Kapitel 39 | Eltern

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Ich rannte in die Küche und durchwühlte die Gefriertruhe. Endlich fand ich ein Kühlpack. Schnell wickelte ich es noch in ein sauberes Küchentuch und machte mich wieder auf den Weg nach oben zur Treppe.
"Schatz für wenn ist der Kühlbeutel?", vernahm ich eine Stimme hinter mir. Dad. Ich drehte mich um und er sah mich besorgt an.
"Keine Sorge Dad alles ist ok.", versuchte ich enthusiastisch zu sagen und setzte ein Lächeln auf. Hoffentlich merkte er nicht wie falsch das war.
"Für wenn ist das?", sagte er wieder deutlicher. Ich seuftzte. Er würde nicht locker lassen.
"Für Finn. Er ist vom Pferd gefallen."
Der Blick von meinem alten Herrn änderte sich.
"Wieso fällt Finn vom Pferd?", seine Stimme wurde wieder fester und bedrohlicher. Ich glaube er roch den Braten schon.
"Sein Pferd hat sich nur erschrocken und ist dann durchgegangen.", sagte ich schnell. Wieso ich Wes in Schutz nahm wusste ich nicht, aber ich wusste, dass wenn ich etwas unternehmen würde, dann nur alleine ohne die Hilfe meines Vaters.
"Ist die Schulter gebrochen?", fragte er mich. "Ich bin mir nicht sicher...", sagte ich leise.
Er legte eine Hand auf meinen Rücken und schob mich die Treppen hoch, um mir zu folgen. Das war nicht ganz das was ich wollte, aber ok.

Oben angekommen war Finn ziemlich überrascht meinen Vater zu sehen. So Gutmütig Wie mein Vater konnte lächelte er ihn an und ging auf ihn zu. Finn setzte sich sofort gerade hin und sah mich mit fragendem Blick an. Als Antwort bekam er von mir ein Lächeln.
"Zeig mal her.", wies mein Vater ihn an und Finn reagierte aufs Wort.

Nach ausgiebigen abtastens seiner Schulter entschied mein Vater das es nicht gut aussehe, wir aber noch bis morgen abwarten würden. Während er die Schulter verarztete hielt ich die ganze Zeit Finns Hand. Ich wusste nichtmal warum, aber ich konnte nicht anders.
Jetzt hätte Finn einen wunderschönen Verband um seinen gesamten Oberkörper gewickelt mit der Aussage von meinem alten Herren: "Es müsse stabilisiert werden."

"Wir müssen deine Eltern kontaktieren.", sagte mein Vater als er den Erste Hilfe Koffer zusammengepackt hatte und sich auf den Weg zur Tür gemacht hatte.
Gerade wollte Finn Einspruch erheben doch mein Vater hob die Hand und brachte ihn damit
Zum schweigen. "Muss ich leider. Geht nicht anders.", mit den Worten verließ mein Dad das Zimmer.

Ich wollte gerade hinterher gehen um Einspruch zu erheben doch Finn hielt mich zurück. "Lass ihn wenn er meint.", grinste er. Ich verdrehte die Augen und machte es mir neben ihm auf dem Bett gemütlich. So lagen wir nun nebeneinander auf dem Bett und starrten beide an die Decke.

"Wer war eigentlich dieser hurensohn der mit seiner Gerte ausgerutscht ist?", fragte Finn nach ein paar Minuten.
Ich musste schmunzeln: "Wesley."
"War das nicht der, der dich auch beim Tunier angequatscht hat?"
"Woher weißt du davon?", bekam er von mir die Gegenfrage.
"Ähm ich bin ungefähr direkt daneben her geritten?"
"Ja aber hättest du dich nicht eigentlich auf deine Prüfung konzentrieren sollen?"
Daraufhin zuckte Finn nur grinsend mit den Schultern.
"War abgelenkt.", sagte er noch leise.
"Und von was?", fragte ich ihn. Finn drehte seinen Kopf zur Seite und sah mich an, was ich ihm nachtat und seine glasklaren Augen zogen mich sofort in seinen Bann. Schon immer war ich fasziniert von Ihnen.
Wie lange wir uns so anstarrten konnte ich nicht sagen, doch wir wurden von meiner Zimmertür unterbrochen, welche von meinem Vater unsanft geöffnet wurde.

"Finn wieso erreiche ich deine Eltern nicht?", sagte er und sein Blick wanderte zwischen Finn und mir hin und her.
Mit klugscheißerischem Blick hob Finn den rechten Zeigefinger und deutete meinem Vater so, ihm einen Moment Zeit zu geben. Er zog sein Handy aus der Tasche. Ne weile musste er auf seinem alten Samsung Handy herum tippen, um eine Nummer herauszufinden, die er dann meinem Vater zeigte.
Einen verwunderten Blick von meinem Vater später und er hielt sich bereit wieder den Hörer aha Ohr. Auch ich sah ihn verwundert an.

"Ich habe keine Eltern mehr er muss im Waisenhaus anrufen.", sagte Finn und lächelte.

Das war der Moment in dem meine Augen aus den Kopf sprangen. Wie er hatte keine Eltern mehr?! Obwohl..er hatte noch nie über seine Familie gesprochen. Eigentlich wusste ich fast nichts über seine Umwelt oder seine Heimat.

Als auf der anderen Seite der Leitung auch mal eine Stimme ertönte, schien mein Vater noch verstörter als sonst. Er sah nochmal kurz zu Finn und verließ dann mit dem Telefon am Ohr das Zimmer.

Mein Blick wanderte wieder zu finn, der immernoch tiefenentpannt hier saß als wäre nichts gewesen.

"Was hast du denn erwartet was ich sage?", sagte Finn und sah mich fragend an.
Ich bekam kein Wort raus. Irgendwie hatte ich das Gefühl meinen besten Freund gar nicht zu kennen. Ich wendete den Blick ab und starrte auf die Matratze.
"Hey!", kam es von Finn und er nahm mein Gesicht in seine Hände.
"Ich will einfach nur kein Mitleid ok? Ja meine Eltern sind Tod, aber ich bin trotzdem immernoch ich und die meisten fangen dann an mich anders zu sehen als sie es vorher getan haben. Bitte nicht du auch noch. Keiner kann. Was daran das sie gestorben sind. Und Mitleid hilft mir auch nicht ok?"

Ich musste schlucken. Er hatte recht. Ich konnte auch nichts an der Tatsache ändern und ich wusste selber gut genug, das Mitleid einem nicht weiter brachte. Still, nickte ich und lächelte. Auch Finns Mundwinkel umspielten wieder ein Lächeln.

"Aber wieso hatte dein mein Vater nicht direkt die Nummer vom Waisenhaus?", fragte ich. "Er hatte wahrscheinlich die von meinem Onkel.", bekam ich die simple Antwort.
"Und wieso geht der nicht ans Telefon?"
"Weil der sich wahrscheinlich wieder mal so weggesoffen hat das er nicht mehr weiß wo oben und unten ist."

Wieder wurden meine Augen groß. "Ok jetzt musst du mir aber mal alles erzählen.", sagte ich. "Und was?"
"Alles was ich noch nicht über dich weiß."

Doch nicht wie jeder Sommer?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt