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Pov Pete

Wenig später fanden wir uns in einer Art kleinem Wohnzimmer wieder. Ohne groß zu wissen was ich machen sollte, ließ ich mich in einen Stuhl an der Tür fallen und beobachtete die beiden einfach. Bis Dan hier war konnte es noch etwas dauern. Immerhin war es schon nach Mitternacht.

Der Barkeeper verfrachtete meinen Freund auf ein Bett, aber nicht so wie man vielleicht dachte. Nein. Er legte ihm die Decke um, da Luc nicht mal mehr sein Shirt trug, setzte ihm Kopfhörer auf und setzte sich einen Moment an den Schreibtisch. Dort machte er irgendwas an seinem Laptop und wenig später bewegte sich Lucs Kopf im Rhythmus der Musik. Deshalb gab es die Kopfhörer. Das musste ich mir merken.

Zwischen Joe, oder wie er hieß, und mir blieb es still. Ich spürte seinen Blick auf mir aber meiner war erst bei Luc und dann am Boden. Okay, als er sich dann umzog konnte ich meinen Blick doch nicht länger abwenden. Verdammt... Dafür würde ich noch Nächtelang träumen... Ein Traumkörper offenbarte sich mir da. Vom feindefinierten Sixpack bis zu dem drei Tage Bart war es einfach nur die reinste Perfektion.

"Du gibt's mir voll die Daddy Vibes... Dabei lass ich mich never ever toppen..."

Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Er hielt inne und statt sich weiterhin ein neues Shirt aus dem Schrank zu suchen, drehte er sich wieder zu mir um. Einen Moment sahen wir uns einfach nur an und wäre Luc nicht gewesen, ich schwöre bei Gott eventuell... Hätte ich diesen Traum von einem Mann über mich bestimmen lassen.

"Und du hast zu wenig betrunken um überhaupt über soetwas nachzudenken."
"Ich kann nichts dafür, dass du verdammt heiß bist."
"Ich kann nichts dafür, dass du 17 und ich 35 bin. Abgesehen davon, hast du hier deinen Freund sitzen und solltest zu euer beiden Wohlergehen an etwas anderes als das denken, was gerade in deinem schrägen Teenagerhirn rum geistert."

Hatte er mich gerade gekorbt ohne das ich überhaupt angefangen hatte? Aber er hatte recht. Ich hatte zu wenig getrunken. Die nächste Party war bei irgendwem zuhause und dann galten die öffentlichen Alkoholregeln nicht.... Nur sollte Luc dann nicht mit... Oder wir beide nichts trinken... So oder so waren meine Überlegungen scheiße.

So schwiegen wir wieder und als Dan rein kam, saß Joe angezogen an seinem Schreibtisch. Scheiße gab der mir Vibes. Ich würde hundert pro von ihm träumen. Seit wann stand ich auf alte Menschen? Das soll nicht fies klingen, aber er war doppelt so alt wie ich und einfach der perfekte Augenschmaus.

"Alles gut?"

Dan musterte erst mich, ging dann zu Luc, der mittlerweile zum Glück schlief und hob ihn hoch. Doch als er dann zu dem anderen Erwachsenen sah, entging mir nicht sein Killerblick. Oh wenn Blicke töten könnten, wäre der Hottie jetzt vom Stuhl gefallen und hätte niemals mehr das Sonnenlicht gesehen. Aber das war nur Dans Meinung. Joe wirkte ausgesprochen freundlich, oder versuchte es, oder sagte einfach nichts mehr.

Vielleicht hätte ich ihm meine Nummer geben sollen... Nein. Das wäre total bescheuert. Er hatte mich vollkommen gekorbt und ich sollte das akzeptieren. Irgendwie. Im Auto saßen Luc und ich auf der Rückbank, wobei mein Blondie eher in meinen Armen lag. Meine Finger Strichen immer wieder durch seine flauschigen Haare und einen Moment fragte ich mich wirklich wie er das machte. Ich hatte ihn öfter schon beobachtet.. Er machte nichts mit seinen Haaren.. So wie er hier schlief, ging er auch zur Schule, oder in den Club.

Wäre das alles nicht ganz so schräg gelaufen, würden wir heute Abend sicherlich noch im Bett landen. Aber das war vermutlich, dass letzte was Luc jetzt brauchte. Warum hatte er nicht gesagt, dass er nichts ab konnte? Warum war er mitgekommen? Vielleicht... Dan hatte überhaupt nichts dagegen gehabt, dass wir auf die Party gingen und dennoch hatte mein Freund dies mehrfach betont... Wollte er vielleicht nicht dorthin? Wusste er vorher was passieren würde? Machte ich mir zu viele Gedanken?

