Kapitel 29

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Die Tage bis zum Wochenende dauerten ewig. Aber so ist es ja meistens wenn man sich auf etwas riesig freut.
Am Samstagmorgen konnte ich es kaum erwarten zu Moritz zu fahren und alles vorzubereiten. Wir hatten außer Phil natürlich noch mehr Leute eingeladen, die meisten waren Moritz Freunde.
Als ich geklingelt hatte öffnete er mir wenig später die Tür.
„Komm rein. Meine Eltern sind vor zehn Minuten losgefahren und haben meine Geschwister mitgenommen. Sei froh das du die predigt von meiner Mutter nicht anhören musstest. ‚Keine Unordnung und kein Alkohol.“, äffte er sie nach, während er die Wodka Flaschen hinter dem Sofa in seinem Zimmer hervorholte.
Immer mehr Alkohol belagerte seinen Tisch. Ich muss zugeben ich hatte zu diesem Zeitpunkt nichts mit Getränke in dieser Art am Hut und das war mir vor Moritz sehr peinlich, also tat ich einfach so als ob ich alles ganz normal fand.
„Ja, meine Mutter hätte mir wahrscheinlich auch tausendmal die gleichen Dinge vorgehalten.“ Ich schmiss schwungvoll meine Jacke auf sein Bett.
„Wie wollen wir das eigentlich mit der Musik machen?“, fragte ich ihn während wir mit einer Kiste Getränke runter in die Küche liefen.
„Mein Cousin hat mir vorhin eine Musikanlage vorbeigebracht die er bei seinem Geburtstag auch hatte, er meinte wir sollen die Boxen überall verteilen.“
Ich nickte. Mein Blick wanderte zu den Flaschen in der Kiste. Ich war so gut wie nie auf Partys und hatte echt kein Plan wie es dort abläuft. Zu dem Zeitpunkt und den Unmengen an Alkoholflaschen war meine einzige Vorstellung, die von besoffenen Menschen in jeder wohl erdenklichen Ecke des Hauses.

