Kapitel 7 - Mia

2.9K 166 6
                                    

Die nächsten zwei Tage bis zum Freitagnachmittag verlaufen relativ normal und stressfrei.

Tja, und jetzt sitzen wir hier bei dem ersten Nachmittagstreffen unserer Tanzgruppe.

"Hey Leute", begrüßt Jules uns, "heute möchte ich als erstes von euch wissen, wie viele von euch Choreographen sein sollen, dann möchte ich einen groben Plan des Tanzes von euch haben, wie viele Teile, vielleicht auch schon aus welchen Bereichen und so weiter. Der letzte Punkt beinhaltet einen Namen für eure Gruppe. Aber ich überlege gerade, dass ich euch bis Montag Zeit zum Überlegen gebe. Also doch ein Punkt weniger auf unserer Liste", sie lächelt uns an, streicht sich eine schwarze Locke hinters Ohr und holt einmal tief Luft, "und, wie viele von euch sollen für die Choreos zuständig sein?"

"Ich finde auf jeden Fall, dass es zwei Leute sein sollten. Von mir aus auch für jeden Teil andere, aber eben immer zwei als Team", beginnt Isabell die Diskussion.

"Ja", bestätigt Jamie, "seh ich genauso. Und ich glaube, dass zwei Leute für alles ausreichen. Die anderen können ja trotzdem Vorschläge machen."

Jetzt mische auch ich mich ein: "Jamie hat recht. Wenn für jeden Teil jemand anderes zuständig ist, dann werden die Übergänge nicht so gut und niemand von uns merkt, ob wirklich alles zusammen passt."

Jules strahlt richtig: "Das habt ihr drei echt gut erfasst."

Das denke ich auch und freue mich über das Kompliment. Mit Isabell kann man echt gut arbeiten und Jamie scheint wohl immer auf unserer Seite zu sein. Für die anderen drei ist er wahrscheinlich auch viel zu schüchtern.

Jonas scheint die Idee alles andere als gut zu finden: "Ich find das scheiße so."

Jules sieht ihn einen Moment lang abwartend an und seufzt dann genervt: "Möchtest du uns auch sagen, warum?"

"Ganz einfach, wenn nur zwei Leute die gesamte Arbeit machen, was bleibt dann für die anderen? Zwei arbeiten sich zu Tode und der Rest muss nichts tun? Ne, das ist doch kacke", erklärt er genervt.

Ben und Verena nicken bestätigend.

"Ja, warum sollten nur zwei Leute die ganze Arbeit machen? Am Ende gehöre ich noch zu denen dazu!", entrüstet Verena sich.

Das glaube ich zwar nicht so, aber wie sie meint... Bevor ich eine Choreo von Verena, die nur Sex und Wodka im Kopf hat, tanze, springe ich von einer Brücke. 

"So wäre das doch gar nicht", erklärt Jules geduldig, "die mit den Choreos werden zum einen von den anderen unterstützt und zum anderen von den restlichen Aufgaben befreit. Da wären ja noch die Dinge wie Kostüm, Lichtplanung, Musikschnitt und andere Dinge. Auch um die Geschichte und die Musikwahl müssen sich die beiden von mir aus nicht kümmern, aber sie hätten dabei dann das letzte Wort. Auf ein Lied, das man hasst, zu choreographieren ist zum Beispiel zu viel verlangt."

"Dann haben die Choreo-Leute immer noch am meisten zu tun", stellt Ben fest.

"Ja, aber das fließt natürlich auch positiv in eure Abschussnote", kontert Jules.

Okay, damit steht mein Entschluss fest. Ich möchte eine der Choreografen sein. Ich muss einfach. Die Note ist für mein Stipendium eben wahnsinnig wichtig.

"Das hört sich doch fair an", sagt Isabell jetzt an Jules gewandt.

"Hoffe ich doch", antwortet sie, "könnt ihr euch jetzt einig werden? Wer ist für nur zwei Choreographen?"

