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Pov Fynn

Zehn Minuten stand ich unter der Dusche und als ich wieder raus kam.. War Andy weg. Einfach weg. Auf dem Boden um sein Kissen verteilt lagen Aufzeichnungen, Statistiken, Bilder, aufgeschlagene Bücher. Von Blumen bis Autos war alles mögliche an Informationen dabei und ich verstand nichts. So war das oft.

"Andy?"

Keine Antwort. Stattdessen fand ich einen Klebezettel. Bin weg. Super. Ich wusste nicht wohin, nicht wie lange, nicht weshalb. Eben hatte er noch über seinen Aufzeichnungen gesessen und wie wild recherchiert und jetzt war er einfach weg. Mit einem Seufzen und einem Kaffee in der Hand setzte ich mich auf das Kissen und versuchte nachzuvollziehen was hier in den letzten zehn Minuten passiert war. Aber Andy... Wenn er im Hype war... Dachte so wild und verrückt, da kam nicht mal ich hinterher.

Dabei kannte ich ihn nun seit mehr als sieben Jahren und studierte jede seiner Eigenschaften ausführlich. Um ehrlich zu sein, er war für meine Hausarbeiten oft das perfekte Fallbeispiel. Sogar sein Laptop war noch an... Sein Laptop. Das hieße doch er war mit dem Browser seines Handys verbunden und dort suchte er ständig alles was er im Kopf hatte, um nicht zu explodieren.

Das war definitiv richtig krasses eindringen in seine Privatsphäre.. Aber ich war sein zukünftiger Mann und der Laptop war an... Ich meine er könnte auch entführt worden sein. So sah ich die letzten Tabs durch. Wikipedia. Jedipedia. Biersorten mit dem höchsten Alkohol. Einreisebestimmungen Ägypten. Ein Ferienhaus in Schweden. Ein paar shoopingseiten... Alles in den letzten zehn Minuten zum letzten Mal aktualisiert. Ok gut. Emails. Tatsächlich die letzte war eine Buchungsbestätigung für einen Flug nach Amerika. Zu seinen Eltern. Spontan.. Das stand unter keinem guten Stern... Beim letzten Mal hatten wir ihn wochenlang drauf vorbereitet und trotzdem war es leicht außer Kontrolle geraten... Eine Panikattacke, Sex mit dem Freund seines Bruders, zehn kaputte Teller, ein Cousin auf der Flucht. Leicht eskaliert.

Ok gut. Ich buchte mir den nächsten Flug auf der gleichen Route und packte unseren Koffer. Seiner war auch noch da, also musste ich wohl Sachen für ihn mit einpacken. So wie ich ihn kannte, hatte er seine Rucksack, die Hälfte seiner Medikamente, Handy, Portemonnaie, Konsole und Teddy eingepackt. Vermutlich noch zwei Mützen und ein paar Wechselsocken, aber den Rest durfte ich einpacken.

So stieg ich ein paar Stunden später aus dem Flieger und musste ein paar Mal durch die Kontrollen. Zum einen weil ich ein X bei meinem Geschlecht im Pass stehen hatte, zum anderen weil mein langer Mantel einzeln kontrolliert werden sollte ebenso meine Stiefel, dann gab es noch meine Ringe und die Medikamente in meinem Koffer wurden mit meiner Berechtigung verglichen. Bis ich schließlich einen Kurzvortrag halten durfte wieso ich dieses Land mit meiner Anwesenheit beehren will.

Am Ende betrat ich mit Sack und Pack, in meinem Bodenlangen schwarzen Mantel, Schiebermütze und Sonnenbrille den amerikanischen Frühsommer. In London war es Spätfrühling mit wunderbaren Regen und Nebel, aber hier.. Wurde selbst mir warm.

"Taxi!"

Ich hob meinen Arm.. Aber ja.. Nicht London. Gab es hier überhaupt Taxis? Doch. In gelb. Crazy.

"Ja, Sorry man, die stehen nicht so auf punk. Mich lassen die auch nicht rein."

Schweigend musterte ich den Schwarzhaarigen Teenager neben mir, der sich tatsächlich den Style mit mir zu teilen schien. Nur statt Schiebermütze mit einigen Piercings. Die waren in meinem Job leider nicht ganz so erwünscht. Die Tattoos waren schon aller höchste Gefühle. Er grinste etwas und rauchte dann weiter. Neben ihm stand ein schwarzer Koffer, voll mit Stickern und Zeichnungen. Wir mussten sicher komisch aussehen.

"Ich heiß Paul. Bin grad aus der Juniorklapse ausgebrochen und nehme den nächsten Flieger egal wohin."
"Ich denke eher entlassen, wärst du ausgebrochen, würden die Bullen hinter uns dich längst mitnehmen."
"Ja.. Kann auch sein... Bist wohl vom Fach."
"Kann man so sagen. Viel Erfolg."

KopfvollOnde histórias criam vida. Descubra agora