Kapitel 1. Der Traum

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„LUNA", schrie jemand, „Was hast du getan?" Geschockt stand ich da. Zitternd. Ich konnte die Situation nicht realisieren. Tränen brannten mir in den Augen. Das blutverschmierte Messer fiel mir aus der Hand. Fassungslos. Verzweifelt. Ich verstand nichts mehr. „Gut gemacht, Luna", meinte einer der vermummten Gestalten vor mir, „Ich muss sagen, ursprünglich hab ich dich für schlau gehalten. Doch jetzt? Du tötest deine Teamkameraden. Und das wobei man sagt, dass dir das Team am Wichtigsten ist." Höhnisch lachte er. Böse blickten seine Kameraden zu uns rüber.

Ich hatte sie verraten. Ich hatte meine Kameraden verraten. Meine Freunde. Ich sah geschockt auf den Boden. Der blutverschmierte Leichnam meiner Freundin lag da. Meine Freundin, die mir immer zur Seite stand. Egal was kam. Das Blut wurde von ihrer Kleidung aufgenommen und ihre Haut wurde bleich. Ich ging in die Knie und konnte es nicht fassen. Ich hatte meine Freundin umgebracht. Zitternd umschlossen meine Hände ihre rechte noch warme Hand. Sie hatte immer warme Hände gehabt. Vor allem wenn sie von einem kalten Ort kam. „Na", meinte eine Stimme gehässig, „Lust noch einen Kameraden zu töten. Wie wär es mit Jonas oder Leonie." Meine Muskeln versteiften sich. Angespannt hockte ich da. Langsam wanderte meine Hand zu dem Messer, was neben mir im Gras lag. „Oder hast du keinen Mumm mehr", fuhr die Stimme im höhnischen Ton weiter. „Sie wollte dich sowieso fallen lassen", meinte ein Dritter, „Seitdem sie ihren Freund hat, ist sie eine Andere. Sie hasste dich. Sie hasste dich wie jeder Andere. Du bist ein Niemand. Du bist alleine und keiner mag Einzelgänger." „Du bist ihnen egal. Hauptsache, du bist für sie da. Du bist für sie da, wenn es ihnen schlecht geht. Wundert es dich nicht, dass sie nie Zeit haben, wenn es dir „Schlecht geht". Sieh es ein. Du bedeutest ihnen nichts", die erste vermummte Person sah mich an, „Du hast da zu sein. Du musst da sein. Den Anforderung gerecht werden. Aber wehedem du machst dem Mund auf und beschwerst dich." Schweigend sah ich zu meinen Kameraden auf. „Stimmt das? ", fragte ich. „Das stimmt nicht!", brüllte Jonas, „Hör nicht auf ihn." „Und ob das stimmt", gehässige Worte, „Sie wollen es dir nur nicht sagen."

Ich schrie. Wollte das alles nicht Wahr haben. Das war nicht die Wahrheit. Es konnte einfach nicht die Wahrheit sein. Tränen rannen mir die Wangen hinunter. Betäubt hockte ich da. Es waren doch meine Freunde. Sollten sie mich nur ausgenutzt haben? Als austauschbare Figur?

„Du warst von Beginn an ohne Bedeutung", die vermummten Gestalten kamen immer näher. „Jeder wusste es", höhnte einer, „Nur keiner wollte es dir sagen." Mir wurde schlecht. Ich habe echt gedacht, ich könnte ihnen vertrauen.

Dann passierte das, was nie passieren durfte und doch passiert. Wir wurden auf eine Mission geschickt. Eine Wichtige und ich wollte unbedingt mit. Ich. Ich wollte immer nur dazugehören. Gemocht und akzeptiert werden. Schließlich durfte ich mit und wurde ausgerüstet. Dolche, Messer, ein Schwert und Tränke. Alles wichtiges Zeugs halt. Wir sind aufgebrochen und das Unglück nahm seinen Lauf. Wir wurden verfolgt. Und ich wollt meine Gruppe beschützen. Ich hörte hinter mir ein Knacken. Ich packte mein Messer und drehte mich blitzschnell um. Eine Person im dunklen Gewand stand vor mir. Ängstlich machte ich einen Schritt zurück. Die Gestalt machte ebenfalls einen Schritt. Auf mich zu. Sie packte mich an den Schultern und ich stach zu. In dem Moment rutschte meiner Freundin die Kapuze vom Kopf. Der hinterlistige Gesichtsausdruck verblasste. Ihr Körper glitt zu Boden und vermummte Gestalten traten auf die Lichtung, auf der wir uns befanden.

Mit einem Mal wurde ich wach. Schweiß lief mir die Schläfen entlang. Mein Herz raste und mein Atem ging schwer. Ein kurzer Blick auf meinen Wecker sagte mir, dass es erst kurz vor 3 war. Nun lag ich da. Obwohl ich wusste, dass ich geträumt habe, erschien mir der Traum so unglaublich real.

Ich konnte nicht anders. Ich griff nach meinem Handy und ging in den Chatverlauf, bei WhatsApp, von meiner Freundin. Ich wollte irgendetwas schreiben, nur was? „Hey, noch am Leben?", käme irgendwie falsch. Sie wusste nichts von meinem Traum. Verunsichert blickte ich auf das Display. Sie war das letzte Mal gestern Abend um 10:30 online.

Ich lag da. Meine Gedanken rasten. Meine Hände zitterten. Was sollte ich ihr schreiben? Würde sie mir antworten? Und was ist wenn nicht? Was ist wenn sie mich nur ausnutzt? Ausnutzt, wie der Typ es im Traum gesagt hat. Ich wusste zwar, dass es ein Traum war. Aber ich konnte es nicht verhindern so zu denken.


Das kleine unbedeutende Ich #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt