Kapitel 19 - Mia

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Ich sehe Jonas skeptisch entgegen: "Aha?"

Ich glaube ihm kein Wort, gerade wirkte er noch so, als hätte er nicht mal den Hauch einer Idee von einem Thema und jetzt auf einmal soll er etwas haben, nachdem ich so ein Lied laufen gelassen habe? Es trieft doch nur so vor Liebe...

"Wir machen die Liebesgeschichte", erklärt er und ich beginne zu strahlen. Geht doch. Er hat also eingesehen, dass es das Beste ist und dafür hab ich auch schon einige Ideen.

Doch bevor ich auch nur eine davon loswerden kann, redet Jonas weiter: "Aber sie sollte enttäuscht werden und in schmerzhaften Liebeskummer enden, der die betroffene Person verrückt werden lässt."

Sofort verschwindet mein Lächeln. Zurück bleibt nur der Schock. Das ist doch nicht sein Ernst, oder? Sowas kann er doch nicht bringen!
"Warum willst du sowas schlimmes machen?"

Dieser Arsch zuckt nur mit den Schultern: "Ist doch realistischer. Es gibt eben nicht immer ein Happy End, Prinzessin. Außerdem kann man da richtig emotional tanzen und das Publikum mitnehmen."

"Dass du dir über sowas Gedanken machst, wundert mich", gestehe ich (und ignoriere mal, dass er mich wieder Prinzessin nennt), "aber fröhliche Gefühle können ein Publikum auch mitreißen", versuche ich ihn zu überzeugen.

Von Jonas hätte ich solche triefgründigen Gedanken wirklich nicht erwartet. Nachdem, was man in der Schule so hört, macht er sich generell nicht allzu viele Gedanken. Angeblich ist er auch schon Vater und interessiert sich nicht für das Kind. Die Mutter soll schon auf der Uni sein und ihn ständig um Unterstützung bitten, die sie nicht bekommt. Natürlich sind das alles nur Gerüchte und man weiß nie, was man glauben kann... Aber woher soll ich wissen, was Jonas zuzutrauen ist und was nicht? Eigentlich kenne ich ihn doch gar nicht.

Egal, ich schweife ab. Von seinen tiefgründigen Gedanken muss mich er mich erstmal überzeugen. Das scheint er auch zu bemerken.

"Emilia, sei doch mal ganz ehrlich. Negative Gefühle berühren Menschen viel mehr. Wie viel öfter hast du in Filmen schon an traurigen Stellen geweint als an fröhlichen?", fragt Jonas mich.

Ich lache, er hat ja keine Ahnung, dass er mit dieser Aussage ein Eigentor geschossen hat. "Genau gleich oft. Ich weine nicht bei Filmen. Ganz schlechtes Beispiel also", erkläre ich ihm.

Haha, verkackt! Jonas sollte sich wohl etwas Besseres einfallen lassen.

"Dann versetz dich in deine Freundinnen. Die heulen bestimmt bei jedem zweiten Film", fordert er jetzt. Na toll, erwischt. Teilweise weinen meine Freundinnen bei jeder Kleinigkeit...

Ich verziehe bei meiner Antwort das Gesicht, mir gefällt das nicht. "Ja, das stimmt. Sie weinen bei traurigen Filmen und Stellen viel öfter als bei fröhlichen. Und wenn es traurig ist, fiebert man viel mehr mit...", ich seufze, bevor ich zugeben muss, "Du hast wohl recht."

Man sieht richtig, wie er diesen Triumph genießt. Ein breites und überhebliches Grinsen erscheint mal wieder auf seinem Gesicht. Wie ich es hasse. Obwohl ich eigentlich froh darüber sein sollte, dass er so ‚normal' mit mir umgeht. Immerhin weiß er über alles, was Samstagnacht passiert ist, Bescheid. Allein bei dem Gedanken könnte ich mich wieder auf dem Klo verstecken gehen, so wie heute schon fast den ganzen Tag.

"Wie hast du dir das denn vorgestellt?", frage ich, um mich so schnell wie möglich wieder von meinen Gedanken abzulenken.

Schon wieder wirkt er so, als hätte er gar keinen Plan. Natürlich erwarte ich nicht, dass er schon alles fertig überlegt hat, aber mit einer groben Idee zum Aufbau hab ich schon gerechnet. Oder hat er gedacht, dass wir gar nicht so weit kommen, uns so etwas zu überlegen? Immerhin kann ich mich nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal so lange relativ normal miteinander geredet haben.

Dance into my SoulWhere stories live. Discover now