Kapitel 12 - Jonas

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Scheiße!

Das ist mein Gedanke, als ich mich umdrehe und zurück zu meinen Freunden gehe.

Sie war echt gut, wirklich gut...

Man hat Emilia angesehen, dass Tanzen ihr Ding ist, ihr Leben. Sowas habe ich noch nie bei einem Mädchen gesehen...

Okay, genug gelobt.

Aber sie hatte echt ein paar richtig gute Schritte drauf, ob sie es merkt, wenn ich ein paar von denen für meine Choreo am Montag benutze?

Denk gar nicht daran Jonas! Von dieser kleinen Prinzessin nimmst du keinen einzigen Schritt!

Ich brauche Ablenkung... Wo ist denn die Blonde von vorhin? Die hab ich jetzt bestimmt vergrault, und das wegen Emilia... Wie tief sinke ich eigentlich gerade? Das war die erste Frau, die ich nicht loswerden wollte und trotzdem unfreiwillig losgeworden bin. Sowas ist mir noch nie passiert!

Genauso wie ich noch nie ein Tanzbattle verloren habe. Wenn ich sowas schon mache, dann gewinne ich auch eindeutig. Na gut, ich hab ja nicht wirklich verloren, wir waren beide gleich gut, aber das ist fast noch schlimmer! Sonst hätte ich wenigstens sagen können, dass ich keine unschuldigen Mädchen fertig machen wollte. Vielen Dank Emilia!

Als ich bei meinen Freunden angekommen bin, habe ich mich so hineingesteigert, dass ich der festen Überzeugung bin, dass Emilia Schuld für den Weltuntergang sein wird und damit bin ich halbwegs zufrieden.

"Alter, hast du das mitbekommen? Da war gerade wohl voll das krasse Battle", fragt Ben mich aufgeregt.

Ich grinse vor mich hin: "Jap, hab ich mitbekommen."

Damian lacht: "Ben du Trottel, das war doch Jonas, der da vorhin getanzt hat", er wendet sich an mich, "aber was hast du denn mit dieser Zicke Emilia zu tun?"

"Ich hatte noch was zu beweisen", sage ich nur und die beiden lassen es darauf beruhen.

Dann drehe ich mich zur Bar um. Wie gern ich jetzt wenigstens ein Bier zur Beruhigung trinken würde... Oder einen Shot... ja, ein Shot wäre gut.

Damian tippt mir an die Schulter: "Ich weiß nicht, ob es dich interessiert, aber Verena sucht dich. Auf mich wirkt sie echt dicht und ich bin selbst nicht mehr ganz nüchtern, also sollte das was heißen."

Ich seufze. Wenn sie so viel getrunken hat, ist sie bestimmt kurz vorm Kotzen.
Das war's wohl mit meinem Plan B. Verena hat sich für mich heute erledigt. Ich werde meine Nacht bestimmt nicht mit einem kotzenden Mädel verbringen.

Damian fährt fort: "Ich weiß, dass du sie nicht wahnsinnig magst, aber du solltest schauen, ob es ihr gut geht."

Ich sehe meinen besten Freund geschockt an, ist das sein Ernst? Was soll ich denn mit ihr? Er hat es doch selbst gesagt: Ich mag sie nicht gerade wahnsinnig gern.

"Die hat doch ihre Anhängsel dabei, da braucht die mich gar nicht", stelle ich deshalb klar.

Damian schaut mich fast schon mitleidig an: "Nicht mehr. Die sind mit irgendwelchen Typen mitgegangen und Verena wartet wohl auf dich..."

Ich stöhne und fahre mir mit den Händen übers Gesicht und die Haare: "Oh man, hat die nichts Besseres zu tun? Wo ist sie?"

"Wahrscheinlich auf der Tanzfläche oder in irgendeiner Ecke. Ich wollte etwas auf sie achtgeben, aber dann war da so eine hübsche rothaarige und ich hab sie aus den Augen verloren... Sorry Mann."

Na toll. Aber Moment mal: "Wo ist denn die rothaarige jetzt?"

Er fängt an zu grinsen: "Sie holt gerade ihre Sachen und dann gehen wir noch zu ihr."

