Kapitel 1 - Mia

7.3K 174 25
                                    




Mein Wecker klingelt...
Ein lautes Piepen in meinem Ohr.

Ich drehe mich auf die andere Seite.
Und er klingelt weiter...

Jetzt ist das laute Piepen in meinem anderen Ohr.

Vielleicht geht der Wecker ja aus, wenn ich es mir ganz fest wünsche?
Wie alt bin ich nochmal?  - acht?

Ich glaube, mein Wecker hat gerade aus Protest angefangen lauter zu klingeln...
Also ergebe mich mal besser stöhnend, mache ihn aus und schlürfe ins Bad.
Ein neuer Tag mit neuen Problemen beginnt.

Als ich mich im Badezimmerspiegel betrachte, muss ich fast sofort grinsen: ich sehe genauso verschlafen aus wie ich mich fühle.
Meine dunkelblonden Haare stehen überall hin ab, meine Augen blicken mir verschlafen und matt entgegen und die Augenringe darunter schmeicheln ihnen auch nicht gerade...
Zusätzlich lasse ich den Kopf und die Schultern hängen, so das letztere kaum noch im für mich hohen Badspiegel zu sehen sind.

Da lässt sich aber bestimmt noch etwas retten, denke ich mir optimistisch und beginne mit meiner Morgenroutine. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber bei einem schlimmen Anblick am Morgen bekomme ich immer gute Laune. Schlimmer kann es dann ja nicht mehr werden.

Zwanzig Minuten später stehe ich auch schon angezogen vor dem Spiegel und stelle fest, dass ich so aus dem Haus gehen kann: Meine Haare fallen jetzt in schönen Locken bis zu meiner Brust, meine Augen leuchten in einem lebhaften blau-grün und die Ringe sind verschwunden. Wie gesagt, schlimmer hätte es auch nicht mehr werden können.

Weil ich von Natur aus relativ klein bin, schnappe ich mir noch ein paar Stiefeletten mit etwas Absatz.

Ja mit meinem Aussehen kann ich wohl zufrieden sein. Vielleicht bin ich nicht super schlank, habe dafür aber auch ein paar wünschenswerte Rundungen, finde ich und immerhin musste ich mir noch nie anhören, dass ich hässlich bin. Im Gegenteil, ab und zu bekomme ich sogar Komplimente für mein Aussehen. Und zu meiner Größe von knapp 1,60m: kleine Menschen sind niedlich! (Okay, vielleicht habe ich ein paar Komplexe wegen meiner Größe... aber jeder hat doch seine Macken)

Gerade als ich meine Tasche für den ersten Tag nach den Weihnachtsferien gepackt habe und mich auf dem Weg nach unten mache um mit meiner "tollen" Familie in der Küche zu frühstücken, ruft auch schon meine Mutter: "Mia! Wo bleibst du denn?!? Dein Vater ist jetzt schon weg und du weißt doch wie schlecht gelaunt er ist, wenn wir nicht zusammen gegessen haben!"

Ich seufze. Wir essen so gut wie nie alle zusammen. Davon träumen meine Eltern nur. Nick, mein zwei Jahre älterer Bruder, und ich wissen das so gut es geht zu verhindern. Mit meinen Eltern zu essen ist nämlich einfach nur schlimm und alles andere als wünschenswert. Wenn sie sich nämlich nicht gerade streiten, schweigen sie sich an oder noch besser: sie sagen uns beiden, was für schlimme Kinder wir doch sind und was wir alles nicht tun, aber tun sollten. (Muss man nicht verstehen, tue ich auch nicht.)

Das war schon immer so, seit einiger Zeit wird es aber immer schlimmer. Warum das so ist, weiß ich gar nicht so genau und wenn ich mal nachfrage heißt es einfach, dass Nick und ich uns immer respektloser verhalten würden. Ob das so stimmt ist jetzt eine ganz andere Frage. Ich meine, kann es wirklich unsere Schuld sein wenn sich meine Mutter über die Angewohnheiten meines Vaters beschwert, die er aus seiner ach so schlimmen türkischen Familie hat? Oder ist es unsere Schuld, wenn mein Vater sich immer auf Kosten meiner Mutter über Polen auslassen muss?
Ich kann euch was sagen, multikulturelles Leben ist echt nicht immer leicht. Anderseits hat eine türkische Oma schon seine Vorteile... genauso wie eine polnische Tante, die reich geheiratet hat und nicht ganz einsehen  will, dass sie auf die 40 zu geht...

Dance into my SoulOnde histórias criam vida. Descubra agora