Kapitel 36. Wozu?

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Schweigend saß ich auf meinem Platz hinten in der Klasse. Tief in Gedanken verloren kritzelte ich etwas auf meinem Block herum. Meine Zeichnung wurde irgendwie zu einen Wolf. Faolan, der stolz dem Mond entgegen heulte.

Sein Fell sah flauschig aus. Irgendwie frisch gewaschen. Es war nicht das gewohnte durch Schlamm verdreckte graue Fell.

Faolan sah stolz aus und thronte neben Tala über ein Schlachtfeld. Das Schlachtfeld war riesig. Überall lagen Leichen. Krieger, die im Kampf gefallen waren. Krieger, die nicht mehr Heim kamen. Irgendwie mochte ich das Bild nicht. Der stolze Faolan und im Hintergrund das Schlachtfeld. Ich wollte mich irgendwie von der Frage ablenken, warum Nikita Timo und Niall so gut drauf waren und warum sie unversehrt in der Schule gekommen waren.

Ich zeichnete weiter. Einen Schatten. Eine Silhouette einer Person. Eine Silhouette von mir. Ich stand da. Ich stand einfach nur da. Fassungslos. Fassungslos blickte ich auf das Geschehen. Ich konnte nicht fassen, warum so etwas geschieht. Warum gibt es Krieg? Schlachten? Waffen? Feindschaften? Hass? Wut?

Der Hass in der Welt war zum Greifen nahe.

Der Hass in der Gesellschaft strich mir über den Rücken. Er tanzte mit unsere Angst.

Der Hass nutzt uns aus. ER ist trügerisch und hinterlistig.

Langsam griff ich zu meinem Füller und bearbeitete die Aufgaben, die wir zum Thema Konzentrationen von Säuren machen sollten.

In der Pause ging ich gedankenverloren die Flure zur Mensa. Traurig über die unbeantworteten Fragen der letzten Stunde. Traurig über die Wahrheit, dass es nie auf die Fragen Antworten geben wird. Traurig, dass es sich nie ändern wird. Der Hass wird immer präsent sein. Immer da. Immer vorhanden.

Sogar die Feindschaft ist da. Sie hält sich fest. Klammert sich an alles an was sie kam.

Meine Schultasche hing mir schwer über meine Schultern. Sie kam mir vor wie mit Blei gefüllt. Nur langsam öffnete ich die Mensatür und trat in den kühlen Vorraum. Sofort vielen mir die übermütigen Fünftklässler auf die wie ein aufgescheuchter Vogelschwarm durch die gegen rannten. Ich blickte nur kurz auf den Infobildschirm und schlurfte in Richtung Speisehalle.

Sie war voll. Überall saßen Schüler an Tischen. Mit ihren festen Gruppen. An der Essensausgabe hatte sich eine unendliche Schlange gebildet. Ein Glück. Ich hatte mir heute morgen noch etwas zu Essen eingepackt, als ich zur Schule aufgebrochen bin.

„Luna", Nikita sprang erleichtert auf, „Endlich kommst du!" „Warum endlich?", fragte ich und täuschte eine gute Laune vor. „Wir müssen dir was wichtiges erzählen", Timo wirkte nervös und sah sich die ganze Zeit um, als ob er jede Sekunde was Schreckliches erwarten würde. Ich setzte mich zu ihnen und lies meine Schultasche zu Boden fallen.

„Wie du gemerkt hast, geht es uns ziemlich gut", meinte Niall, „Obwohl du das gestern mitbekommen hast." „Ja. Das hatte mich auch ziemlich gewundert", antwortete ich. „Wir haben gemerkt, dass...", Nikita blickte sich ebenfalls nervös um. „Wir haben gemerkt, dass du nur in der anderen Welt für Malum gefährlich bist", meinte Niall, „Und nur da kannst du von Malums Anhängern wirklich angegriffen werden." Ich wirkte milde überrascht. „Naja", murmelte ich, „dann sollte ich hier bleiben." „Du weißt, was passieren kann?", fragte Timo besorgt „Ja, die kommen und holen mich", raunst ich ihn an, „Zufälligerweise, weiß ich was passieren kann. Es ist nämlich so, dass ich bei Malum tagelang in Ketten lag. Es war kalt, nass und unangenehm. Ich weiß was passieren kann!" Ich funkelte ihn böse an. „Hey was ist denn los?", fragte Nikita mich. „Ach nichts", resigniert biss ich mein Brötchen und schwieg. „Man kann halt nicht immer gute Laune haben", schloss Timo. Sie schienen enttäuscht. Anscheinend hatte ich nicht so reagiert, wie sie es erhofft hatten. Schweigend aß ich mein Brötchen und trank meine Flasche Wasser. Ich hatte keine Lust mich mit ihnen zu unterhalten. Ich öffnete meine Tasche und holte meinen Zeichensachen heraus. „Meine Fresse kannst du gut zeichnen!", meinte Nikita plötzlich und blickte auf meinen Block. „Ist das Faolan?", fragte Timo interessiert „Und Tala mit dir an der Seite", schloss Niall. Ich blickte Nikita an. „Die Frage stellen wir uns auch immer", meinte Nikita, „Warum gibt es Krieg? Wer war so dumm um Waffen zu erfinden?" „Waffen sind Tötungsmaschienen und dienen nicht zur Selbstverteidigung", meine Timo gedankenverloren. „Krieg und generell Hass ist nicht gut", meinte Nikita, „Man soll zwar um seine Wünsche und Träume kämpfen... Aber mit Waffen? Wer kommt auf solche Ideen?" „Leute, die mit sich unzufrieden sind. Ich meine, das beginnt ja schon mit dem Mobbing in den Schulen an. Verbal sich über Dinge einen Kommentar gönnen."


Das kleine unbedeutende Ich #Wattys2017Where stories live. Discover now