,,Stark, du musst Fieber haben."

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,,Es tut mir leid. Ich wollte gestern noch anrufen. Ich muss eingeschlafen sein." Dave schläft einfach ein? Während ich Dave so beobachte, in der Küche sitzend, am Tisch... wirkt er auf mich sehr abwesend. Das ist untypisch für ihn. Es beschäftigt ihn doch etwas. Da bin ich mir sicher, daher muss ich nachhacken. 

,,Dave ist alles gut?", frage ich besorgt. Doch wie er so ist, ändert sich seine Miene in Entschlossenheit um. Als ob es dem Herrn je schlecht gehen könnte.

,,Ja, Jess", beharrt er. ,,Es muss nicht immer jemand gestorben sein, damit ich ein wenig daneben aussehe." Diese Aussage macht mich sauer. Mein Gott, kann man nicht einfach Antworten ohne so gehässig zu sein? 

,,Das meinte ich gar nicht. Ich mache mir nur Sorgen und das kannst du mir auch nicht übel nehmen. Du musst nicht so hart tun, nur weil du dir selber ausgedacht hast, jeder müsste das von dir denken. Ich habe auch schon meine Großeltern verloren. Ich weiß wie es ist, wenn sie nicht mehr da sind. Das ist nicht der Zeitpunkt, sich wie ein Arsch aufzuführen." Gott, wieso ist er so stur? Jetzt schaut er mich auch noch so dämlich lange an. Am liebsten würde ich ihm jetzt in sein Gesicht boxen. Als würde ich da je rankommen... Vorher würde er mich ausknocken. Doch langsam bewegen sich auch seine Mundwinkel in die Höhe. Ein Phänomen.

,,Wann ist der Zeitpunkt denn gekommen?", fragt er belustigt. Hat er Stimmungsschwankungen oder was? Das ist schlimmer als bei einem Mädchen. Ich rolle meine Augen und  nehme einen Schluck aus meiner Tasse Tee. 

,,Ach, halt deine Klappe", murmle ich trocken. Dave lacht und nimmt meine Hand über dem kleinen Tisch hinweg. 

,,Jess, sei nicht so eingeschnappt."

,,Hast du deine Tage, Stark?", frage ich und sehe ihn ernst an. Es kann doch nicht sein, dass er wie ein Wrack herkommt und sich dann nicht mehr vor Lachen einkriegt. Dieser Mann ist doch ein einziges Rätsel. Wie soll man damit klarkommen? Seine Frau wird mit ner Menge Scheiß zurechtkommen müssen. 

,,Wie konnten Sie das erraten, Miss Pink? Ich dachte, es würde niemandem auffallen", scherzt er charmant und küsst meine Handfläche sanft. Dagegen kann ich mich nun wirklich nicht wehren. Das Lächeln schleicht sich auch auf meine Lippen. Doch so leicht gebe ich auch nicht auf.

,,Du bist doch bescheuert. Hast du einen Clown gefrühstückt?" Daves Grinsen ist ansteckend, und wenn er sich so zu mir beugt, bekomme ich eine richtige Gänsehaut. Er fasziniert mich... in jedem Maße.

,,Willst du wirklich eine Antwort?", spricht er leiser. Damit auch ich ihn richtig verstehe, lehne ich mich an den Rest des kleinen Tisches. Unsere Gesichter sind sich unglaublich nah. Die Luft zwischen uns knistert förmlich

,,Ich weiß nicht was in deinem Kopf vor sich geht, aber im Grunde... will ich es auch nicht wissen", sage ich leise und Dave küsst meine Nasenspitze. 

,,Schön." Dave steht auf... ,,Worauf hast du Lust? Schwimmen? Eis? Kino?" ...und zieht mich in seine Arme. ,,Tanzen?", meint er leise und ich muss lachen. 

,,Stark, du musst Fieber haben",schmunzle ich und fühle seine Stirn mit meinem Handrücken. ,,Nein, nichts", stelle ich fest. ,,Nun gut, aber ich kann nicht." Sein Lachen verstirbt langsam und er bleibt stehen. 

,,Wie?" Es tut weh, wenn er mich enttäuscht ansieht, aber was soll ich machen? Mama steht bei mir an erster Stelle. Dave lässt mich los und ich lehne am Tisch. 

,,Ich muss doch zu Mama", erinnere ich ihn. Da sehe ich Erkenntnis in seinen Augen. Seine Schritte bewegen sich wieder auf mich zu und seine Arme umschlingen meine Taille.

,,Achja, wann willst du denn hin?", fragt er wie beiläufig. 

,,Nachdem ich mich fertig gemacht habe?", antworte ich leise. Dave nickt wie ein kleiner Junge, der verstanden hat.

Take me.Where stories live. Discover now