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Pov Luc

Ich hatte von meiner Mutter erzählt. Aber nicht warum sie sich umgebracht hat, oder weshalb ich in Therapie war. Das war wohl genug Geheimnisoffenbarung für den Anfang. War das überhaupt das was Pete gewollt hatte? Weil danach war es still. Still war besser als wenn er abgehauen wäre und irgendwann hatte er mich einfach zu sich gezogen.

Mein Kopf lag mittlerweile auf seinem Oberkörper und seine Hand Strich immer wieder über meine Schulter. Es war verdammt beruhigend. Das beste daran war aber, dass er blieb. Er hätte gehen können, so wie viele andere in meinem Leben, aber er blieb einfach. Wie Tom. Egal was ich tat oder was ich ihm erzählte, er blieb auch immer. Aber bevor ich Pete mein größtes Geheimnis und gleichzeitig mein größtes Problem offenbarte, musste noch einiges passieren.

Das letzte Mal als ich es jemanden erzählt habe, war es der Sohn meiner Pflegeeltern und kaum machte ich nicht das was er wollte, hatte er es überall rumerzählt. Zwei Tage später hatte ich neue Pflegeeltern. Warum hieß das eigentlich Pflegeeltern, schoben Eltern einen auch beim ersten Problem wieder ab?

Ok meine Probleme waren etwas größer als normale Probleme, aber da war ich auch nicht der einzige auf der Welt. Und ich gab mein bestes. Ich versuchte immer alleine klar zu kommen, hielt mich an alle Regeln, nahm keinen Alkohol und keine Drogen. Meine Medikamente nahm ich immer selbstständig und kaufte sie mir sogar alleine. Ich verpasste keine einzige Therapiesitzung und meine Noten waren auch ok.

"Meinst du, du bekommst deinen Dan überzeugt, dass du mit auf die Party darfst?"
"Ich darf nicht."
"Aber das ist meine erste Party hier und da muss mein Freund dabei sein. Ich frag ihn einfach."

Ehe ich antworten konnte, legte er meinen Kopf aufs Kissen und war schon aufgesprungen. Schon war ich alleine. Dan überzeugen... Der sagte immer ja. Er erlaubte alles. Das Hausarrest gab es auch nur, damit ich zuhause meine Ruhe haben konnte. Ich durfte auch zur Party, aber ich verbot es mir selbst, weil ich auf einer Party definitiv die Finger nicht vom Alkohol lassen konnte und den sollte ich meiden. Schizophrenie und betrunken.. Ganz schlechte Kombi.

Da kam ich nur wieder raus, wenn Dan nein sagte, aber so wie ich ihn kannte, würde er dies nicht machen.

Komm schon.. Du willst es auch... Endlich wieder Feiern. Wie lange hattest du das jetzt nicht mehr? Zwei Jahre? Die Musik, der Rausch. Die Nacht durch machen. Heiße Typen. Du willst es. Dich endlich wieder frei fühlen. Sex, Drugs und Rock'n Roll. Wie früher.

"Ich hab einen Freund und will den ganzen Scheiß nicht mehr! Ich sag ihm das jetzt."

Versager. Versager. Versager.

Immer wieder halten diese Worte durch meinen Kopf. Ich wollte das nicht. Diese scheiße. Ich wollte nicht auf die Party... Oder? Wollte ich doch? Ich vermisste es wirklich... Wie sollte man denn klar denken, wenn da immer einer ist der dir was anderes zuflüstert?

"Fuck man! Halt die Fresse!"
"Luc?"

Natürlich. Genau in dem Moment wo ich rum schrie musste Pete wieder kommen. Ich saß immer noch auf dem Bett, meine Beine hatte ich angezogen, meine Finger hatten sich in meine Haare gekrallt mein Blick war stur auf den Boden gerichtet. Tief durchatmen. Alles ist gut.

"Er kommt gleich... Ich mach das schon."

Ich hörte Casey. Die Tür ging zu, jemand setzte sich zu mir und löste ganz langsam meine Hände. Anschließend zog sie mich in ihre Arme und streichelte einfach eine weile über meinen Kopf.

