Kapitel 23

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Bis zum Schluss dran bleiben. Es gibt noch ein paar 'Überraschungen'!!! :)

Mit zitternden Fingern nahm Amanda ab.
„Ja?“, fragte sie in den Hörer. „Mhh…schön, herzlichen Glückwunsch…ja ich sage ihnen eine Gruß…bis dann.“ Sie begann zu strahlen.
„Das Baby ist da“, auch in meinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Ich fiel Amanda um den Hals.
„Und geht es ihm gut? Was ist es geworden?“
„Dein Vater konnte nicht lange sprechen, er war gerade auf dem Weg zu Mama. Ja, beiden geht es gut. Es ist ein Mädchen. Amelie Sofie heißt die kleine. Ich soll dir herzliche Grüße bestellen“ , ihre Stimme klang fröhlich.
Wieder nahm ich meine Tante in den Arm. Auch wenn ich mich erst überhaupt nicht auf dieses Baby gefreut hatte, irgendwie war ich total glücklich an diesem Abend und konnte es kaum erwarten die Kleine zu sehen.

Am nächsten Mittag fuhren wir zu Mama ins Krankenhaus. Ich war die ganze Fahrt über total unruhig und konnte kaum still sitzen. Am Morgen hatte ich noch einmal mit Mama telefoniert. Man konnte ganz klar an ihrer Stimme erkennen, dass sie froh über die reibungslose Geburt war. Auch wenn sie fast zwölf Stunden dauerte.
Also fuhren wir und fuhren wir. Die Autofahrt kam mir ewig vor und fast kein Mensch war auf den Straßen zu sehen. Heute war der zweite Weihnachtstag. Es war irgendwie komisch, denn an solchen Tagen war ich eigentlich damit beschäftigt mich mit Süßigkeiten vollzufressen und ausnahmsweise mal nicht an die Schule zu denken.
Moritz tippte mich leicht an den Schultern an, als wir am Parkplatz anhielten und riss mich aus  meinen Gedanken, in denen ich wieder vor lauter Nervosität total versunken war.
Wir betraten das Krankenhaus fuhren mit dem Aufzug zur Mutter-Kindstation und liefen zu Zimmer Nummer 35.
Irgendwie erschrak ich als ich Mama im Bett liegen sah. Eigentlich sah sie nicht schlimm aus, doch ich hatte sie fast noch nie so bleich und so schwach gesehen.
Als sie sah, dass wir da waren, lächelte sie uns zu. Papa saß auf einem Stuhl am Fenster und kam auf uns zu gelaufen. Er wuschelte Toni kurz durch die Haare und gab mir einen leichten Kuss auf die Stirn.
„Wie geht es dir?“, fragte Amanda meine Mutter. Währenddessen suchte ich hecktisch ein Kinderbett mit dem kleinen Zwerg darin.
„Ein wenig müde und schwach, aber sonst gut. Ich habe Amelie vor einer halben Stunde der Schwester mitgegeben, weil ich ein wenig schlafen wollte.“
Sie bemerkte wohl, dass ich mich suchend umgeblickt hatte.
„Wollen wir sie holen?“, fragte Papa und sah in  meine Richtung.
„Gerne“, gab ich zurück. Bevor ich Papa hinterher lief, schnappte ich mir Moritz Oberarm und zog ihn mit.
Wir liefen schweigen durch die Gänge. Immer mal wieder beobachtete ich Papas strahlendes Gesicht. Er sah wirklich glücklich aus.
Ob er bei Toni und mir auch so froh war?
Wir erreichten die Kinderstation. Eine Glasscheibe trennte uns von den unzähligen Babys die in ihren rosa und blauen Stramplern in Betten lagen.
Papa winkte der Schwester die gerade ein Baby auf dem Arm hatte und sie nickte ihm lächeln entgegen.
„Eine der Assistentinnen die bei der Geburt dabei war“, meinet Papa, „ich hol mir schnell einen Kaffee damit ich nachher nicht noch im sitzen einschlafen. Wollt ihr schon mal Amelie holen?“
Ich nickte ihm entgegen.
Dann betraten Moritz und ich den Raum.
