,,Stoß mich nicht weg."

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Ich bin bei meiner Mutter. Ich habe sie darauf angesprochen, wieso sie mich nicht an den Grillabend erinnert hat. Sie wollte mich nicht stören. Wie albern. Immer stellt sie sich an letzter Position, dabei soll sie erst an sich denken. Aber wem sage ich das? Sie ist ein sturer Kopf.
Ich erzähle ihr von Rick, von Ben, Tyler, Lis, Kate und Elena. Sie muss sich schon die Ohren wund gehört haben. Die Vorstellung davon, wie Gina sie volllabern würde, bringt mich zum Schmunzeln. Aber wer alle sind, weiß sie ja wenigstens. Eine Person lasse ich bewusst aus. Ich will nicht über ihn reden. Es tut schon genug weh. Mein Handy klingelt. Ich schaue diesmal erst aufs Display. Wenn man an den Teufel denkt. Dave. Ich drücke ihn weg und schaue starr geradeaus.

Was soll ich machen?

Wird er wieder anrufen?

Soll ich wieder wegdrücken?

Soll ich ihm sagen, weswegen ich sauer bin?

Sauer?

Ich bin nicht sauer. Er kann mich mal kreuzweise. So wie ich dachte, ruft er noch einmal an. Ich drücke weg.

,,Dein Chef?" Mama sieht mich mahnend an. Sie ist immer für die andere Partei. Nie für ihre Kinder. Als wäre das ein festgeschriebenes Gesetz. Ich schaue sie nicht an. Mein Blick liegt auf dem Handy, das von meinen Händen regelrecht zerstört wird. Ich nicke.

,,Das ist aber egal. Es wird nicht wichtig sein. Die Pläne sind besprochen. Finn ist ein super Leiter", erkläre ich. Mama setzt ihr warmes Lächeln ein.

,,Habt ihr euch wieder gestritten?" Ich schüttle meinen Kopf. Ich will einfach nicht drüber reden, sonst heule ich noch eine Runde. Mama versucht mich aufzumuntern und hackt nicht weiter nach, weil sie weiß wo die Grenze ist. Der nach Hause Weg ist lang. Es ist dunkel, leer und ich friere. Weit und breit ist nichts zu sehen. Meine Gedanken machen es nicht besser. Mir ist so unglaublich zum Heulen zumute. Immer wieder lasse ich mich auf Idioten ein. Den einzig Vernünftigen muss ich aufgeben. Für so eine dumme Affäre, habe ich meine Beziehung hingeschmissen. Wie dämlich bin ich eigentlich? Zu Hause lasse ich mich ins Bett fallen.

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Was wenn ich mich auch nur verhört habe? Vielleicht habe ich nur das gehört, was Louisa mir vorzugaukeln versucht?

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Er hat mich als Trophäe gesehen. Erst knallt er eine als Aufwärmung und dann knallt er mich straight hinterher. Geil.

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Männer sind es nicht wert eine Sekunde meines Lebens zu verschwenden.

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,,Jess! Nie wieder!" Wir sind pünktlich da, aber Kate ist eine Nervensäge. Ich habe scheiße geschlafen, wobei ich überhaupt nicht geschlafen habe. Das sieht man auch an mir. Nicht einmal ein wenig geschminkt habe ich mich. Wie ne Leiche sehe ich aus - Meines Erachtens und eigentlich habe ich keine falsche Wahnehmung meinerseits. Starks Firmenwagen steht da noch. Ich vermute, er ist auf keinem Meeting heute. Kate sieht mich an, wie ich mich geistesabwesend umziehe.

,,Was ist los, Jess?", fragt sie besorgt. Ich schüttle meinen Kopf.

,,Nichts." Sie sieht mich an.

,,Der Stark war gestern noch da." Jetzt erst sehe ich sie an.

,,Wann? Wieso?" Ich würde mich jetzt gerne selber schlagen und drehe meinen Kopf weg. ,,Nein, vergiss es. Ich will's nicht wissen."

,,Habt ihr euch gestritten? Er ist reingekommen, hat dich schlafen gesehen und ist wieder gegangen." Ich gehe an ihr vorbei. Das interessiert mich alles nicht. Soll er doch bleiben wo der Pfeffer wächst. Im Flur steht Dave schon, sein Handy in der Hand, an der Wand gelehnt und schaut auf, als ich reinkomme. Ich würdige ihn keines Blickes und gehe hoch. Als ich oben bin, freue ich mich zum ersten Mal, dass ich mit Louisa arbeite. Jetzt wird er hier nicht reinkommen.

Take me.Where stories live. Discover now