"Es ist alles gut Luc... Shh... Alles gut.. Du musst nichts... Hey... Guck mal die Sonne scheint."

Ganz langsam hob ich meinen Kopf und sah zum Fenster. Die Sonne schien tatsächlich in mein Zimmer und ließ meine CDs glitzern. Warum saß ich schon wieder hier? Warum konnte nicht einfach mal etwas gut sein?

"Wenn du hier bleiben willst ist das ok. Aber wenn du zur Party willst, dann sag ihm, dass er auf dich aufpassen soll."

Ein leichtes nicken meinerseits und so langsam spürte ich wie sich alles in mir entspannte und mit einem weiteren Nicken stand ich auf.

"Die einzige Frage ist noch, was ziehe ich an das ich gut aussehe, aber nicht gay?"
"Das finden wir."

Cas lachte direkt und stand ebenfalls von meinem Bett auf. Zusammen suchten wir was zum anziehen aus meinem Klamottenhaufen, irgendwann kam auch Pete dazu Und machte einfach mit. Sodass wir am Ende beide mit einem Outfit da standen und er nur noch Stunden brauchte, um seine perfekten Löckchen noch perfekter zu legen. Wie auch immer er das machte. Er sah unglaublich aus. Wie hatte ich das verdient?

Gar nicht.

Ruhe. Meine Kopfhörer ließ ich liegen. Dan hatte es tatsächlich erlaubt. Was auch sonst. So saßen wir noch kurz vorher zusammen in der Küche und aßen Tacos. Nebenbei nahm ich zur Sicherheit noch ein paar meiner Tabletten. Sicher war sicher. Alles auf einmal war auch nicht sicher, aber ich konnte es gut differenzieren, welche ich zusammen nehmen durfte und welche nicht. Mache ich ja nicht erst seit kurzem.

"Die sind richtig gut."
"Dan hats drauf."
"Danke Jungs, aber die waren eigentlich für mein Date."

Mein irgendwie Vater kam zu uns und richtete dabei gerade den Kragen seines Hemdes. Hatten wir ihm wirklich sein Date weggegessen? Naja, es war einfach zu gut, also wäre das beim Date gewesen, hätte er sie definitiv rum bekommen. Schwacher Trost.

"Pete, du hast meine Nummer. Wenn etwas ist, oder ihr nach Hause wollt, ich hol euch um jede Zeit der Welt ab. Mit deinen Eltern ist auch alles geklärt, du kannst hier schlafen. Ich wünsche euch beiden viel Spaß und ich steh nicht ganz so drauf, wenn ihr euch in meinem Haus übergebt... Das ist widerlich."
"Danke Mr... Dan meine ich."

So schlecht war Dan eigentlich gar nicht. Könnte ich mir selbst einen Vater basteln, dann wäre er sicher schon richtig nah dran. Vielleicht wäre meiner nicht ganz so cool und würde richtige Regeln haben, aber sie waren sich sehr ähnlich. Aber ich war echt froh darüber dass es keine Pflegemutter mehr gab, denn ich hatte nur eine Mutter und das war meine. Die konnte keiner ersetzen. Auch wenn sie meistens nicht bei klarem Verstand gewesen war, so hatten wir auch wirklich tolle Momente miteinander gehabt.

Aber wegen ihr weiß ich auch was irgendwann auf mich zu kommt. Ich hatte diese scheiß Krankheit von ihr vererbt bekommen, beziehungsweise war es bei mir vorprogrammiert. Es musste nur der Auslöser her und schon setzte sich alles in Gang. Mit 13 hatte ich mit meinem damaligen Pflegebruder öfter mal gekifft, zumindest vermutet Tom, dass das der Auslöser war. War nicht meine beste Pflegefamilie. Wollten jemanden damit ihr verzogener Sohn sozialer wird und lernt mit einem Geschwisterkind umzugehen, aber ohne über irgendwas nachzudenken.

Ich bin ja kein Spielzeug, was man an und aus stellt, geschweige denn, dass ich heile bin. Aber lieber so, als so ein scheiß Kind wie der.

KopfvollWhere stories live. Discover now