Ich trinke aus meinem Glas ohne darauf einzugehen.

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,,Wir war dein gestriger Tag?", fragt mich Louisa aus dem Nichts, als ich für ein Wasser in der Küche stehe. Sie kommt hereinspaziert. Ich trinke aus meinem Glas ohne darauf einzugehen. Auf diesen Kindergarten muss ich mich nicht einlassen. Sie lässt aber nicht nach und stichelt weiter.

,,Ich verstehe schon. Eine Frau genießt und schweigt. Schade nur, wenn andere es wissen und es ausplaudern könnten." Ich lache.

,,Was glaubst du? Dass du Stark somit beeindrucken kannst?" Jetzt lacht sie und stellt sich mir direkt gegenüber.

,,Ich muss ihn nicht beeindrucken. Er gehört mir schon." Ich schüttle meinen Kopf.

,,Wieso sind alle immer so verrückt, sobald sie nicht das bekommen, was sie wollen?", frage ich voller Ernst.

,,Du bewegst dich auf ganz dünnem Eis, Pink.", sagt sie grober und lässt mir keinen Platz zum Atmen.

,,Koch! An die Arbeit mit dir!" Dave steht an der Tür und funkelt sie böse an. Sie dreht sich zu ihm um und lächelt.

,,Natürlich. Dann lasse ich die beiden Herrschaften wieder alleine." Sie dreht sich kurz lächelnd zu mir um und streift Dave beim Vorbeigehen. Ich trinke aus, spüre Daves Blick und sehe ihn an.

,,Ich komme gut alleine zurecht. Einen Aufpasser brauche ich nicht", merke ich an. Dave kommt in die Küche und steckt seine Hände in die Tasche.

,,Ich weiß", sagt er leise und sieht mich ruhig an. Ich werde stutzig.

,,Ist irgendwas passiert?", frage ich daher. Er schüttelt nur seinen Kopf ohne sein typisches Lächeln, das mir sagt, wie süß er meine Sorge findet.

,,Nein." Wir sehen uns eine gefühlte Ewigkeit an, bis seine Mundwinkel nach oben wandern und er grinst.

,,Machst du dir Sorgen?", fragt er nun wie üblich. Jetzt lächle ich und rolle meine Augen.

,,Spinner. Ich muss jetzt arbeiten." Ich gehe. Aber wenn ich gedacht hätte, Dave würde mich einfach gehen lassen, habe ich mich geschnitten. Er umschlingt meine Taille mit seinem Arm, als ich direkt neben ihm bin und hält mich auf. Ich lache und er zieht mich an sich, um seine Arme von hinten um mich zu schlingen. Mit einer Hand streicht er meine Haare zur Seite, küsst sie leicht und legt sein Kinn auf meine Schulter. Er atmet den Duft meiner Haare ein und macht einen wohligen Laut.

,,Lass uns abhauen. Niemand wird uns je finden, das verspreche ich dir." Ich schließe meine Augen. Wieso sagt er sowas? Sagt er das zu jeder Frau? Das sollte man einem Menschen sagen, den man liebt - Den man für immer an seiner Seite haben möchte. Wieso sagt er sowas?

,,Das meinst du doch nicht ernst."

,,Oh doch. Wenn du zustimmst, fahren wir sofort los." Ich lache.

,,Ohne Klamotten? Einfach so? Ohne ein Wort?"

,,Klingt das nicht himmlisch?" Ich drehe meinen Kopf, soweit es geht zu ihm.

,,Ist sicher alles gut bei dir?" Er nickt und lächelt.

,,Natürlich." Natürlich. Hat er seine Gefühle jemals mit jemandem geteilt? Ging es ihm schon mal weniger gut?

-

Er hat heute noch ein Meeting. So ein Leben wäre nichts für mich. Hunderte Meetings nur an einem Tag. Es klingelt an der Tür, als ich unten bin. Ich kann weit und breit niemanden sehen. Auch Finn ist nirgends zu entdecken.
Ich will gerade hochgehen, da klingelt es ein weiteres Mal, gefolgt von geklopfe. Da scheint jemand sehr hartnäckig. Ich will doch nicht jetzt wo ich dem Feierabend nahe bin noch einen Versuch wagen mir den Tag zu versauen. Ach scheiße, wenn es so eine Vertreterscheiße ist wie damals, knalle ich die Tür direkt zu. Wenn Dave dann meckern will, soll er doch.

Ich muss grinsen, wenn ich mir vorstelle, dass es nicht nur beim Streit bleibt. Ach was ist nur los mit mir? Ich öffne die Tür und eine hübsche Brünette steht mit einem Zettel in der Hand vor mir. Sie lächelt mich schüchtern an und ist kein deut älter als ich.

,,Guten Tag, wohnt hier Dave, ähm..." Sie schaut auf ihren Zettel.  ,,...Stark! Dave Stark." Sie grinst. Ich lächle sie an.

,,Ja. Hier bist du richtig. Worum geht es denn?" Sie winkt ab.

,,Ach wir sind nur Bekannte. Ich wollte ihn besuchen und hier bin ich", lacht sie, aber ich höre ihre Nervosität.

,,Hm, er ist gerade nicht da", muss ich ihr sagen. Ihre Miene wirkt enttäuscht.

,,Kann ich ihn anrufen oder so?", fragt sie stattdessen etwas unoptimistisch. Ich nicke.

,,Klar." Ich warte und sie wartet. Worauf? Wenn sie ihn kennt, müsste sie doch seine Nummer haben oder nicht? Ich lache.

,,Willst du vielleicht reinkommen?" Sie lächelt.

,,Ja bitte." Ich schließe die Tür, als sie drin ist. ,,Ja also, ich habe seine Nummer nicht", beichtet sie.

,,Soll ich sie dir geben?"

,,Das wäre sehr nett." Ich muss einfach lachen.

,,Das nächste Mal kannst du das ruhig direkt fragen." Sie lacht nervös. Was ist denn los mit ihr? Ich gehe zum Telefon und tippe Taste Eins. Die wurde uns eingebläut, als wir hier angefangen haben. DAS IST MR. STARKS NUMMER! Aber natürlich nur wenn es notwendig ist. Wir sollen die Majestät ja nicht unnötig belabern. Es wählt und sie wartet mit dem Hörer am Ohr. Ich stehe daneben.  Alleine lassen kann ich sie ja schlecht. Dann kriege ich nur Stress mit Finn.

,,Oh Hi!" Ihr Gesicht erhellt sich. Ich setze mich auf die Treppe und sehe sie an. Am liebsten würde ich auch gerne mit Dave sprechen. Seine Stimme ist so unglaublich beruhigend. ,,Ich musste dich einfach finden. Die Nacht konnte ich nicht vergessen." Ob es viele solcher Mädchen gibt, die sich immer noch Hoffnungen machen?

Sie hört lange zu. ,,Dave. Das Hotel. Wir haben uns an der Bar getroffen. Das ist erst zwei - drei Tage her." Jetzt muss ich lachen. Die anderen Mädchen kommen runter.

Feierabend.

Das Mädchen wird selber wissen wie sie hier rauskommt. Ich ziehe mich um und gehe.

Take me.Where stories live. Discover now