siebenundzwanzig

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Am Montag gehe ich wieder in die Schule. Ich hasse es, dass ich momentan so viel Unterrichtsstoff verpasse. Eigentlich war ich immer gut in der Schule, aber diese ganzen Lücken aufzuarbeiten, ist echt nicht einfach. Ich bin etwas verzweifelt, als ich mich nach den ersten Stunden auf den Weg in die Pause mache. An meinem Schließfach lehnt Josh. Unwillkürlich muss ich lächeln. Wie kann ein Mensch so verboten gut aussehen, ohne sich besonders dafür ins Zeug zu legen?

„Na? Wie war es bisher?", fragt er und macht Platz für mich.

Ich seufze auf. „Frag besser nicht. Ich habe viel zu viel verpasst.", sage ich.

„Oh du Arme, nicht mehr Klassenbeste?" Josh grinst spöttisch. Ich verdrehe die Augen und boxe ihm sanft gegen den Oberarm, muss aber lachen. In diesem Moment stößt Theo zu uns. Ich habe den Verdacht, dass meine Eltern ihn beauftragt haben, noch mehr auf mich aufzupassen – auch wenn ich nicht weiß, was das bringen soll und damit auch nicht wirklich einverstanden bin. Oder aber Theo hat sich von sich aus dazu entschieden. Tatsache ist, dass er ziemlich an mir klebt.

Zu dritt begeben wir uns in die Pause, wo ich erst einmal Theos und Joshs andere Freunde begrüße. Nachdem ich so lange im Krankenhaus war, haben wir uns ewig nicht gesehen.

Außerdem ist heute der erste Tag, in dem Josh und ich uns in der Schule als Paar zeigen. Bisher haben wir es noch nicht wirklich offensichtlich gemacht und uns weder geküsst noch viel Körperkontakt gehabt. Doch die Tatsache, dass das jetzt möglich wäre, fühlt sich für mich schon nervenaufreibend an. Ob sich das wohl schon rumgesprochen hat? Es ist ja mittlerweile kein Geheimnis mehr und es lässt sich nicht ausschließen, dass irgendwer von Joshs Freunden mit anderen darüber geredet hat und die es wiederum weitererzählt haben.

Mit einem Mal sehe ich immer mehr Menschen, die zu mir schauen und dann schnell wieder weg. Ob das an meiner langen Abwesenheit liegt? Oder an Josh und mir? Unbehaglich verschränke ich die Arme vor der Brust. Ich mag diese Aufmerksamkeit nicht.

Josh stupst mich mit dem Ellbogen leicht in die Seite und ich wende ihm meinen Blick zu. „Was ist los?", fragt er stirnrunzelnd.

„Was soll denn sein?", erwidere ich.

„Du siehst aus, als würdest du dich gerade ziemlich unwohl fühlen.", stellt er fest, womit er es sehr gut trifft.

Ich seufze und blicke um mich. „Ich mag diese Aufmerksamkeit nicht. Ich habe das Gefühl, dass alle mich anstarren."

Josh blickt sich kurz um, dann wendet er sich wieder mir zu. „Niemand starrt dich an." Er legt einen Arm um mich. „Und selbst wenn – sollen sie doch alle wissen, dass du zu mir gehörst, und sich das Maul darüber zerreißen." Mit diesen Worten legt er seine Lippen auf meine und gibt mir einen kurzen Kuss. Kurz versteife ich mich, doch insgeheim freue ich mich auch ein bisschen.

„Leute, bitte!", kommt es von Theo. „Langsam gewöhne ich mich zwar an euch, aber ihr müsst es auch echt nicht überstrapazieren."

Ab diesem Zeitpunkt ist es mir mehr und mehr egal, was die anderen denken. Josh hat Recht – sollen sie sich doch ihr Maul zerreißen.

***

Nach der Schule gehe ich zum ersten Mal mit zu Josh, ohne dass ich mir Gedanken darüber machen muss, wie ich das am besten vor meiner Familie geheim halte. Es ist schön, dass wir endlich mal wieder Zeit zu zweit verbringen können, ohne dass die Gefahr besteht, dass jeden Moment entweder Krankenhauspersonal, meine Eltern oder mein Bruder ins Zimmer platzen.

Zuerst kochen Josh und ich gemeinsam Mittagessen. Während ich dabei bin, das Gemüse klein zu schneiden, füllt Josh einen Topf mit Wasser. Ich lasse das Messer sinken, als Josh plötzlich von hinten seine Hände an meine Taille legt und mich an sich zieht.