Es roch nach frisch gewaschener Wäsche und irgendeiner Handcreme die Mama zu Hause stehen hatte.
„Du muss wohl die große Schwester sein. Und du der Bruder?“ Die Krankenschwester reichte erst mir und dann Moritz die Hand.
„Nein, das ist nur ein…Freund.“ Ich spürte wie Moritz mich von der Seite ansah, als ich mitten in meinem Satz kurz zögerte.
„Okay“, sie lachte, „na dann, nehmt die kleine mal mit. Sie schläft gerade. Also pscht.“
Ihre blonden Locken wippten auf uns ab als sie ein Fahrbares Bett in meine Richtung schob, indem ein zuckersüßes kleines Baby mit grünem Strampler lag.
Ich konnte mir ein ‚ohh‘ nicht verkneifen und auch Moritz begann bei dem Anblick meiner kleinen Schwester zu lächeln.
Leise schoben wir sie auf den Gang und begaben uns wieder in Richtung Zimmer. Sie sah so friedlich aus wie sie da lag und schlief. Am liebsten hätte ich mich zu ihr gekuschelt und geschlafen.
Das Klingeln meines Handys weckte mich aus den Gedanken wie schön Amelie doch ist.
„Schieb du mal“, meinte ich peinlich berührt, weil Handys doch in Krankhäusern verboten sind.
Als Moritz seine Hand auf den Rand des Bettes legte, berührte er kurz meine. Nur ein paar Millisekunden, doch dies lies mich schon wieder total aus der Fassung bringen, dass ich fast vergaß abzunehmen.
„Nimm ab“, sagte Moritz als er bemerkte wie ich ihn anglotzte. Noch peinlicher Berührter als vorhin drückte ich auf den grünen Hörer.
„Ja?“, quiekte ich hinein. Ich hatte vor lauter Hektik gar nicht auf die Nummer geschaut, was ich im nächsten Moment bereute, denn wenn ich wüsste wer dran gewesen ist, hätte ich mit Sicherheit nicht so in den Hörer geschrien, als stände ich in einem riesen Funkloch.
„Hallo, hier ist Phil“, ich hörte schon wieder ein lachen in seiner Stimme.
„Oh, hi“, schnell lief ich ein Stück weg.
„Tut mir Leid, dass ich dich an einem Feiertag anrufen, aber ich wollte fragen, ob wir mal wieder was unternehmen wollen. Denn letztes Mal war es ziemlich…“
„Ja klar gern“, unterbrach ich ihn schnell, weil mich ein paar Patienten ziemlich schief ansahen.
„Okay. Wann hast du Zeit?“, etwas raschelte im Hintergrund und ich hatte jetzt wirklich keine Zeit meinen Terminkalender durchzugehen. Außerdem kam gerade ein Arzt auf mich zugelaufen.
„Weist du was, ich schreib dir.“ Dann hatte ich wenigstens einen Grund ihn anzuschreiben obwohl er dies meistens übernahm.
„Wenn du keine Lust hast ist das auch okay.“ Wieder raschelte etwas.
„Klar hab ich Lust. Nur ich bin grad im Krankenhaus und hab überhaupt keine Zeit im Moment. Tschüss dann.“ Ohne eine Antwort von ihm legte ich auf und schaltete schnell mein Handy aus.
Ein wenig auffällig sodass der Arzt der nun bei mir angekommen war, es sehen konnte. Freundlich grinste ich ihn an und bemerkte, dass er mich nie ermahnen wollte.
Dann lief ich zu Moritz zurück, der ungeduldig gewartete hatte.
„Du hättest ruhig schon vorgehen können.“, sagte ich zu ihm und nahm ihm den Kinderwagen aus der Hand.
 „Ich wollte nur nett sein“, kam es etwas bockig von ihm zurück. „wer war dran?“ Seine Neugierde war wiedermal wahnsinnig.
„Ein Freund“, erwiderte ich. Ich glaube man merkte mir an, dass ich schon ziemlich gekränkt wegen seiner ’Abfuhr‘ gestern war, obwohl ich dies eigentlich vermeiden wollte. Und schon wieder ärgerte ich mich über mich selbst.

Hundert WünscheWhere stories live. Discover now