte können war das Haus leer.
Auf einem Zettel hatte Mama gekritzelt das sie bei einer Freundin wäre, die ihr einen Gipsabdruck ihres Babybauches machen würde. Ich verdrehte die Augen. Seit neun Monaten gibt es in dieser Familie und auch sonst wo kein anderes Thema mehr als das Baby. Es kotzte mich an. Niemand interessierte sich mehr für meine Angelegenheiten.
Baby hier, Baby da. Und wo bleibt die Aufmerksamkeit für mich hängen?
Schnell und ziemlich genervt rannte ich schon fast in mein Zimmer, schnappte mir meine Polareutkamera und knipste ein Foto von der Mathearbeit. Als das Foto aus dem Apparat kam wedelte ich es kurz in der Luft herum und schaute es dann an.
Das hatte ich wirklich geschafft?
Immer noch ungläubig schnappte ich mir Bellas Buch aus der Schublade und lief wieder runter.
Ich hatte mich für den Mittag mit Moritz verabredet um den nächsten Wunsch zu entlüfte und da ja sowieso niemand da war beschloss ich jetzt schon zu gehen.


 Eine viertel Stunde später standen wir bei Moritz im Wohnzimmer. Sein zu Hause war groß und da sein Vater Architekt war, ziemlich modern, mit großen Fenstern, einem offenen Treppenhaus und hell gebaut.
Seine Eltern und Geschwister waren auch nicht zu Hause also setzten wir uns auf die Couch.
Ich legte das Büchlein vor uns auf den Wohnzimmertisch. Eine Weile saßen wir nur so da und starrten in die Luft.
Irgendwann beugte sich Moritz vor, nahm das es und schlug es auf der Seite, auf welcher der Mathewunsch stand, auf. Er schnappte sich einen Stift und hackte ihn grinsend hab.
„Bereit?“, fragte er und war schon fast dabei eine Seite weiter zu blättern.
Ich nickte und er drehte nun die Seite ganz um.
„Mich meiner größten Angst stellen.“, las Moritz laut den Wünsch der dort stand vor.
Immer und immer wieder lies sich ihn durch meinen Kopf gehen.
Ihre größte Angst? Die Spinnen waren ihre größte Angst und so ging es mir auch.
Ich musste nur an Spinnen denken und ich bekam schon eine Gänsehaut bis zu meiner Fußsohle.
„Was ist los“, fragte Moritz besorgt, dem anscheinend aufgefallen war, dass ich geschockt und verwirrt zu gleich war.
„Ihre größte Angst sind die Spinnen“, versuchte ich in einem ruhigen Ton zu sagen, doch meine Stimme zitterte heftig, „das Problem ist meine ist es auch.“
Warum musste eigentlich immer ich mich überwinden? Warum muss ich immer dafür kämpfen dass wir an diesen Wünschen nicht scheitern?
„He, du hast es geschafft in Mathe gut zu werden, dann wirst du es auch schaffen deine Angst zu überwinden. Es muss ja nicht heißen dass du für immer keine Angst vor Spinnen mehr hast.“
Er legte seine Hand auf meine Schultern, „wenn du willst geh ich mit dir. Ganz in der Nähe ist ein Zooladen.“
Ich starrte auf den Boden. Schon alleine der Gedanken in kürzester Zeit so engen Kontakt mit einer Spinnen zu haben, lies meine Stirn in Schweiß ausbrechen.
Ich wollte in keinen Zooladen, indem es nicht nur voll Spinnen sondern auch voll anderer komischer und widerlicher Tiere war.  Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren.
Phil hatte eine Spinne. Das mir das nicht früher eingefallen war. Ich hatte sie doch erst gestern gesehen.
Diese Tatsache gab  mir einen kleinen Lichtblick. Mit Phils Hilfe glaubte ich es zu schaffen. Er gab mir schließlich schon einmal die Kraft die ich brauchte um etwas zu tun das ich für unmöglich hielt.
Ich schaute in Moritz Richtung, der die Hand wieder von meiner Schulter genommen hatte.
„Ich werde das schaffen“, ein plötzlicher Mut überkam mich, „ich kenne jemanden der eine Spinne hat und ich glaube dieser jemand könnte mir auch die Kraft geben meine Angst zu überwinden.“
Moritz schaute mich ungläubig an, was mich verunsicherte.
„Ahja und wer ist dieser jemand?“ Warum war er denn auf einmal so schlecht gelaunt? Ich zog meine Stirn in Falten und überlegte ob ich es ihm sagen sollte. Doch als ich keinen Begründung fand warum ich es nicht tun sollte, tat ich es schließlich.
„Es ist Phil.“ Ich schaute weg. Aus irgendeinem Grund war es mir peinlich.
„Phil? Der Phil den ich meine? Woher kennst du ihn so gut, das du glaubst mit seiner Hilfe könntest du es schaffen?“ Er saß gerade hin und hörte auf sich anzulehnen.
„Zurzeit hab ich ihn öfters getroffen, meistens nur aus Zufall. Ich weis auch nicht warum ich mich in seiner Nähe so wohl fühle und glaube ich könnte alles schaffen.“ Ich wollte das jetzt loswerden, mit irgendjemand musste ich einfach darüber reden. Ich dachte eigentlich er hätte nichts dagegen doch seine Reaktion war ganz anders.
„Hast du dich also auch schon von ihm um den Finger wickeln lassen? Er versucht es bei jeder und ich hätte eigentlich gedacht du würdest nicht auf ihn reinfallen.“ Seine Stimme bebte und ich war im ersten Moment total verwirrt. Doch dann realisierte ich was er gesagt hatte und das Gefühl eines Messerstiches machte sich in meiner Magengegend breit. Ich konnte und wollte es nicht glauben.
„Du kennst ihn doch nicht einmal. Er ist ein toller Mensch.“ Langsam wurde ich wütend. Dann schnappte ich mir das Büchlein, zog meine Jacke hecktisch an und lief zur Tür.
„Du wirst schon sehen was du davon hast. Er wird dich verletzten.“ Moritz schrie mir hinterher.
Dann knallte ich die Türe zu.
Warum war er denn so sauer? Was hat er ihm denn getan? Ja es stimmte schon, das Phil sich an jedes Mädchen ran machte, doch bei mir war es irgendwie anders. Das redete ich mir zumindest ein, damit sich wieder ein halbwegs gutes Gefühl in mir breit machte.

