Kapitel 42 | Ereignissreiche Nacht

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Er stank nach Alkohol. Ziemlich viel Alkohol. Anscheinend war er ziemlich Hacke aber seine Körperbeherrschung schien ihn noch nicht verlassen zu haben. Sein Griff war stark und egal was ich gemacht hätte um mich zu wehren, ich hätte keine Chance.

Langsam stieg auch die Panik in mir hoch, ich hatte schon so ziemlich großen Respekt vor diesem Kerl. Jetzt in diesem Zustand hatte ich vor ihm Angst.

"Kein mucks kleines.", hauchte er mir ins Ohr. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter. Langsam nahm er die Hand von meinem Mund.
"Verpiss dich! Dreckskerl!", flüsterte ich. Meine Stimme hörte sich ziemlich unsicher und zittrig an. Kein Wunder das ich ihn durch den Kommentar nicht verjagen konnte.
Er grinste und lachte leise. "Du kannst mich Erik nennen.", flüsterte er wieder verführerisch in mein Ohr. Ich bekam weiche Knie. Das war so abartig, ich hatte das Gefühl den Boden unter den Füßen weggerissen zu bekommen.

Seine Hände wanderten langsam runter zum Rand meines T-Shirts und schoben sich drunter. Ich zog scharf die Luft ein und fing an zu zittern. "Keine Bewegung.", flüsterte er bedrohlich.
Mir blieb die Luft zum Atmen weg. Seine Hände, unter meinem Shirt, wanderten weiter hoch bis zu meinem BH. Jetzt stieg mein Adrenalin Pegel von 0 auf 100 und ich rammte ihn mit aller Kraft meinen Ellenbogen in den Bauch.

Aber anstatt sich vor schmerzen zusammen zu krümmen packte er mich noch fester. "Keine gute Idee Princesa!!", fauchte er. Ich trat und schlug so gut es ging um mich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch er hielt allen meinen Attacken stand.

Gewaltsam, packte er den Rand meines Shirts und wollte es mir über den Kopf ziehen. "NEEEIN!!", schrie ich so laut ich konnte und wehrte mich mit aller Kraft. Doch er war immernoch zu stark.

Plötzlich ließ er los und man hörte nur ein lautes knacken und wie jemand zu Boden ging. Wie ein Blitz drehte ich mich um und sah wie Erik am Boden lag und sich die Nase hielt. Davor stand Finn der ihn vernichtend ansah. Finns Augen traten vor Zorn raus und sein ganzer Körper war angespannt. Hatte er Claras Bruder grade die Nase gebrochen?

"FASS SIE NIE WIEDER AN!!", brüllte er Erik an. So kannte ich Finn gar nicht. Ich hatte Angst. Vor ihm. Nicht vor Erik. Ich hatte Angst vor meinem besten Freund.

"VERSTANDEN?!", kam es nochmal von Finn. Von Erik kam kaum Reaktion außer ein nicken mit schmerzerfülltem Stöhnen.

Finn drehte sich zu mir um. Aus seinem hasserfülltem Blick wurde ein besorgter und fürsorglicher. "Alles ok?", sage er ruhig und besorgt. Er ging ein paar Schritt auf mich zu, doch ich ging ein paar Schritte zurück. Ich hatte immernoch Angst.
"Hat er dir wehgetan?", fragte er mich nochmal und streckte die Hand nach mir aus. Ich starrte einfach nur auf seine Hand. Ich dachte er hasst mich?

"Bitte sag was! Geht's dir gut?", hackte er wieder nach. Doch ich war unfähig eine Antwort zu geben. Mein Blick wanderte von seiner Hand zu seinen Augen. Wie versteinert stand ich da und wusste nicht was ich tun sollte. Selbst wenn ich es wüsste, ich war unfähig mich zu bewegen.

"Bitte rede mit mir.", seine Stimme klang flehend.
Wieder kam er auf mich zu. Doch ich ging so schnell ich konnte zu Pan und band ihn los.
"Bitte Sarah man rede mit mir!!", er ging mir hinterher zum Pferd.

Ich ignorierte ihm komplett und schwang mich auf mein Pferd. Bevor er nochmal irgendwas sagen konnte trieb ich Pan auch schon an und galoppierte Richtung Wald. Nochmal hörte ich Finn wie er mich rief, doch ich würde nicht anhalten. In meinem Kopf war zu großes Chaos.
Ich galoppierte mit Pan durch den Wald und langsam konnte ich auch meine Tränen nicht mehr zurück halten. Schluchzend galoppierten wir bis nach Hause.

Ich sattelte mein Pferd schnell ab und stellte es in die Box. Dann rannte ich, so schnell ich konnte nach oben in mein Zimmer und sperrte die Tür zu. Das war definitiv zu viel für einen abend. Ich setzte mich an die Rückseite der Tür und lehnte mich dagegen.

Ich seuftzte und versuchte meine Tränen und mein schluchzen in den Griff zu bekommen. Einfach an nichts denken.

Nachdem ich es dann auch mal geschafft hatte meine Emotionen in den Griff zu bekommen stand ich wieder auf und zog mir meine Schlafsachen an. Es war 23:00 Uhr und schlafen war immer gut. Auch wenn ich glaubte das ich es nicht könnte.
Wenn jemand an die Tür klopfte konnte ich zumindestens so tun als ob.

Ich krabbelte ins Bett und unter die Bettdecke. Denk einfach an gar nichts dann kannst du vielleicht schlafen Sarah.
Ich war hundemüde aber dennoch konnte ich nicht schlafen.

Ich sah mal wieder auf die Uhr: 2:46 Uhr. Verdammte scheiße.

Plötzlich vernahm ich lautes gewiehr aus dem Stall. Sollten nicht die Pferde alle schlafen?
Ich ging zum Fenster und da war es wieder. Levina!

Schnell schnappte ich mir eine Taschenlampe aus meinem Nachtkästchen, schlüpfte in meine Turnschuhe und rannte runter in den Stall. Jetzt brannte sogar schon Licht. Vielleicht war mein Vater auch schon aufgewacht.
Die letzten Meter zu Levinas Box joggte ich.

Levina lag schon im Stroh und atmete schwer. Die Geburt hatte also tatsächlich eingesetzt. Neben dem Pferd kniete jemand. Ohne nachzudenken ging ich in die Box.

Plötzlich drehte sich Finn zu mir um. Leicht erschrocken blieb ich stehen. Ich dachte es wäre Freddie oder mein Vater gewesen. Finn musterte mich einmal von oben bis unten. Ich hatte ganz vergessen das ich nur meine Schlafshorts und ein Top trug. Leicht, wurde ich rot.
Er hingegen sah aus wie für den tiefsten Winter gerüstet. Mit Jogginghose, T-Shirt und Sweatshirtjacke war er wesentlich besser am Start als ich.

"Ich glaube das erste kommt gleich.", sagte er und strich Levina über den Kopf als er den Blick von mir abwendete. "Das erste?", sage ich und kniete mich auch neben ihn.
"Ja sie bekommt Zwillinge."

Doch nicht wie jeder Sommer?Where stories live. Discover now