Kapitel 39. Fehlende Hoffnung

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Das Blut tropfte von meinem Handgelenk in den Kessel. Färbte die Flüssigkeit rot. Die alte Dame zog meine Hand weg und sprach weiter in der alten Sprache. Komische Formulierungen und eine seltsame Aussprache prägte die Sprache.

Blut tropfte von meiner schmerzenden Hand auf den Waldboden.

Plötzlich sprang Niall auf mich zu. Pakte mich und drückte mich an den nächsten Baum. Ich verlor das Gleichgewicht, als ich über die Vorderbeine eines Wolfes stolperte. Wütend blickte er mich an. „Wusstest du davon?", brüllte er mich an. „Nein", stotterte ich verzweifelt, „Wie..." „Hast du dich in letzter Zeit etwas irgendwie merkwürdig gefühlt?", fauchte er mich an. „Nein", sagte ich ängstlich. Ich war dermaßen von Niall überrascht. Ich konnte nicht klar denken, „Keine Ahnung. Was willst du?" „Schon gut", meinte Niall auf einmal und lies mich los. Zweifeld mussterte er mich. Kopfschüttelnd ging er zu den Anderen.

Ich war verwirrt. Was sollte das? Was wollte Niall von mir wissen? Woher sollte ich von dem Überfall auf die Wölfe wissen?

Ich blieb am Baum Stehen und lehnte mich an ihn. Schweigend beobachtete ich die Gruppe. Was sollte das ganze? Die Gruppe schien ganz aus dem Höusschen zu sein. Immer wieder rannten sie los um etwas zu holen. Nutzlos stand ich am Baum. Mein Hand hörte nicht auf zu bluten. Der brennende Schmerz brannte. Er war kaum auszuhalten. Ich sah mir die Schnittwunde an. Ein tiefer sauberer Schnitt.

Die alte Dame rührte in dem Kessel und blickte mich an. „Es ist fertig", meinte sie. Sie nahm aus einer Tasche mehrere Fläschchen und füllte die blutrot Flüssigkeit hinein. Verunsichert blickte ich die Frau an. Die Anderen waren ungeduldig. Unruhig standen sie da. Die Dame verteilte die Fläschchen. „Ihr wisst was zu tun ist?", fragte sie. Die Jugendlichen nickten.

Erschöpft rutschte ich am Baum hinab und saß letztendlich am Fuße des Baumes. Ich umklammerte meine schmerzende blutende Hand.

Die Alte verteilte die Fläschchen und trug auf, bei jedem noch lebenden Wolf ein paar Tropfen ins Maul zu geben.

Kaum hatten meine Freunde die Flaschen bekommen, schwärmten sie aus. Untersuchten jeden Wolf auf ein Lebenszeichen. Rannten von Wolf zu Wolf.

Niall stürzte sich auf Tala, die kaum noch atmete. Mit zitternden Händen träufelte er ein paar Tropfen der Mischung in das Maul Talas. Die Zeit schien still zu stehen. Jeder hoffte darauf, dass etwas passierte. Keine bewegte sich. Alles war regungslos. Schweigend blickte ich Niall verständnislos an.

Ein erleichtertes Aufatmen war zu vernehmen, als Tala tiefer einatemte. Als Tala anfing sich zu bewegen. „Ihr habt es geschafft", fiepte sie erleichtert.  "Ja, Tala", meinte Faolan beruhigend, "Wir haben es geschafft. Du bist in Sicherheit. Der Trank, mit denen Wunden geheilt werden ist fertig."

Die Wölfe, die von dem Trank bekommen hatten, ging es auch besser. Langsam. Nach und nach kamen vereinzelt Wölfe wieder auf die Beine. Viele jedoch blieben auf dem Boden liegen. Gefallende Krieger, die nie wieder den Stolz des Rudels erfahren durften.

„Der Trnk mit dem Blud der Legende kann jede noch so tiefe Wunde heilen", meinte Nikita und setzte sich neben mich. „Nur der Legende wird sie nicht helfen", erklärte Timo, „Da es ihr Blut ist und es dewegen bei ihr nich wirkt. Es würde nur schlimmer werden."

