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Pov Juli

Die restlichen Tage bis Luc wieder weg musste, verliefen ganz normal. Also... Mein normal. Hieß... Henry hatte ein Date mit meiner kleinen Sis und ich beschattete sie falls er sie einfach küsste oder so... Großer Bruder und so. Immerhin war sie immernoch meine kleine. Ein halbes Kind.

Nur als ich an diesem Morgen aus meinem Zimmer kam, war Casey schon weg, weshalb ich  mit dem Kaffee in der Hand rüber zu Dan und Co ging. Nur als ich die Küche betrat..

"Du hast da was.."

Standen Tom und Dan ziemlich dicht zusammen an der Küchentheke... Ziemlich nahe... Wobei Tom hinter Dan stand... Und... Jetzt wurde mir so langsam klar... Weshalb die beiden immer gleichzeitig Dates hatten...

"Fuck it.."

Augenblicklich nahmen die beiden Abstand von einander und während Dan beschämt weiter an dem Mittagessen kochte, musterte Tom mich schon wieder als hätte ich was angestellt. Wie immer also.

"Deine Aussprache ist im Gefängnis nicht wirklich besser geworden."
"Ach.. Sechs Jahre Knast und drei Monate aufm Bau... Macht nichts mit einem.. Keine Sorge. Ich bleib dein Rabensohn. Aber diese gay vibes müsst ihr mir erklären. Immerhin hast du Dans Frau geschwängert und sowas... Wenn ich mich richtig entsinne..."
"Sei still. Luc ist oben."

Bevor mal wieder einer von uns beiden an die Decke ging so wie früher, leerte ich meine Tasse in einem Zug, stellte sie auf den Tisch und ging in Lucs Zimmer. Der blonde Junge lag mal wieder nur in seinem Bett. Nicht mehr so wie der Junge, den ich kennen gelernt hatte, der quicklebendig durch die Gegend sprang. Aber neben seinem Bett standen auch schon seine gepackte Tasche und der Rucksack. Würde ich jeden Tag nur darauf warten wieder in den Knast zu müssen, wäre ich auch so drauf.

"Also Buddy... Ich weiß du gehst nicht in den Bau... Aber ich muss ein paar Dinge klarstellen."

Damit schloss ich die Tür, zog den Stuhl ans Bett und setzte mich verkehrt herum auf diesen. Sodass ich mich auf der Rückenlehne abstützte und über diese hinweg meinen irgendwie Bruder musterte.

"1. Tabletten nimmst du nur von deinem Arzt. Ich weiß die sind geil zum dealen, aber das verlängert deinen Aufenthalt. 2. Nimm keine fremden Getränke entgegen. Da drin sind alle nicht ganz klar im Kopf und egal wie niedlich sie gucken, hinter jedem Lächeln kann ein Monster stecken. 3. Sag mir bescheid wenn einer Stress macht. Hier habs modifiziert."

Mit einem grinsen hielt ich ihm sein Funkgerät hin. Erst jetzt setzte er sich auf, um es genauer anzusehen. Ich hatte es im Keller gefunden und repariert. Wir hatten nachts beide Probleme mit dem Schlafen und so redeten wir manchmal stundenlang miteinander, ohne das es jemand anderes mitbekam.

"80 Kilometer Reichweite. Sollte bis zur Klinik reichen. Aber sags keinem, ich glaub so alter Militärkram ist in so Einrichtungen nicht sooo gerne gesehen."
"Warum warst du im Gefängnis?"
"Ich hab Autos geknackt und rennen veranstaltet, um Toms Aufmerksamkeit zu bekommen. Hab ich nie. Also ja war schwachsinnig. Hab mir die Zukunft verbaut. Mit 14 in den Bau und mit 20 wieder raus. Du bist der beste Buddy den man haben kann Luc. Vergiss das nicht."
"Weißt du Juli... In meinem Leben hatte ich schon echt viele Brüder.. Die jeder für sich, mein Leben ein Stück schlechter gemacht haben... Aber du... Der mit der miesesten Vergangenheit... Der erst zuschlägt und dann denkt... Bist ein großer Bruder wie man ihn braucht. Cas kann froh sein, dich zu haben."

Nachdenklich betrachtete ich den blonden jungen vor mir. Casey hatte soetwas erzählt. Das Luc zwischen den Pflegefamilien gewandert ist wie ein Pokal... Ein Negativpokal. Luc sprach nicht darüber was passiert war, nicht mal mit Tom, nur das jeder für sich die Hölle war. Irgendwie konnte ich mir das gut vorstellen. Komplett auf sich allein gestellt, obwohl man eigentlich so viele Menschen um sich hatte, die offiziell für einen da sein sollten. Das war im Knast nicht anders als im normalen Leben. Die Menschen die helfen sollten, sahen entweder weg oder machten mit.

KopfvollWhere stories live. Discover now