Finn

10.3K 402 30
                                    

Finn.

Miss Pink verlässt Mr. Starks Büro. Camile schaut Neugierig. Die Mädchen arbeiten noch. Louisa ist bereits gegangen. Gut so. Was haben sie sich dabei gedacht? Junge Frauen.

Ich betrete Mr. Starks Büro und finde ihn am Panoramafenster vor. Neben ihm stehend, entdecke ich Miss Pink, die auf dem Weg nach Hause ist. Lange sehen wir sie nicht. Mir schleicht ein kleines Lächeln ins Gesicht. Ich habe eine Enkelin bekommen. Meine Tochter hat vor ein paar Wochen eine eigene Tochter geboren. Sie ist die Kopie einer Miss Pink, Jessica. Nie habe ich in Leben gedacht, dass sie noch etwas in ihrem eigenen Leben erreicht, bis Isabelle auf die Welt kam. Jessica kann es auch schaffen, aber nicht hier. Nicht wenn sie hier festsitzt.

,,Was ist los, Finn?", fragt mich Dave und setzt sich in Bewegung. Ich drehe mich zu ihm und sehe ihn im Büro herumspazieren. Er findet keinen ruhigen Platz.

,,Wie verfahren wir weiter mit Miss Koch und Miss Pink?", stelle ich eine Gegenfrage. Dave sieht mich an.

,,Für heute habe ich sie nach Hause geschickt.", antwortet er mir. Neben seinem Bürotisch liegen seine Papiere zerstreut. Es ist wie leer gefegt.

,,Sie können das nicht so stehen lassen.", gebe ich zu bedenken. Dave setzt sich auf seinen Stuhl. Ich bewege mich in Richtung Tisch. ,,Miss Pink wird aussteigen müssen." Dave schüttelt seinen Kopf.

,,Nein, Finn. Wenn ich eine rausschmeißen sollte für diesen Vorfall, dann Louisa. Ich will in meinem Team keine Anstifterin. Auf die Familie anderer loszugehen, ist mehr als nicht in Ordnung." Ich nicke bedacht.

,,Und was ist mit Jessica?" Sein Blick ist nachdenklich. Denkt er über meine Frage nach oder über Miss Pink? Das ist schwer zu beurteilen.

,,Was soll mit ihr sein? Sie treibt die Truppe an, das weißt du ganz genau. Darüber brauchen wir nicht mehr zu diskutieren." Er sieht mich nicht mehr an, sondern starrt an mir vorbei. Jetzt ist es mir klar. Seine Gedanken schweifen ab.

,,Wann sagen Sie ihr, dass Sie Gefühle für sie haben?" Sein Kopf schnellt ruckartig in meine Richtung.

,,Was? Finn, ich bitte dich. Für solche Albernheiten haben wir keine Zeit." Und trotzdem sitzen wir hier und gucken in die Gegend.

,,Dave, Sie scheinen in letzter Zeit sehr abwesend. Gestern war gar nicht mit Ihnen zu reden. Und dass Sie mit Miss Pink auf dem Ball waren, brauchen Sie gar nicht abzustreiten. Die Bilder aus dem Verkehr zu ziehen war anstrengend genug." Er schüttelt seinen Kopf.

,,Danke Finn, aber das hat nichts zu bedeuten. Ich bin einfach gerne mit ihr zusammen. Das ist alles." Er dreht sich im Stuhl, sodass er aus dem Fenster schaut.

,,Ich bin auch gerne mit meiner Frau zusammen. Das finde ich nicht schlimm. Wir sind nur Menschen und dass Jessica hier arbeitet ist ein dummer oder auch angenehmer Zufall. Wie Sie es nennen wollen. Aber stehen Sie dazu."

,,Wie geht es Fabienne?", fragt er ohne auf das Gespräch eben einzugehen. Er lenkt ab. 