Um zwanzig Uhr kamen die ersten Leute, ich hatte mir derweil einen Platz in der Küche gesucht um ja nicht aufzufallen. Das gelang mir auch bis zu dem Zeitpunkt an dem ich fürchterlich niesen musste. Ich hätte eigentlich gedacht die laute Musik würde es übertönen doch begriff erst als jemand in der Tür stand, das es nicht zu überhören war.
„Hier bist du.“, sagte Phil mit seiner unglaublich sanften Stimme.
„Äh…“, ich sprang von der Theke, „ich wollte nur kurz von den Leuten weg.“ Versuchte ich meine Situation rechtzufertigen.
„Warst du denn vorhin schon mal bei den andren? Ich hab dich gar nicht bemerkt.“
„Jaja, schon die…die ganze Zeit.“, stotterte ich dumm herum. Ich sollte endlich mal lernen cool zu bleiben.
„Okey.“ Er grinste, „kommst du dann jetzt wieder mit oder hast du hier noch zu tun.“ Mit der rechten Hand zeigte er hinter sich, von wo die Musik her schallte.
Ich musste grinsen, was nichts Neues war, wenn er sich in meiner Nähe befand. Zaghaft nickte ich und folgte ihm.
Mir war gar nicht aufgefallen wie viele Leute schon da waren. Phil steuerte auf die Getränke die auf einem Tisch bei der Treppe standen zu, als mir plötzlich eine Kamera ins Gesicht gehalten wurde. Das rote Aufnahmelicht blendete mich erst, bevor ich erkennen konnte das es Marvin war, ein Junge aus Moritz und meiner Klasse, der nach Oliven roch und einfach alles und überall aufnahm um es dann zu einem riesigen Film zusammenzuschneiden, den er an unserem Abi laufen lassen wollte. Ziemlich verrückt der Typ.
Ich versuchte seine Kamera wegzuschieben und Phil zu folgen doch dieser Marvin hielt mich fest.
„Komm schon, lach da rein. Von dir hab ich noch fast kein Material.“ Ich blieb stehen und prompt wurde mir schlecht, jetzt roch er nach einer Mischung aus Oliven und dem Kirschlikör von Moritz Vater.
„Lass mich in Ruhe Marvin, ich hab kein Bock auf dein gefilme.“ Schneller als gedacht verschwand er wieder und drückte Moritz sein Objektiv ins Gesicht. Der schaute aber nicht hinein, sondern erst einmal zu mir. Mit gerunzelter Stirn sah er mich an, wahrscheinlich hatte er gesehen wie ich Marvin eben weggeschickt hatte. Ich streckte meinen Daumen in die Höhe um ihm klar zu machen das alles in Ordnung ist und ich eigentlich ganz schnell wieder in Phils Nähe möchte. Okay das letzte konnte er wohl nicht erraten, war auch besser so.
Langsam quetschte ich mich durch die Meute und versuchte irgendwie unversehrt zu Phil zu gelangen.
Er stand vor den Flaschen und mischte etwas zusammen. Danach reichte er mir einen Becher.
„Probier, schmeckt gut.“ Er trank einen Schluck.
Als ich ansetzte roch ich den Alkohol deutlich raus, doch da ich vor Phil nicht wie die letzte Hinterwäldlerin dastehen wollte, trank ich.
Ich muss schon zugeben, es lockerte die Situation ungemein auf.
Als Phil uns nochmal eingeschenkt hatte, setzten wir uns auf die Treppe. Moritz hatte ganz oben Kisten hingestellt, damit keiner ins zweite Stockwerk ging, eine Stufe vor der Absperrung setzten wir uns hin.
„Sag mal, wieso warst du an dem einen Tag im Park bei mir. Das war doch kein Zufall.“, sagte ich den Satz, der mir schon so lang auf der Seele brannte, ich aber ohne den Alkohol niemals ausgesprochen hätte.
Er lächelte mich an. „Ich hab dich gesehen, als du die Straßen entlang gerannt bist. Hab gerufen, aber du hast nicht gehört. Irgendwann bist du dann in den Park eingebogen und dann hab ich dich gesucht, bis ich dich am Fluss gefunden habe.“ Er lachte am Schluss leise.
Mein Herz fing an zu pochen. Es war die wunderschönste Antwort die ich mir auf die Frage hätte vorstellen können. Oft genug hab ich darüber nachgedacht wie seine Antwort sein könnte. Er hätte ja nur so aus Zufall vorbeilaufen oder einfach nur Mitleid haben können.
Ich sah ihm in die Augen und er mir. Es war das erste Mal das ich nicht nach einer Millisekunden wegsah, sei es die Schuld des Alkohols oder weil ich einfach langsam wissen wollte wie es ist ihn… .
„Du hast wunderschöne Augen.“, seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Jetzt sah ich doch weg und lächelte. Sollte ich jetzt was darauf antworten? Er lachte auch und blickte auf seine Hände. In dem Moment bemerkte ich erst wieder die Musik und war kurz total vertieft in das Lied welches lief, als ich bemerkte wie nah mir Phil auf einmal gekommen war. Er hatte seinen Arm hinter mir abgestützt und berührte nun mit seiner Brust meine Schulter. Ich bemerkte dass er heute ungemein gut roch und drehte mich in seine Richtung. Nun berührte er mich zwar nicht mehr, aber ich konnte ihm in die Augen blicken, was noch viel schöner war.
„Ist ne gute Party hier.“, versuchte er die Stimmung aufzulockern, was uns beide zum Lachen brachte.
Wie aus dem Nichts hörten wir auch gleichzeitig wieder auf und sahen uns in die Augen. Langsam kam er näher und komischerweise überlegte ich diesmal kein Stück, was ich tun sollte. Ich wartete einfach ab bis seine Lippen vorsichtig meine berührten und sich ein unbeschreiblich wunderschönes Gefühl in meinem Bauch ausbreitete. Als würde irgendeine Bombe mit pinkem Glitter explodieren und alles einfärben. Alle Zweifel ob er mich wirklich mochte waren vergessen und ich genoss einfach nur den Moment.
Irgendwann gingen wir zu den anderen nach unten, von denen die meisten schon betrunken in der Ecke lagen. Phil hielt meine Hand, was mich unbeschreiblich glücklich machte. Im Moment war mir alles egal, Hauptsache Phil war in meiner Nähe.
Doch leider wurde dieser Abend zu einer…, naja… Eskalation klingt sehr dramatisch aber irgendwie trifft es das schon. Das begann so, dass Phil mir immer mehr Becher mixte, ich immer hemmungsloser wurde und wir uns, so gut ich mich erinnern konnte, sehr oft geküsst haben. Jedenfalls trank ich und trank ich. Mir blieben nur einzelne Wortfetze die Phil sagte im Kopf hängen. „Ich geh mit ihr hoch…ja zu seiner Schwester ins Zimmer…da sind wir alleine.“ Ein rotes Licht blinkte, Kisten wurden weggeschoben, eine Tür aufgemacht. Dann: totaler Filmriss.

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So Leute, ihr wundert euch bestimmt warum so lange kein Kapitel kam. Mit fehlte in letzter Zeit einfach die Lust und Motivation weiter zu schreiben, trotz euren tollen Kommentaren. Irgendwie hatte ich auch keine Ideen mehr und dann hab ich es lieber gleich gelassen, wie irgend en Müll zu fabrizieren. Ich hoffe ihr versteht das. Außerdem habe ich mir vorgenommen den Schwerpunkt des schreibens auf Hundert Wünsche zu legen, weil es einfach so unfassbar viele Menschen (Danke an alle <3) lesen. Also werde ich die anderen Büchern erst einmal fast nicht updaten.
Naja ich hoffe euch hat das Kapitel trotz der Verspätung gefallen. Lasst mir gerne ne Bewertung da.
Bis dann.

Lysell <33  

Hundert WünscheWhere stories live. Discover now