Kapitel 12 | Einen Tag frei

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Ich war gestern nicht mehr zum Abendessen gegangen. Bin direkt ins Bett und hab bis 9.00 Uhr geschlafen. Schlafen = Lebenselixier

Ich stehe schon vorm Kleiderschrank und holte meine Sachen für heute raus. Gleich würde ich noch mit einer Stute die noch in der Ausbildung ist ein bisschen springen. Danach würde ich in den Wald zum Ausreiten gehen. Ich liebte freie Tage.

Ich hatte das Frühstück verschlafen, was mich nicht sonderlich störte. Hatte sowieso keine Lust auf eine Konfrontation mit Clara. Auf den Weg zum Stall schnappte ich mir einen Apfel aus der Küche und gehe Richtung Stall. Auf dem Hof war schon reges treiben. Leute die ihre Pferde putzen, fertig machten, Leute die auf der Wiese sitzen und einfach nur entspannen.

Da musste ich an gestern denken.
Finn meinte ich solle mich entspannen und den Moment genießen. War ich verkrampft oder was? Ich bin der Meinung ich hatte gestern ziemlich entspannt. Vielleicht etwas zu sehr.

Ich ging zu der Stute die Brina hieß. Sie streckte schon ihren Kopf aus der Box und wiehrte mir zu. Ich lächelte. Sie war eine Frohnatur und total verschmust.

„Hallo Süße.", ich streichelte ihr über den Kopf.

Ich holte ihr Halfter und führte sie auf den Putzplatz, wo sie noch den Rest meines Apfels haben durfte. So sozial war ich mein Frühstück mit einem Pferd zu teilen.

Ich putze und sattelte sie und holte Helm und Protector aus der Sattelkammer. Bei Pferden die noch nicht ganz eingeritten waren, traute ich mich dann doch nicht ohne Helm aufzusteigen. Außerdem war Springreiten etwas anderes als im Schritt durch den Wald spazieren.

Während sie mir zum Springplatz folgte zog ich meine Handschuhe an. Sie war so eine süße, sie läuft einem einfach hinterher. Treu wie ein Hund.

Wir machten ein paar Sprünge die auch ganz gut klappten, aber sie war ein wenig zu übermotiviert. Manchmal Schoss sie übers Ziel hinaus und nahm ein paar Stangen gleich mit. Nach ner halben Stunde und einer Landung im Wassergraben erklärte ich die Einheit für beendet und stellte sie wieder in die Box.

„Nicht schlecht!", ertönte es hinter mir. Ohne mich umzudrehen fing ich an zu lächeln. Ich wusste das es Finn war.

Finn grinste.

„Na was hast du heute so schönes vor?", fragte er mich. „Nicht viel.", antwortete ich und schloss die Boxentür.

„Perfekt!", rief er „Dann kannst du mir ja heute was von dir erzählen!", er grinste mich wieder an.

Ich verdrehte lächelnd die Augen und ging weiter die Stallgasse entlang.
Er folgte mir. Stalker?

Ich holte einen Tinker Names Discrendo aus seiner Box und führte ihn zum Putzplatz. „Redest du eigentlich auch mal richtig mit mir?", fragte Finn. Ich blieb stehen.

Er stellte sich direkt vor mich.
Ich schaute zu ihm hoch. Ok mittlerweile war ich der Meinung ich war klein.
Er lächelte mich mit seinem schiefen lächeln an. Ich schluckte. „Hey komm keine Angst ich tu dir schon nichts!", sagte er lachend.
Keine Sorge Finn, ich hatte keine Angst. Ich kann dich nur nicht einschätzen und das macht mir Angst.
Ich musste über mich selber leicht lachen. Schon ein bisschen lächerlich Sarah.

„Kannst ruhig öfters lachen!", meinte er „Steht dir."

Ich ging lächelnd an ihm vorbei und putze das Pferd. Finn rannte in den Stall und holte sein Pferd, welches nicht gerade begeistert davon schien. Mit angelegten Ohren und ziemlich genervten Blick folgte es ihm auf den Putzatz.

