W

5 3 2
                                    

Pov. Juli

Das Haus war leer und still als ich nach der Arbeit nach Hause kam. Die Sonne war längst weg und so machte ich mich einfach nur noch Bett fertig, statt alleine irgendwas zu machen. Das war es eben. Arbeit, schlafen, essen. Bevor ich mich endgültig ins Bett legte, nahm ich mein Funkgerät noch einmal in die Hand. Wie lange hatten wir nicht mehr gesprochen.. Langsam drückte ich auf den Knopf und hörte einem Moment dem Rauschen zu, ehe ich anfing zu erzählen.

"Hey Luc. Ich weiß sie haben dir das Funkgerät weggenommen... Und deshalb hörst du mich nicht. Aber ich muss einfach mit jemanden reden.. Hier ist ja niemand mehr. Du bist weg. Henry wohnt bei Pete und Casey ist vorgestern ausgezogen... Sie fängt jetzt ihr Studium in der Stadt an. Das wollte ich erzählen... Ich vermisse euch so... Es ist echt frustrierend jeden Tag Tom zu sehen, der seine schlechte Laune an mir aus lässt... Diesmal bin ich doch wirklich nicht dafür verantwortlich... Oh Luc... Ich hoffe dir geht es einigermaßen gut... Keine Ahnung ob du es weißt... Aber... Das hat doch keinen Sinn... "

Mit einem seufzen legte ich es weg und Strich kurz über mein Gesicht. Fünf Monate. Fünf fucking Monate war Luc jetzt weg und alles hatte sich verändert. Nichts war mehr wie vorher. Anfangs war Pete noch ab und an hier und sie hatten über das Funkgerät miteinander sprechen können, aber nach zwei Wochen hatten sie es bei Luc gefunden.. Seitdem nichts mehr.

Zu den Besuchen durften wir nicht. Die letzten Wochen wurde es immer wieder abgesagt. Zweimal stand ich schon vor der Klinik und hatte überlegt einfach rein zu gehen und ihn raus zu holen, aber.. Das war sinnlos. Alles war sinnlos. Da wünschte man sich beinahe wieder selbst eingesperrt zu sein. Der perfekt geplante Tag, Menschen um sich rum, ok hier und da bisschen Stress, aber besser als gar kein Kontakt.

"Da bist du ja. Ich hab dich gesucht."

So viel zu Kontakte. Joe kam ins Zimmer und setzte sich zu mir aufs Bett. Sein Blick landete ebenso wie meiner auf dem Funkgerät, einen Moment dauerte es, bis er verstand was es damit auf sich hatte. Wir hatten es niemanden erzählt. Nur Pete, Luc und ich wussten davon.

"Deshalb wurde der Besuch verboten... Sie haben es bei ihm gefunden..."
"Tut mir leid..."
"Ich vermiss ihn auch... Heute wäre der erste Geburtstag, den er miterleben dürfte.. Und jetzt.. Ist er eingesperrt und niemand weiß was los ist."

Geburtstag.. Scheiße... Meinen 18. Hatte ich auch hinter Gitter verbracht, aber ich war daran gewöhnt.. Kannte beinahe nichts anderes mehr... Er hingegen... Hat so viel besseres verdient.

"Joe? Ist es komisch.. Wenn ich wieder eingesperrt sein will? Das Leben hier.. Ist irgendwie nichts für mich... Alleine... So viel Stress... So viele Menschen... Chaos.. Unendliche Freiheit... Das... Ich glaube ich Pack das einfach nicht."

Ich konnte sehen wie der Mann neben mir mich ansah und konnte selbst nicht anders als zu seufzen. Eigentlich war Tom dafür da sich sowas anzuhören.. Aber wir hatten noch nie einen besonders guten Draht zueinander. Vermutlich würde er sagen, daß ich zurück in den Knast gehen soll, wenn ich es so vermisse.

"Das ist etwas Strange, aber tatsächlich.. Ich kanns verstehen. War echt schwer hier draußen wieder anzukommen. Wir schaffen das schon. Also, weshalb ich eigentlich hier bin... Henry ist abgesprungen und ich brauch eine Bedienung für heute Abend."
"Ich bin Bauarbeiter.."
"Genau. Du hast einen mega Body, kannst Dinge tragen und behälst trotz Chaos den Überblick."

Das sollte wohl ein Kompliment sein.. Es heiterte mich nicht wirklich auf, dennoch machte ich mich fertig für den Club. Auch wenn ich das ganze dort nicht verstand, aber arbeiten war besser als alleine rum zu sitzen. 10 Stunden auf dem Bau.. Jetzt noch 6 im Club... Morgen früh um 6 wieder los... Das sollte machbar sein. Als ich aus dem Bad wieder kam, hatte Joe mir bereits Sachen raus gelegt. Scheinbar waren nicht all meine Sachen für den Club annehmbar, und wartete unten auf mich.

KopfvollWo Geschichten leben. Entdecke jetzt