"Mach dir keine Vorwürfe."
"Mach ich nicht."
"Machst du. Wenn dann sollte ich mir die Schuld daran geben, aber er freut sich jedes mal einfach normal zu sein und ich kann ihm das nicht verbieten."
"Warum... Warum macht er keine normalen Sachen? Wir waren nie im Kino oder am See oder Essen oder sonst was.."
"Das musst du ihn selbst fragen... Ich weiß es zwar, aber mir steht die Entscheidung darüber dieses Wissen zu teilen nicht zu."

Mit einem leichten Nicken wandte ich meinen Blick vom Rückspiegel ab, durch welchen er mich beobachtet hatte und musterte wieder meinen schlafenden Freund. Wieso war das alles so kompliziert? Und wurde Tag für Tag immer verrückter. Luc hatte ein riesiges Geheimnis, welches alles erklären würde, aber ob ich das wirklich wissen wollte? Später stellt sich heraus, dass er doch was mit diesem Joe hat oder so. Ok stop. Ich darf mir die beiden auf keinen Fall zusammen vorstellen... Das gibt gaaanz schlechte Feelings für die erste Übernachtung bei meinem Freund.

Bei ihnen zuhause angekommen trug Dan seinen Sohn ins Haus und ich folgte den beiden einfach. Bis hoch in sein Zimmer, dort wurde Luc in sein Bett gelegt und zugedeckt.

"Ich habe das Gästebett nebenan fertig gemacht... Für so einen Fall... Ich bleibe hier und passe auf."
"Darf ich auf ihn aufpassen?"

Auch wenn ich nicht wusste was ich überhaupt machen sollte, aber irgendwie fühlte ich mich dafür verantwortlich. Ein paar Minuten sah er mich an, dann nickte er schließlich und stand selbst vom Bett auf.

"Wenn etwas ist ich bin schräg gegenüber. Und fühl dich nicht schlecht mich zu wecken. Es ist wichtig. Danke Pete."

Damit legte er kurz seine Hand auf meine Schulter und verließ das Zimmer. Ich zählte bis Zehn, dann schloss ich die Tür, zog mich um und legte mich ganz vorsichtig zu meinem Freund ins Bett. Gerade hatte ich mich ebenfalls zugedeckt, da hatte er sich schon mit Armen und Beinen an mich geklammert und ließ mir gar keine andere Wahl als ihn in meine Arme zu ziehen und wie im Wagen seinen Hinterkopf zu kraulen.

Es war perfekt. Vielleicht nicht ganz perfekt, aber irgendwie doch schon. Ich genoss jede Sekunde, auch wenn mein Freund schlief. Zum Glück war das Gefühl irgendwen ausziehen zu müssen längst weg. Sodass ich einfach nur, eng umschlungen von meinem Freund, da lag, seiner Atmung lauschte und mich mal wieder fragte, weshalb es kaum etwas persönliches in diesem Zimmer gab.

Ok es war das Zimmer im Haus seines Pflegevaters, aber er wohnte hier seit drei Jahren und irgendwelche kleinen Sachen hatte doch jeder. Oder nicht? Oh man.. Ich konnte mir so ein Leben gar nicht vorstellen. Alle paar Jahre vor eine neue Familie gestellt zu werden und nie zu wissen, ob das jetzt lange bleibt oder morgen wieder vorbei ist. Zum Glück hatte er hier eine tolle Familie.

"Pete?"

Kam es irgendwann nuschelnd von dem Jungen in meinen Armen und beinahe hätte ich es nicht verstanden, so verschlafen wie es war.

"Ja?"
"Lass.. Mich nicht alleine..."
"Mach ich nicht. Versprochen. Schlaf weiter."

Vorsichtig hauchte ich ihm einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze und schon war nichts mehr zu hören. War er jetzt überhaupt wach gewesen oder lief das bei ihm unter Schlafen? Egal was es war, ich hielt mein Versprechen. Ich würde bleiben und ihn maximal für fünf Minuten verlassen wenn ich auf Klo musste. Vielleicht auch zehn, wenn ich es im Dunkeln nicht gleich fand.

KopfvollWhere stories live. Discover now