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Pov Fynn

"Wann wollt ihr eigentlich wieder zurück nach London? Hast du keine Patienten und Andrew eine Firma zu führen?"

Tom half mir beim Tisch abräumen, doch bei seiner Frage sah ich dann doch von dem Geschirr zu ihm und dann zu kurz zu meinem Mann.

"Eigentlich morgen, aber da jemand ganz bestimmtes hier im Raum jetzt ein Verfahren am Hals hat, dürfen wir vermutlich nicht ausfliegen."
"Redest du von mir?"
"Nein Schatz. Ich meine alle anderen, die gestern Nacht einem Polizisten eine rein gehaun haben."
"Dann ist ja gut."

So oft wie ich bei ihm meine Augen verdrehen könnte, wären sie vermutlich schon raus gefallen. Sarkasmus. Noch so ein Fremdwort für meinen Mann. Ohne ein weiteres Kommentar wandte ich mich wieder meiner Arbeit zu und trocknete mit Tom ab. Ähnlich wie in seinem Haus vor ein paar Tagen.

"Eigentlich müsste die Anklage schnell zu Fall gehen, er ist eindeutig Schuldunfähig. Das wären nur unnötige Kosten. Ein paar Tage, dann sollte das geregelt sein. Ich werde mich mal umhören, mit Luc hatte ich die Probleme ja auch schon."
"Aber Luc ist minderjährig."
"Ist in unserem Strafrecht egal. Hätte er jemanden umgebracht... Wegen Pepe... Wäre er entweder lebenslang in die Psychiatrie gekommen.. Und damit meine ich eine richtige mit 24 Stunden ruhig stellen.. Oder aber auch Hinrichtung. Egal wie alt er ist. Das liegt dann nur an dem Richter und den Geschworenen."
"Euer Rechtssystem ist scheiße."

Der Mann neben mir lächelte kurz etwas und ging dann zurück zu Andy und Luc. Ich beobachtete das ganze etwas. Wie konnte er mit den beiden so liebevoll und fürsorglich umgehen und Juli... Wurde komplett von ihm ignoriert.. Wobei er doch sein Sohn war. Ich würde das nie verstehen.

Seit dem waren zwei Wochen um.

Wir waren immernoch bei Joe, zurück in die Villa hatten wir beide nicht gewollt. Dafür hatte Tom uns sein Gästezimmer angeboten. Wir durften bei ihm wohnen, und sein eigener Sohn schlief freiwillig bei Joe auf der Couch? Ich hatte dem ganzen nur zugestimmt, um herauszufinden was es damit auf sich hatte. Naja und ich konnte per skypt weiter arbeiten. Tom hatte nämlich wlan im Gegensatz zu Joe.

Also konnte ich tagsüber in der Küche sitzen und meine Termine abhalten, viel besser als alle zu verschieben. Immerhin ging es hier nicht um eine Impfung oder einen Fototermin, sondern um Menschen, die schwerwiegende psychische Erkrankungen hatten. Das sollte und konnte ich nicht um Wochen verschieben, nachdem ich eigentlich schon drei Wochen Urlaub um hatte.

Praktisch war auch, dass ich tatsächlich einen Kollegen nebenan sitzen hatte, den ich bei Fragen zu Rate ziehen konnte. Ähnlich wie in meiner Gemeinschaftspraxis. Ich lernte gerne von anderen. Sonst würden mir die ganzen Facts ala Andy auch auf die Nerven gehen. Oder seine ständige Besserwisserei. Entweder man liebte oder man hasste es und lieben war definitiv einfacher.

"Hey Andy, da bist du ja, hast du mein Ladekabel gesehen? Mein Handy ist zwar nicht leer, aber ich muss wissen wo es ist und... Oh. Du arbeitest..."

Das gehörte wohl genauso zum Homeoffice. Während ich skypte, lief mein Mann, nur mit einem Handtuch bekleidet durch die Küche, machte Kaffee, nahm sich was zu essen, redete und kam dann zu mir um über meine Schulter wirklich nochmal zu prüfen, ob ich tatsächlich arbeitete oder irgendwas zockte.

"Dein Mann ist echt Hot."
"Aber auf den Bildern in deinem Büro hat er mehr an."
"Wir können das auch später fortführen."
"Kann man ihn sich ausleihen?"
"Du arbeitest ja tatsächlich. Hey Kollegen von Fynn. Wie läufst mit der Arbeit?"
"Musst du nicht auch arbeiten Andy?"
"Ja.. Eigentlich schon... Aber ich hatte keine Lust, darum läuft das Meeting weiter während ich meinen Gameboy suche."
"Ich dachte das Ladekabel.."
"Das auch."
"Ich melde mich später nochmal. Tut mir leid."

KopfvollWhere stories live. Discover now