,,Ihr geht es den Umständen entsprechend. Sie muss sich an die neuen Situationen gewöhnen. Meine Frau hilft ihr viel." 

,,Das freut mich. Sie schafft das noch." Er will nicht darüber reden. Na gut. Ich bedränge ihn nicht. Seine Schuld. 

,,Danke. Darf ich fragen, wer sie so wütend gemacht hat, bis sie die Papiere loswerden wollten?" Dave schaut auf den Boden und antwortet sehr spät.

,,Frauen können einem den Mund verdrehen, wenn der Tag lang ist. Das solltest du wissen, Finn." Ich nicke mit dem Wissen, dass er lügt. Seine Affäre ist mir bekannt. Jessica und Dave sind wie zwei Wirbelwinde, die aufeinander treffen und alles um sich herum vergessen, sobald sie zusammen sind. Das ist nicht gut. Nicht bei der Arbeit. Aber mich solls nicht stören. Wie sagt meine Frau immer? Finn, vergiss nicht deine Jugend, bevor du andere verurteilst. Da hat sie recht. Nichts ist mir wichtiger als sie und meine Kinder. Dave versteht das irgendwann auch. 

-

Im Meeting hört er genau zu, sein Blick ist konzentriert, fokussiert. Jedes Detail will er mitbekommen. 

Irgendetwas stört mich. 

Seine Vorstellung verläuft perfekt, alle sind begeistert, klatschen. Er sieht sie an, lächelt höflich, wie es sein soll. 

Irgendetwas stört mich noch immer. 

Er stellt kluge Fragen, gibt exzellente Antworten. 

Er schaut auf die Uhr. 

Das stört mich. 

Jede halbe Stunde schaut er sein Handgelenk an, seine Uhr. Die Uhr aus Gold. Reich ist er. Elena kommt vorbei und Mr. Benson sieht Dave böse an. Als wäre er sauer. Das ist er vielleicht auch. War er nicht mit Miss Pink zusammen? Obwohl sie Dave liebt. Sie ist auch unkonzentriert auf der Arbeit. Sie schaut in die Ferne, lässt alles fallen und ist lange weg. Natürlich weiß ich wo sie ist. Und wo Dave dann ist. Natürlich weiß ich das. Ich bin nicht dumm. In letzter Zeit sehe ich einen Mann. Aber Jessica sieht in nicht. Er sieht sie. Wer das ist? Weiß ich nicht. Ich weiß nicht alles. Elena und Dave streiten sich. Sie weiß es auch. Glaubt aber nicht daran. Jessica ist nicht ihre Konkurrenz. Glaubt sie. Aber ich weiß, niemand ist eine Konkurrenz für Jessica. Dave ist verliebt. Wenn es gut läuft, heiraten sie. Wenn Jessica ihren Mut zusammen nimmt. Dave macht das nicht. Er ist feige. Aber nicht Jessica. Sie ist stark. Nicht nur für sich. Für ihre ganze Familie. Auch für ihre Schwester. Wieso ich das weiß? Ich prüfe alle, bevor sie anfangen. Ich mache meinen Job gründlich. Ich werde auch laut wenn es sein muss. Bei Jessica musste es manchmal sein. Sie ist stur. 

,,Komm, Finn." 

,,Es ist gut gelaufen.", muntere ich ihn auf. Sein Gesicht ist hart. Er vermisst Jessica. Er nickt. 

,,Ja, das denke ich auch. Lass uns abwarten." Wir fahren zurück zum Haus. Anstatt zu Jessica zu fahren, geht er in sein Büro. Ich schaue, ob alle Mädchen weg sind und mache Feierabend. Meine Frau erwartet mich schon und schließt mich in die Arme. 

,,Ich habe dich vermisst.", säuselt sie mir ins Ohr, als ich sie umarme. Ich lächle.

,,Ich weiß doch." Und sie lacht. Jana. Meine bessere Hälfte. 

Take me.Where stories live. Discover now