,,Kriege ich auch Sie wenn ich das will?"

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Mein Verstand verbietet es mir mich umzudrehen, denn ich weiß genau, wer dort steht. Nur einen Blick auf ihn und ich erschrecke mich, versuche es dennoch gut zu verstecken. Einen Schritt zurück ins Innere des Weinkellers und mir wird die Lage bewusst. Kein Schritt führt mich hinaus, außer aber ich stelle mich dem Stark. Er versperrt mir den Fluchtweg, weswegen ich niedergeschlagen zurückstecke und mich umdrehe. 

Wie eben in der Küche stecken seine Hände in seinen Hosentaschen und ich hoffe sehr... oder hoffe ich nicht, dass sie dort bleiben? ,,Ich sagte ohne Widerworte", rügt Stark mich und ich verstehe nicht so ganz. Das sieht er mir an, denn er fügt hinzu: ,,Der Mann am Pokertisch?" Nun verstehe ich und kann mich nicht zurückhalten.

,,Damit er am Ende nicht mal mehr weiß, was hier vorgefallen war? Was wollt ihr? Ihn so betrunken machen, dass er irgendetwas gegen seinen Willen unterschreibt oder was?" Da unterstelle ich ihm Betrug und Stark macht lediglich einen Schritt auf mich zu. Dennoch trete ich instinktiv zurück, da mir diese Situation Unbehagen bereitet. Der Stark beißt sichtlich seine Zähne zusammen.

,,Es ist nicht deine Aufgabe Fragen zu stellen, Jessica", würgt er meinen Einwand ab. Das war ja wieder so klar. Wir sind hier alle zu nichts zu gebrauchen, sollen nur Putzen und unsere Klappe halten, wenn wir sehen, was wir nicht sehen sollten.

,,Seit wann redet man seine Angestellten mit dem Vornamen an und duzt sie?", frage ich also etwas anderes, was mich nervt. Stark findet das nicht so amüsant und möchte sich wohl am liebsten die Haare raufen.

,,Ich darf machen was ich für richtig erachte. Du musst meinen Anweisungen folge leisten und die lautet: Du machst alles was diese Männer von dir wollen. Du wirst zu ihnen kommen, stehen bleiben, und ihnen ein Glas Champagner reichen. Wenn es sein muss auch Wein oder Whiskey. Hauptsache du tust es. Wieso ist das so schwer zu kapieren?"

,,Genau, wir Frauen sind ja gefügig nicht?", erinnere ich ihn ruhig. ,,Und wie hieß es noch? willenlos? So soll es sein", wiederhole ich die Worte von dem Mann eben. Auf eine Erwiderung warte ich nicht und gehe direkt an dem Stark vorbei... Dachte ich. Dieser große, starke Mann hält mich an meiner Taille, nur sachte, aber es reicht, um mein Blut in Wallung zu bringen. Er reizt mich unwissentlich. Zumindest glaube ich das. Hoffe ich es? 

Sein Griff dreht mich zu ihm um, doch mein Blick geht an ihm vorbei. Dem Gefallen will ich ihm nicht tun. Ihn anzusehen wäre eine Genugtuung und die verschaffe ich ihm nicht. Sein Atem erreicht vollkommen, dass ich ihm in diesem Moment vollkommen ergeben bin und ich hoffe sehr, dass er das nicht merkt. Sie kitzelt auf meiner Haut und verschafft mir eine enorme Gänsehaut. Nur ganz leise spricht er zu mir, als wär jemand mit im Raum und er will nicht, dass dieser unser Gespräch mitanhört. ,,Du bist meine Angestellte und ich bin dein Chef, Jessica", haucht er so eindringlich, dass sich bei mir alle Nackenhaare emporstrecken. Nun trifft mein Blick doch seinen und ich muss mich zusammenreißen, um mich abzuwenden und hoch zu stürmen.

,,Hast du die Champagnerfl...", höre ich eine bekannte Stimme, Juli, gehe allerdings an ihr vorbei, denn ich kann ihr nicht antworten. Nicht jetzt. Ich sammle lieber die Gläser ein, als Gefahr zu laufen, Stark wieder zu begegnen.

-

Der Stark beobachtet mich. Sobald er wieder hochkommt, gehe ich schnurstracks in die Küche. Noch weiter mit ihm in einem Raum will ich nicht sein. Seine Gäste sind schon jetzt, nach null Uhr, betrunken. Wie soll der Abend werden? Bonni und Bella verstummen als sie mich reinkommen sehen. Ich sehe beide mit erhobener Augenbraue an. ,,Geheimnisse?", frage ich und beide schütteln energisch ihren Kopf. So genau wollte ich es nicht wissen, immerhin ist es mir egal was andere reden.

,,Nein. Wir haben uns nur gewundert was Stark im Weinkeller gemacht hat", informiert mich Bonni. Ich zucke meine Schultern. ,,Wahrscheinlich Wein geholt", mutmaße ich, obwohl ich genau weiß, was er da gemacht hat.

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