Der Glückliche. Und ich hab heute gleich zwei Chancen verspielt.

Ich klopfe Damian auf die Schulter: "Dann wünsch ich dir noch viel Spaß."

"Dir wünsch ich viel Glück, wer weiß in welchem Zustand Verena jetzt ist..."

Ich nicke nur und verschwinde dann in der Menge. Ganz nebenbei nehme ich das aktuelle Lied, das gespielt wird, wahr: Work von Rihanna

Während meiner Suche nach Verena entdecke ich Emilia nochmal. Ihre Freunde sind nicht mehr in ihrer Nähe.

Trotzdem ist sie nicht alleine. Sie wird von so einem schmierigen Typen angetanzt und sieht alles andere als glücklich aus...

Ich bleibe stehen und schaue mir die Szene an.

Emilia hat ihr Gesicht verzogen und versucht Abstand von diesem komischen Typen zu bekommen. Allerdings ist es so voll, dass sie sich kaum nach vorne bewegen kann. Der Kerl ist bestimmt zwei Köpfe größer als sie und grinst dreckig zu ihr herab. Dann dreht er sie um, so dass sie ihm nun zugewandt ist. Seine Hände haben sich an ihrer Taille festgekrallt, während ihre auf seiner Brust liegen. Sie versucht ihn von sich zu schubsen. Er zieht sie noch näher an sich heran und beginnt sich hinab zu beugen. Will der sie echt gegen ihren Willen küssen?

Das reicht jetzt. Ich bahne mir einen Weg zu den beiden durch.

Währenddessen sehe ich, wie der Typ anfängt Emilia zu begrabschen und sie immer wieder versucht seine Hände wegzuschieben. Was bildet dieser Arsch sich ein?

Bei den beiden angekommen, reiße ich den Typen von Emilia weg und stelle mich vor sie.

"Ich glaube, sie hat keinen Bock auf dich", knurre ich ihn an.

Er lacht: "Das sehe ich etwas anders."

"Verpiss dich einfach."

Jetzt sieht er mich herausfordernd an: "Und wenn nicht?"

Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und knurre ihn an. Einen Kampf würde ich locker gewinnen. Zwar ist er ein Stück größer als ich, dafür aber dicklich und nicht gerade muskulös. Außerdem hat er eine ordentliche Fahne...

Das alles scheint ihm auch gerade klar zu werden, denn jetzt schnauft er, dreht sich um und geht.

Ich beachte ihn nicht weiter und drehe mich zu Emilia um: "Alles okay bei dir?"

Sie wirkt genervt: "Ja, aber ich wollte ihm gerade eine Ohrfeige verpassen. Ich wäre schon alleine zu Recht gekommen."

Ich schüttle den Kopf: "Wie du meinst. Ein einfaches danke hätte gereicht. Aber ich hab gar keine Lust mit dir hier zu diskutieren. Ich muss weiter, jemanden suchen."

"Okay. Tu das."

Und schon habe ich mich umgedreht.
Wie undankbar dieses kleine Miststück doch ist.... nächstes mal lasse ich sie einfach. Soll sie solchen Typen doch ne Ohrfeige verpassen, klappt bestimmt prima.

Da sehe ich auch schon Verena an der Bar stehen oder fast schon liegen...

Ich gehe auf sie zu und tippe sie an.
Sie sieht nur aus geröteten Augen zu mir auf. Immerhin ist sie noch bei Bewusstsein.

"Komm, wir bringen dich jetzt nach Hause", erkläre ich ruhig.

Sie guckt skeptisch: "Aber Joooonas. Isch wollt mir doch noch nen Driiiiink holen", lallt sie.

"Es reicht für heute Verena", ich nehme ihre Hand, "komm einfach."

Erstaunlicherweise nickt sie nur und folgt mir aus dem Club. Das war echt leicht. Aber wahrscheinlich ist sie auch verdammt müde.

Jetzt muss ich sie nur noch in mein Auto verfrachten und bin dann bald zu Hause. Mittlerweile will ich einfach nur noch ins Bett. Was für ein deprimierender Abend.

Dance into my SoulWhere stories live. Discover now