Ganz außer Puste kam ich zu Hause an. Aus irgendeinem Grund war ich den ganzen Weg so schnell gelaufen wie meine Beine es zu ließen.
Ich schloss die Haustüre lautstark hinter mir.
Mama und Papa saßen in der Küche und redeten. Ich atmete tief ein und aus, bis sich meine Wut auf Moritz wieder halbwegs gelegt hatte und ich somit meinen Eltern von der Note erzählen konnte.
„Hallo.“ Ich lief in die Küche und lächelte. Zwar war es ein gequältes Lächeln aber ich tat jetzt einfach so als wäre alles in Ordnung um die Reaktion auf meine Note zu genießen.
Doch anstatt mich zu begrüßen merkten sie nicht einmal wirklich das ich da war.
„Aber Mareike, irgendwann müssen wir doch die restliches Klamotten für das Baby kaufen.“, sagte Papa während er seine Stirn runzelte.
„Ja dann machen wir das doch!“, schrie Mama und Papa zuckte leicht zusammen.
„Es wird sehr schwer werden etwas Richtiges zu finden, wenn du mir verheimlichst ob es ein Mädchen oder ein Junge wird.“ Er hob beide Arme.
„Hallo!?“, schrie ich nun mit verschränkten Armen dazwischen. Drehte sich denn im Moment alles um das Baby?
„Sarah, ein Moment ich diskutiere gerade mit deinem Vater.“, sagte sie und schaute mich noch nicht einmal an. Normalerweise diskutierte sie nie. Warum dann ausgerechnet jetzt wenn ich etwas Wichtiges loswerden wollte?
„Du kannst gleich weiter reden, ich will euch nur schnell etwas sagen.“ Ich lächelte.
„Ich möchte das es ein Geheimnis bis zur Geburt unseres Kindes bleibt.“ Sie funkelte Papa böse an und gab keinerlei Reaktion auf meine Aussage.
„Ich hab eine eins in Mathe geschrieben!“, sagte ich nun, weil ich es nicht mehr aushielt.
„Das ist toll“, sagte Papa und Mama lächelte kurz anerkennend. Dann wendeten sich beide ihrem Streit zu.
„Ich bin dein Ehemann ich hab ein Recht darauf es zu erfahren!“ Papa schlug heftig auf den Tisch sodass der Saft in den Gläsern hin und her schwappte.
Wutschnaubend, weil ich mal wieder keinerlei Anerkennung geschweige denn Aufmerksamkeit von meinen Eltern bekommen hatte, lief ich hoch in mein Zimmer, schmiss meine Tasche auf den Boden und legte mich mit dem Kopf nach unten ins Bett. Alles dreht sich immer nur um das Baby. In den letzten Tagen war es besonders schlimm. Ich hatte mich wirklich sehr darauf gefreut, meinen Eltern die Note mitzuteilen. Doch stattdessen haben sie nichts besseres zu tun als zu streiten? Na danke.
Und dann auch noch dieser komische Streit mit Moritz, was hatte er denn. Er kennt Phil nicht mal und äußert schon so abfällig über ihn. Irgendwas stimmt da nicht. Ohne mich umzuziehen blieb ich einfach so liegen. Ich merkte schon, dass heute wieder ein guter Tag war um mich in den Schlaf zu weinen.

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Bald kommt das nächste Kapitel. :-)
Gebt mir Rückmeldungen... kann auch gerne Kritik sein oder etwas was euch total an der Geschichte stört. :))
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ihr habt Zeit bis zum 21.01.2014. Würd mich freuen wenn ihr mir eure Stimme gebt <3 <<----

Lysell <33

Hundert WünscheWhere stories live. Discover now