Kapitel 12

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Nachdenklich und ziemlich verwirrt lief ich nach Hause. Die Worte meiner Tante schwirrten mir immer noch durch den Kopf. War er wirklich eifersüchtig? Ich schüttelte leicht den Kopf. Das würde gar keinen Sinn ergeben. Ich meine wir sind Freunde. Da freut man sich doch für den anderen.
Plötzlich bemerkte ich wie schnell ich gerade die Straßen entlang lief. So als würde ich vor den tausenden Fragen in meinem Kopf wegrennen wollen.
Schnell schob ich das Thema zur Seite. Wenn Moritz meinte er müsse grundlos sauer sein, dann soll er eben. Obwohl es mir doch näher ging als ich zugeben wollte.
 Müde schloss ich die Haustüre auf. Es war kurz nach Acht. Meine Eltern saßen mit Toni im Wohnzimmer und schauten Fern. Ohne etwas zu sagen lief ich an ihnen vorbei, hoch in mein Zimmer wo ich mich todmüde aufs Bett schmiss. Erst jetzt wurde mir richtig bewusst was ich heute alles geschafft hatte.
Bei dem Gedanken an die Spinne bekam ich eine Gänsehaut. Ohne Phil hätte ich sie nie im Leben angefasst. Ich weis nicht was es ist aber irgendetwas an ihm hilft mir die unmöglichsten Dinge zu tun.
Glücklich und müde schloss ich meine Augen und schlief ein.

Ein lautes Geräusch lies mich hochschrecken. Es war mein Wecker der zu Boden gefallen war. Leicht rieb ich mir in den Augen und merkte plötzlich dass mein Herz unnormal schnell schlug. Ich hatte wieder diesen schrecklichen Traum. Doch heute war irgendetwas anders daran.
Reifen quietschen. Ein Auto fährt mit Höchstgeschwindigkeit die Böschung hinunter. Eine Frau schreit. Es ist wie als wäre ich die Kamera die alles filmt. Jedes Mal der gleiche Ablauf. Ich gehe näher an das Auto heran und sehe Bella dort liegen. Sie hat eine Wunde an ihrem Kopf und bewegt sich nicht. Wieder höre ich die Schreie der Frau, bis ich bemerke dass es Bella ist die Schreit. Manchmal ruft sie auch etwas. Ich kann nicht sagen was es ist, aber ich habe immer das Gefühl sie schreit meinen Namen. Ab diesem Zeitpunkt schlägt mein Herz die doppelte Geschwindigkeit und ich wache auf, doch heute war es anders.
In den Schreien von Bella konnte ich eine tiefe Stimme wahrnehmen. Als erstes war sie nur ganz leise zu hören, doch dann wurde sie immer lauter. Ich drehte mich um und sah in die Augen von Moritz.
„Beruhige dich, es wird alles gut.“, hatte er gesagt und sofort fühlte ich mich wohl. Ich hatte keine Angst weder Trauer mehr. Ich begann den Unfall zu akzeptieren, lief mit schnellen Schritten auf Moritz zu. Ich ließ diesen Unfall hinter mir und Bellas Schreie wurden leiser. Nun hörte ich deutlich meinen Namen den sie rief. Aber es war keine Verzweiflung in ihrer Stimme zu hören. Ganz im Gegenteil es beruhigte mich ungemein.
Immer näher kam ich Moritz und schloss ihn schließlich in meine Arme.
Ganz plötzlich fing mein Herz an schneller zu schlagen und ich spürte eine warme Hand an meiner Schulter. Aus irgendeinem Grund wusste ich dass es Bellas Hand war.

Weiter träumte ich nicht. Denn ich war von dem Geräusch des herunterfallenden Weckers wach geworden. Ich hatte ihn wahrscheinlich mit meiner Hand heruntergeworfen.
Ich hob ihn wieder auf und schaute in die hellerleuchteten Ziffern. Halb drei, zeigte sie an.
Ich versuchte wieder einzuschlafen, doch ich konnte nicht. Dieser Traum beschäftigte mich zu sehr. Warum war es gerade Moritz, der mich so ungemein beruhigte und warum schlug mein Herz plötzlich so schnell? Vielleicht wegen Bellas Hand auf meiner Schulter? Aber ich wusste doch nicht einmal dass es Bella war. Ich hatte sie ja schließlich nicht gesehen.
Unendlich viele Fragen flogen durch meinen Kopf, bis ich letztendlich verzweifelt aufstand und mit meiner Bettdecke zu Toni ins Zimmer schlich.
Die ersten Wochen nach Bellas Unfall, schlief ich immer bei Toni. Ihm machte es nichts aus, zumindest hatte er nie etwas erwähnt.
Leise legte ich mich neben ihn.
„Ich habe mit mir selbst gewettet dass du innerhalb einer viertel Stunde nach dem etwas auf den Boden gekracht ist, zu mir kommst.“ Ich zuckte zusammen, weil ich nicht damit gerechnet hatte das er wach war.
„Tut mir leid, ich hab schlecht geträumt.“ Meine Stimme klang heißer.
„Schon okay“, sagte er und drehte sich mit dem Rücken zu mir.
Sofort überkam mich die Müdigkeit. Ich weis auch nicht warum ich in diesem Zimmer besser einschlafen kann als in meinem eigenen. Das liegt bestimmt an irgendwelchen negativen Spannungen.

Hundert WünscheOnde histórias criam vida. Descubra agora