Ich hebe meine Hand und sehe mich um. Isabell hat ihre Hand gehoben. Jamie natürlich auch und dann... Jonas.

Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.
Die anderen anscheinend auch nicht. Wirklich jeder hier guckt überrascht.

"Dein Ernst Bruda?", fragt Ben schockiert?

"Jap", kommt es knapp zurück.

Okaaay...

Dann besprechen wir die ganze Stunde lang, welche Tänze/Tanzstile wir einbauen wollen.

Besprechen ist gut... Lautstark streiten passt wohl besser. Vor allem Jonas, Isabell und ich kommen nicht auf einen grünen Zweig. Weil Jonas einfach nichts einsieht. Isabell und ich dagegen sind eigentlich die ganze Zeit derselben Meinung. Jamie und Jules verfolgen unseren Streit etwas belustigt (Hallo? Sollte sie nicht dazwischen gehen?), während Ben auf dem Handy rumspielt und Verena von ihren Fingernägeln fasziniert ist.

Am Ende sind wir uns aber sogar bei mehreren Dingen einig: es werden vier Teile, davon zwei Hip Hop und zwei Paartanz und einer davon auf jeden Fall lateinamerikanisch.
Das ist der Kompromiss für die Jungs, damit wir überhaupt und irgendwie vorankommen.
Natürlich kann sich das trotzdem noch alles ändern, aber ich hoffe einfach mal, dass es jetzt so bleibt.
Bis Montag soll sich jetzt jeder mindestens dreißig Sekunden Choreo zu einem Lied seiner Wahl überlegen und dann vortanzen. Und einen Namen für unsere Gruppe sollen wir uns ja auch noch überlegen.

Nach der Stunde laufe ich an Verena, Ben und Jonas vorbei.

"Alter, was ist, wenn du die Choreo machen musst! Dann wirst du deine Entscheidung noch bereuen", regt Ben sich auf.

"Als ob ich das mache", Jonas schnauft spöttisch.

"Stimmt, dazu hast du sowieso gar kein Talent", sage ich überheblich.

Das musste einfach sein, ich könnte nicht anders! Eigentlich bin ich auch nicht so fies, aber Jonas und seine Freunde... sind halt... scheiße.

"Halt doch die Fresse, dich hat keiner gefragt", fährt er mich an.

Ich blicke ihn ungerührt an: "Schlechte Laune?"

"Wenn ich dich sehe, immer", gibt er arrogant zurück.

Verena hinter ihm kichert. Oh Mann!

"Tja, dann wendest du dich wohl jetzt besser wieder deiner Bitch zu. Die kann bestimmt deine schlechte Laune vertreiben."

Verenas kichern hört auf: "Wie hast du mich genannt?", fragt sie entsetzt.

"Bitch. Du hast schon richtig gehört", antworte ich kalt.

Jonas lacht spöttisch: "Ach, du hast Verena gemeint? Ich dachte, du beziehst das auf dich selbst, weil du endlich mal Zeit mit einem richtigen Kerl verbringen willst."

Ich schaue mich um: "Wäre schön, aber ich sehe hier keinen."

Dann grinse ich. Verena holt empört Luft. Jonas starrt mich finster an und will mir gerade antworten, da kommt von Ben: "Alter, die hat es dir jetzt aber gegeben und mir ja eigentlich auch. Ganz schön taff."

"Halt. Die. Fresse", presst Jonas aus zusammengepressten Lippen hervor, schaut aber immer noch mich an.

"Hab ich dich verletzt? Tut mir aber leid", ich lächle ihn unschuldig an, drehe mich auf dem Absatz um und gehe.

"Ich werde dir schon noch zeigen, mit wem du dich angelegt hast, Prinzessin."

Das ist das letzte was ich höre, bevor ich die Schule verlasse.

Dance into my SoulWhere stories live. Discover now