Das Ausmaß der Zerstörung war kaum auszumachen. Viele Krieger haben in dieser Nacht ihr Leben gelassen. Sie waren nun ein Teil dener, die ihren Platz auf der Welt ausgedient hatten. Traurig über die Toten und froh über die Üblerlebenden. Der Boden war getränkt vom Blut der gefallenen Krieger.


Ich saß auf dem Sofa in meinem Zimmer. Es fühlte sich komisch an. Nichts war richtig.

Wenn ich hier war, konnte ich nicht helfen. Ich war zwar in Sicherheit. Doch um welchen Preis? Das Rudel meiner Freunde wurde ermordet. Die Wölfe, die versucht haben mich zu begleiten. Die mich aus Malums Fängen befreit haben. Einen Teil konnten wir retten. Mit dem Trank, die die Alte gebraut hatte. Aber noch lange nicht alle. Viel verlohren in dieser nacht ihr Leben. Verlohren die Hoffnung, dass die Herrschaft von Malum aufhört. Dass die Liebe siegt und Freundschaft regiert.

Hier wurde ich von Mitschülern gemobbt und ausgelacht. In der Schule hatte ich versagt. Freunde hatte ich kaum. Außer Niall, Timo und Nikita hatte ich keine. Obwohl? War Niall mein Freund? So wie er mich heute an den Baum gepresst hatte. Konnte man da von Freundschaft reden?

Wenn ich in der anderen Welt bin. Was dann? Dann war die Gefahr groß, dass ich von Malum gefoltert wurde. Ich wurde im Dorf gehasst. Also warum? Warum weitermachen? Warum sollte ich mich noch groß um etwas bemühen? Warum?  Ich brachte nur Unheil. Wegen mir waren so viele Wölfe abgeschlachtet worden.

Ich stand auf und ließ mich auf mein Bett fallen und legte die Hände auf meinen Bauch. Hoffnungslos starrte ich die Decke an. Meine Eltern waren heute irgendwann gekommen und meine Schwester machte Abendessen. 
Tränen liefen mir aus den Augen ins Haar. Ich schluchzte. Ohne es zu wollen, habe ich das Leben von Anderen in Gefahr gebracht. Ich drehte mich auf den Bauch. Ich griff nach meinem Kuscheltier. ich hatte es immer am Bett stehen. Ich bin damit groß geworden. Es tröstete mich.  Mein Kuscheltier war ein kleiner Wolf. Hellbraun war er. Mit blauen wachen Augen. Ich hielt es fest umklammert. Ich hoffte, dass es mir etwas Trost spenden würde.
Ich wollte das nicht. Wegen mir sollte nie jemand verletzt werden. Das die Wölfe ermordet wurden war unerträglich. Und weswegen? Weil eine dämliche Legende auf mich zutraf. Ich hasste schon immer Streit. Ich schaffte es auch irgendwie immer Streit zu schlichten und die Vernunft herrschen zu lassen. Zudem war ich alleine. Immer war ich das Opfer der Klasse. Immer war ich diejenige, die man ausgelacht hatte. Die man ohne Grund fertig machen konnte.


Ich konnte nicht mehr. Verzweiflung machte sich breit. Mir war schlecht. Panisch holte ich Luft. Ich hatte nie die Absicht, dass so etwas wegen mir passieren würde. Ich wollte nicht alleine sein. Doch hatte ich niemanden zum Reden. Alleine vor einer Situation, die man nicht alleine bewältigen konnte.

Ich war klein. Unbedeutend. Nutzlos.
 Ich brachte nur Unheil. Eine Gefährdung für meine Freunde und meine Familie.

Ich rollte mich auf die Seite und blickte aus mein Fenster. Der Himmel verdunkelte sich. Sterne und der Mond erschienen. Sie gaben mir ein Gefühl der Hoffnung. Ein Gefühl der Geborgenheit. 

Das kleine unbedeutende Ich #Wattys2017Where stories live. Discover now