Kapitel 16

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Ein stechender Schmerz in meinem Fuß lies mich aufwachen. Ich legte in so hin, dass er nicht mehr so sehr schmerzte. Dann kuschelte ich mich noch mehr an die Person die neben mir lag.
Moment mal. Wer lag neben mir?
Hecktisch riss ich meine Augen auf und sah in Moritz schlafendes Gesicht. Ich erschrak total und löste mich von ihm.
Dann sah ich mich um und mein Hirn erinnerte sich wieder an die Situation von gestern Abend.
Mein Blick fiel auf die Außenkante meiner Hand an der eine große Blutkruste klebte. Doch diese schmerzte nur halb so schlimm wie mein Fuß.
Ich fing an zu zittern, denn das Feuer war ausgegangen und nun war es eiskalt hier drin.
Langsam versuchte ich aufzustehen. Ich humpelte so leise wie möglich zu meiner Jacke, die Moritz gestern Abend noch an eine Wäscheleine über dem Kamin aufgehängt hatte.
Ich tastete sie ab. Sie war fast ganz trocken. Hecktisch vor Kälte zog ich sie an.
Dann humpelte ich zum Fenster und zog langsam den Vorgang bei Seite.
Es hatte ziemlich viel Geschneit. Mindestens zwanzig Zentimeter. Vielleicht auch mehr keine Ahnung.
Verträumt schaute ich in die Winterliche Landschaft. Es waren nur Bäume zu sehen, auf denen sich der weiße Flaum abgelegt hatte.
Ich schob meine halb eingefrorenen Hände in die Taschen meiner Jacke.
Meine rechte Hand spürte einen Gegenstand. Ich zog in raus.
Es war der Stein den mir Phil geschenkt hatte. Der mir Glück bringen sollte.
Ich betrachtete ihn mir genauer. Vor ein paar Tagen war ich noch so überglücklich und zuversichtlich, dass mehr aus mir und Phil werden könnte. Und jetzt? Waren meine Gefühle überhaupt noch so stark für ihn?
Ich steckte den Stein zurück in meine Jackentasche und schloss kurz meine Augen.
So etwas konnte nicht von heute auf morgen verschwinden. Phil war der Junge den ich wollte.
Wenn ich etwas für Moritz empfinden würde, dann sollte das schnell wieder weggehen. Beste Freunde die sich ineinander verlieben? Das geht doch nie gut.
„Wollen wir gehen?“, sagte Moritz der plötzlich hinter mir stand, „für heute Mittag haben sie nämlich nochmal so einen Schneesturm vorhergesagt.“
Ich erschrak. Ich hatte ihn gar nicht aufstehen gehört.
Kurz nickte ich, dann packten wir unser Zeug zusammen und zogen uns um.

Eine viertel Stunde später verließen wir die Hütte. Moritz stützte mich auf dem Weg durch den Wald bis zum seinem Fahrrad.
Es lag halb eingeschneit am Wegrand. Als er es freigeschaufelt hatte stiegen wir auf.
„Versprichst du mir, dass du heute Mittag wegen deinem Fuß zum Arzt gehst?“ Seine Stimme klang besorgt.
„Ja versprochen.“ Der kalte Fahrtwind wehte mir ins Gesicht.
„Und vertrag dich wieder mit deiner Mutter.“
„Wenn dass mal so leicht wäre.“ Ein seufzen entwich mir.
„Sprecht euch aus. Sag was du blöd findest und lass sie auch ihre Meinung sagen. Dass klappt schon.“
Ich nickte nur vor mich hin. Wenn er nur die ganze Wahrheit mit der Ohrfeige wüsste.
„Was ist eigentlich mit dieser Judith?“ Nicht dass es mich interessieren würde, ich wollte nur in dem Monet das Schweigen brechen.
„Was soll mit ihr sein?“
„Keine Ahnung. Sag du es mir. Du hattest ja schließlich ein ‚Date‘ mit ihr.“
Kurze sagte niemand etwas.
„Aha. Woher weist du das denn? Spionierst du mir nach?“ Er lachte kurz auf.
„Hab ich gehört.“, sagte ich beschämt.
„Judith ist total nett. Sie hat mir zugehört und wir haben uns ziemlich gut verstanden.“
Ich versuchte die leichte Eifersucht die in mir aufstieg herunterzuschlucken. Es gab keinen Grund dafür.