„Was machst du?", frage ich leise. Josh hat sein Gesicht an meinem Hals vergraben.

„Ich muss dir kurz nah sein.", murmelt er an meine Halsbeuge. „Das habe ich vermisst – dir nah zu sein, ohne Menschen um uns herum."

Ich schließe für einen Moment die Augen und lehne mich an ihn. Ich habe das auch vermisst, und wie. Josh schafft es einfach, alle Anspannung aus meinem Körper weichen zu lassen.

Joshs Hände wandern unter meinen Pullover, wo er sanft über meine nackte Haut streicht. Seine Lippen wandern über meinen Hals. Federleicht küsst er mich dort. Ich seufze leise auf. Als er meinen Po berührt, muss ich mich an der Arbeitsplatte abstützen. Immer noch schafft er es, dass ich scheinbar jegliche Kontrolle über meinen Körper verliere, wenn er mich so berührt. Seine Hand wandert unter den Bund meiner Hose und berührt mich zwischen den Beinen. „Oh Gott, Josh... Was machst du?", bringe ich hervor.

Seine Lippen sind direkt an meinem Ohr. „Ich würde gerade sehr gerne mit dir schlafen."

Ich schlucke. „Ich auch mit dir." Dass wir das letzte Mal Sex hatten, ist Wochen her – das war noch vor meinem Krankenhausaufenthalt, vor der Party. Beinahe hätte ich vergessen, wie gut es sich anfühlt, von Josh angefasst zu werden.

Wir verschieben das Kochen auf später und gehen in Joshs Zimmer – das Essen kann warten, das hier gerade nicht. Noch bevor wir im Bett landen, macht Josh sich an meinem Pullover und meiner Jeans zu schaffen und ich tue es ihm gleich. Schließlich drückt er mich sanft, aber bestimmt auf die Matratze und beugt sich über mich, um mich zu küssen. Es ist ein stürmischer Kuss. Wir Beide haben das hier vermisst.

Seine Finger wandern meinen Oberkörper hinab unter meine Unterhose und dringen in mich ein. Ich schließe die Augen und kralle meine Hand in die Bettwäsche. Josh weiß genau, was er dort unten tun muss.

„Bereit?", fragt er schließlich, nachdem er sich ein Kondom übergestreift hat. Ich habe kaum genickt, da dringt er in mich ein – weniger sanft als beim letzten Mal, aber diesmal bin ich völlig entspannt und vorbereitet auf das Gefühl. Trotzdem tut es wieder kurz weh. Mir entfährt ein Stöhnen, was Josh nur noch mehr anzuheizen scheint. Es ist kein langsamer Sex, sondern pures Verlangen.

„Schau mich an.", sagt Josh mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldet. Ich öffne die Augen. Joshs Augen funkeln, sein Kiefer ist angespannt, während er mich weiter nimmt. Verdammt, sieht dieser Mann gut aus.

„Ich glaube, ich komme.", bringe ich noch hervor – doch so weit kommt es nicht. Kurz davor zieht Josh sich zurück, dreht mich um und dringt dann von hinten in mich ein. In meinem Orgasmus breche ich schließlich zitternd zusammen. Nur Joshs Griff an meiner Hüfte hält mich noch. Ohne Erbarmen dringt er weiter hart in mich ein, bis auch er schließlich kommt. Dann lässt er sich neben mich fallen.

Eine Weile liegen wir regungslos da, wir sind beide völlig erschöpft. Mein Herz, das davor noch am Rasen war, beruhigt sich langsam wieder. Josh legt seine Hand an meinen Hinterkopf und zieht mich an sich. Ich lege meine Hand an seine Brust, die sich langsam hebt und senkt. Darunter kann ich seinen Herzschlag spüren. So nah wie ihm habe ich mich noch nie einem Menschen gefühlt.

„Das war ziemlich gut.", sage ich nach einer Weile.

Ich kann hören, wie Josh schmunzelt. „Oh ja, das war es." Er macht eine kurze Pause. „Ich hoffe, ich war nicht zu... fordernd."

Ich schüttele sofort den Kopf. „Warst du nicht, wirklich." Klar war es anders als beim letzten Mal – aber irgendwie war es in diesem Moment das richtige.

controlWhere stories live. Discover now