Kapitel 44. Bogenschießen

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„Die Kampfkunst ist heutzutage von hoher Wichtigkeit!", meine Jonata zu mir. Sie saß mit mir etwas abseits vom Trainingsgelände. Hier standen überall Tische und Bänke. Es gab Getränke und frisches Obst.
Jonata saß mir gegenüber uns blickte mich besorgt an. „Malum ist dir gegenüber eine Gefahr. Er und seine Gefolgschaft wollen dich fangen und töten. Dass sie dich damals nicht getötet haben, lag daran, dass Malum es genießt seine Opfer zu foltern und erst dann zu töten." Ich nickte und fragte: „Was macht Malum denn so gefährlich?" Jonata stand auf, ging zum Tisch mit den Getränken und den Snacks. Sie nahm sich zwei Tonbecher und eine Flasche Apefelsaft. „Malum ist eine Gefahr, da er vor der Legende Angst hat. Die Legende beschreibt nämlich nicht, was mit dem Bürgermeister passiert", erklärte Jonata und dachte nach. „Malum hat also Angst", meinte ich und trank ein Schluck, „Angst davor, dass er mir gegenüber wie der Bürgermeister ist? Und niemand ihm sagen kann, was mit ihm geschieht? Aber handelt die Legende eher um das Talent mit Wölfen zu sprechen und gerecht zu handeln und nicht darum, was mit dem Bürgermeister passiert?"
„Das ist schon richtig. Aber du musst bedenken, dass die Legende aus Überlieferungen entstanden ist. Niemand kann also sagen, ob die Rolle des Bürgermeisters eine wichtige Rolle im letzten Teil der Legende ist oder Nicht. Damals war es nicht üblich Gnade vor Recht walten zu lassen. Demnach kann man nicht einmal sagen, ob die legende überhaupt der Wahrheit entspricht", Jonata trank ihren Becher aus, „So, und jetzt erkläre ich dir das Gelände."

Das Gelände mit unzähligen Schießständen, Kampfplätze für Nahkampf. Plätze für Geschicklichkeitsübungen. Alles war sorgsam Angeordnet.
Das weitläufige Gelände grenzte an ein großes Gebäude „Hier sind die Unterbringungen für die Rekruten", erklärte Jonata, „Wir haben dort auch eine eigene Waffenschmiede. Apropos Waffen. Komm mit, dann suchen wir für dich einen Bogen." Jonata führte mich ins Gebäude. Mit den großen Hallen und den Wandbehängen fühlte ich mich direkt wohl. Bewaffnete Wachleute liefen Patrouille und musterten mich argwöhnisch. Jonata führte mich einige Flure entlang, über eine Treppe und schließlich zu einer Waffenkammer. „Leon?", rief Jonata, „Bist du da?" „Anwesend", ertönte eine Stimme. Ein junger Mann kam auf uns zu. Ich blickte mich schüchtern um. An einer Seite der Kammer hingen Schwerter in den unterschiedlichsten Ausführungen. Lange, kurze. Schmale, breite. Daneben hingen Schilder. Alle mit einem Wappen. Ein Tier auf blauen Grund. Das Tier sah wie eine Kreuzung aus Adler und Löwe aus. An einer anderen Wand hingen Bögen. Ich erkannte einige Langbögen.
Ein Bogen war immer zusammen mit einem Köcher Pfeilen an einem Hacken.
„Jonata", meinte Leon, „Schön dich zusehen." Er musterte mich, „Du hast noch jemanden mitgebracht?" Jonata nickte, „Das ist Luna, für die wir nun einen Bogen suchen." Leon nickte. „Was ist dein starkes Auge?", fragte er mich. „Du hast ein Auge, mit dem du bewusst siehst. Das Andere, das passive, macht das räumliche Sehen möglich", erklärte er mir auf meinen fragenden Blick. Er gab mir ein Blatt Papier und sagte mir, dass ich durch das Loch in der Mitte des Blattes sehen sollte. Ich musste ein Punkt fokussieren und dann das Blatt zu mir hinziehen, ohne den Punkt aus dem Augen zu bekommen.
Wie von selbst hielt ich schließlich das Blatt vor mein rechtes Auge. Leon nickte und nahm mir das Blatt ab. Er musterte mich genau und ging zu der Wand mit den
Pfeil- und- Bogen- Ausrüstung. Konzentriert sah er sich die Bögen an. Schließlich griff er nach einem Bogen und kam damit zu uns zurück. „So meine Lieben", meinte er, „Hier ist ein Bogen und die passenden Pfeile. Kommt zu mir, wenn ihr noch etwas braucht!" Schweigend nahm ich den Bogen entgegen und folgte Jonata zurück auf das Gelände. „Das Wichtigste ist hier, dass du dich verteidigen kannst", erklärte sie mir, „ Komm mit. Dann erkläre ich dir die Grundlagen des Bogenschießen."

„Arm höher", meine Jonata, „Und umklammere die Sehne nicht so stark." Ich stand 15 Meter von der Zielscheibe entfernt. Den Bogen in der linken Hand und den Pfeil in der Sehne gespannt in der rechten Hand.

„Hat Jonata dich eingeweiht?", fragte Nikita in der ersten großen Pause. In der vertraut überfüllte Mensa lief Musik. „Ja", stöhnte ich. Jonata hatte mir gestern alles erklärt, was ich wissen musste, wenn ich Bogenschießen wollte. In der Theorie war es zwar nicht viel, aber die Theorie in die Tat umzusetzen war schwer.
Erschöpft saß ich schließlich da. Meine Armmuskeln taten weh und ich hatte hinterher nicht wirklich viel geschlafen. Aber es hatte Spaß gemacht. Und groß die Zielscheibe verfehlt habe ich nicht.
„Aber es hat richtig viel Spaß gemacht", gab ich zu, „Obwohl ich ziemlich erledigt bin." Die anderen lachten. „Das ist am Anfang normal", meinte Niall, „Ist dir unser geniales Wappen aufgefallen?" Ich nickte. „Sah wie ne Kreuzung zwischen Adler und Löwe oder so aus."

„Jap", bestätigte Timo, „Ein Greif auf blauem Grund."
„Der Greif bedeutet soviel wie Tapferkeit, Stärke und Wachsamkeit. Der Untergrund steht ebenfalls für Stärke. Aber auch für Wahrheit und treue", erklärte Nikita mir, „Komm heute Nachmittag zum Treffpunkt."

Das kleine unbedeutende Ich #Wattys2017Where stories live. Discover now