„Du schaffst das.“, flüsterte mir Moritz zu, als wir vor meiner Haustür standen. Dann lief er zu seinem Fahrrad und führ weg.
Tief ein und ausatmen. Es gab überhaupt keinen Grund Angst zu haben.
Ich drückte auf die Klingel und erschrak als wenige Sekunden später Mama die Tür öffnete.
„Sarah.“, sagte sie leise. Ihre Augen waren rot und aufgequollen und ihre Lippen schmaler als sonst.
Sie nahm mich in den Arm. Soweit das ging mit ihrem Bauch.
„Es tut mir so Leid mein Schatz. Dass hätte alles nicht so weit kommen dürfen. Toni hat mir erzählt wie vernachlässigt du dich gefühlt hast, wegen dem Baby. Es tut mir so wahrsinnig Leid, dass wir nichts bemerkt haben. Dass mit dem Zimmer werden wir natürlich anders lösen.“ Sie schluchzte.
Toni hat das ihr erzählt? Woher wusste der dass den. Ich hab nie ein Sterbenswörtchen davon erwähnt.
In dem Monet tat ich einfach so als wüsste ich es.
„Mir tut es auch Leid Mama. Ich hätte mit euch reden sollen.“
Sie löste sich von  mir.
Wir liefen ins Wohnzimmer. Naja laufen konnte man dass was ich fabrizierte nicht gerade nenne. Ich schleifte mich wohl eher dort hin, weil mein Fuß höllisch schmerzte.
„Was ist denn mit deinem Fuß und wo warst du die ganze Nacht?“
„Ich war bei Moritz“, log ich, „und auf dem Weg dort hin, bin ich umgeknickt und hingefallen.“
Sie begutachtet meinen Fuß, der blauer als gestern war.
„Heute Mittag gehen wir damit zum Arzt. Ich mach dir einen Termin.“
Eigentlich wollte ich zu keinem Arzt, aber ich wusste dass diskutieren nicht bringen würde.
Geschafft lehnte ich mich an die Sofalehne. War jetzt alles wieder gut?
Sieht so aus. Aber es fühlte sich irgendwie nicht so an.

Gegen Mittag fing es wieder wie wild an zu schneien.
Als Toni von der Schule kam, rief ich ihn zu mir ins Wohnzimmer.
„Ach du bist auch schon wieder da. Was ist?“, fragte er genervt. Mama war damit beschäftigt das Geschirr abzuspülen.
„Woher wusstest du dass ich mich vernachlässigt von Mama und Papa gefühlt habe?“ Mit einem schiefen Blick sah ich ihn an.
„Du redest im Schlaf.“ Er schmiss sich zu mir auf die Couch. „In der Nacht als du nach deinem Albtraum zu mir gekommen bist, hast du, als du wieder eingeschlafen bist, gesagt dass Mama und Papa dich überhaupt nicht mehr beachten und du dich total vernachlässigt gefühlt hast.“
Mist. Dass sollte ich mir abgewöhnen.
„Ahja und du hast irgendetwas von Moritz und einem Phil oder so gefaselt. Dass du dich entscheiden musst und beide toll sind.“ Er lachte. Dann lief er die Treppen hoch.
Scheiße. Warum musste mir immer so etwas passieren. Kleine Brüder sind so nervig.
Ich überlegte kurz und stellte fest, dass es eigentlich nicht so war.  

An diesem nächsten Morgen, oder bessergesagt fast Nachmittag, lag ich in meinem Bett und wollte nicht aufstehen. Der Arzt hatte mir heute, den letzten Schultag vor den Ferien freigegeben, weil mein Fuß eine starke Prellung hatte und ich mich schonen sollte.
Wiederwillig humpelte ich runter, als Mama mich rief und ich den Duft von Weihnachtsplätzchen wahrnahm.
Sie stand am Herd und schob die nächste Fuhre hinein.
„Du hast Besuch.“, sagte sie ohne sich zu mir umzudrehen. Mein Blick viel ins Wohnzimmer, wo Moritz saß.
„Na wie geht’s dir?“, fragte er als ich mich zu ihm auf die Couch gesetzt hatte.
„Es tut zwar noch manchmal weh aber sonst ganz gut.“ Er grinste.
„Sollen wir mit Bellas Wünschen weitermachen?“ Lange lag sein Blick auf mir. Irgendwie war es mir unangenehm wenn er mich so an sah.
Schnell nickte ich und er lief in mein Zimmer um das Buch zu holen.
Ich zuckte kurz zusammen als mein Handy anfing zu vibrieren. Schnell kramte ich es aus der Hosentasche und warf einen Blick darauf. Eine Nachricht von Phil.
Ein Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus.
Er fragte mich wie es mir ging und warum ich die letzten Tage nicht in der Schule war.
Er hatte es bemerkt. Überglücklich und mit schnellem Herzschlag schrieb ich zurück.
Moritz lies das Büchlein laut auf den Tisch fallen.
„Was grinst du denn so in dich hinein?“, fragt er etwas skeptisch.
„Nichts.“ Warum war ich immer so abwesend wenn ich an Phil dachte. „Lass und anfangen.“
Bevor er noch weiter fragen konnte, schlug ich das Buch auf der richtigen Seite auf.
Ich begann zu lesen.
Zwei Tage in der Kinderklinik Sommerzeit helfen.“
Ich atmete tief ein und aus und blickte in Moritz Gesicht. Dies war der erste Wunsch, bei dem ich genau wusste warum sie es tun wollte.

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Ein kurzes Kapitel ich weis. Im nächsten kommt aber dafür endlich mal wieder ein Wunsch.

Fröhliche Weihnachten euch allen und ein riesengroßes Dankeschön an all die Leser und netten Kommentare zu jeden Kapitel. Freut mich immer riesig.  <3 <3 <3 <3 <3

Ich versuche so schnell wie möglich zu updaten wenns Mal länger dauert nicht böse sein… :-)  

Lysell <33

Hundert WünscheWhere stories live. Discover now