„Also wo reiten wir hin?", fragte er mich und fing auch an sein Pferd zu putzen. „Ich wollte in den Wald.", antwortete ich.

„Alles klar!", sagte er grinsend.
Kommt er jetzt etwa mit oder was? Hatte ich ihn eingeladen?

Wir sattelten also unsere Pferde und als wir aufsaßen, folgte er mir wirklich in den Wald. Schön. Anscheinend doch kein Tag allein.

„So jetzt erzähl mal!", meinte er. Lässt er mich nie mit dem Schwachsinn in Ruhe?

„Was soll ich den erzählen?", „Deine Hobbys? Lieblingsfarbe? Deine Familie? Deine Geschichte halt!", antwortete er.

„Ok.", sagte ich.
Er sah mich gespannt an.

„Ich bin Sarah, 16 Jahre alt bin am 14. 8. geboren, lebe mit meinen Vater und meinen komischen Geschwistern auf diesem Gestüt wo du grade Lehrgang machst. Meine Lieblingsfarbe ist grün, ich reite seit ich denken kann und gehe noch zur Schule."

Finn nickte. Ich glaube das war nicht ganz was er wissen wollte. Er hatte sich wahrscheinlich mehr erhofft. Ich sagte ja ich war kein interessanter Mensch.

„Oder was willst du noch wissen?", fragte ich ihn.
„Das was du erzählt hast ist noch lange nicht alles!"

Ich lachte. Eigentlich war es wirklich alles aber er lachte auch.

Ich wollte eigentlich zu meinen Lieblingsplatz reiten. Aber ich wusste nicht ob ich ihn dahin mitnehmen konnte. Ich war da noch nie mit jemanden gewesen. Ich weiß nicht, ich hatte halt keine Freunde. Niemanden der sich dafür interessiert hätte.

Wir bogen an einer Kreuzung rechts ab. Der Weg war schön bereit ideal zum Gallopieren.

Er konnte anscheinend meine Gedanken lesen, er grinste mich kurz an und preschte los.
Ich musste auch grinsen und gallopierte hinterher. Als ich ihn eingeholt hatte grinste ich ihn genauso blöd an wie er sonst immer mich.
Da musste er lachen. Das nutze ich aus und preschte nochmal ein Stück nach vorne bis der Weg zu Ende war.

Wir wurden langsamer und trabten weiter. In diesem Moment fasste ich einen Entschluss. Kurschlussreaktion oder so.

„Komm mit!", sagte ich und bog einfach rechts ab in den Wald hinein. Zuerst schaute er komisch, doch dann folgte er mir. Es dauerte keine Minute und wir verließen den Wald und waren auf einer riesigen Wiese am Fuße eines riesigen Hügels.

Wenn man dort hochging und dann nach links weiter ritt kam man zu meinem  Lieblingsplatz. Eine Aussicht auf das gesamte Gebiet. Ich hielt an. Er stoppte auch neben mir.

„Da hoch!", sagte ich. „Na dann los.", rief er und galoppierte im selben Moment wie ich los. Nebeneinander rasend preschten wir den riesigen Hügel entgegen. Ich schaute zu ihm rüber.

Er sah im selben Moment zu mir rüber und Streckte mir seine Hand hin.
Ohne lange zu überlegen griff ich nach seiner Hand und so rannten wir den Hügel hinauf. Der Wind peitschte uns ins Gesicht und ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen.

Oben angekommen, waren nicht nur die Pferde außer Atem sonder wir auch. Ich tätschelte Discrendo den Hals. Er schnaubte zufrieden. Adrenalin.

Finn und ich sahen uns an und mussten leicht lachen.

„Komm weiter!", sagte ich lachend und bog nach links ab. Er folgte mir. Wir trabten noch einen kleinen Hügel hoch und schon waren wir da.

Doch nicht wie jeder Sommer?Where stories live. Discover now