Kapitel 21 - Mia

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Gerade stehe ich vor dem Nudelregal im Supermarkt und frage mich, wie viele unterschiedliche Nudelsorten es bitte geben kann. Und natürlich soll die eine noch viel besser schmecken als die andere....

Warum ich hier stehe? Meine Mutter wollte heute Nudeln mit irgendeiner pokaźny* Soße machen, die die Freundin einer Cousine der Tante ihrer Mutter wohl immer macht und super schmeckt. Und weil wir nicht die richtigen Nudeln zu Hause hatten, wurde eben beschlossen, dass Emilia mit dem Fahrrad zum Supermarkt fährt. Und beeilen soll ich mich natürlich auch. Na klar, statt einfach Nick mit dem Auto loszuschicken... wäre natürlich gaaar nicht schneller... Wie ich mich darauf freue, endlich 18 zu werden und selber Auto fahren zu können...

Ich werde von einem Tippen an meinem Bein aus meinen Autoträumen gerissen.

Ein kleiner Junge, vielleicht sechs Jahre alt, steht vor mir und sieht mich aus großen, blauen Augen an. Irgendwie kommt er mir bekannt vor...

"Kannst du mir die Nudeln da geben?", fragt er mich mit seiner niedlichen Kinderstimme. Ich finde kleine Kinder ja ganz toll und wünsche mir oft, selber noch eins zu sein... Das erklärt vielleicht auch, warum ich mich oft so kindisch verhalte... Was meine Freunde ab und zu ganz schön peinlich finden...

Mia, lass dich nicht immer ablenken! Da ist ja auch schon wieder die Stimme in meinem Kopf.

Jetzt versuche ich herauszufinden, welche Nudeln der kleine Junge mit den blonden Haaren gerne hätte.

Ich zeige auf eine Packung: "Meinst du die?"

Er schüttelt nur den Kopf.

Ich zeige auf eine andere Packung in der Nähe: "Die hier?"

Wieder schüttelt er den Kopf, lächelt mich diesmal aber noch süß an und sagt: "Nein, die darüber. Die Superheldennudeln!"

Ich schaue hoch. Muss das sein?! Da komme ich nicht mehr dran. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich einfach nur zu klein für diese Welt bin?! Wahnsinnig frustrierend... Warum sind diese Regale auch so hoch? Das ist ganz schön diskriminierend....

"Tut mir Leid, aber da komme ich auch nicht dran. Wo sind denn deine Eltern? Die können dir bestimmt die Nudeln herunterholen", versuche ich jetzt mich aus der Affäre zu ziehen.

Der Junge sieht plötzlich etwas traurig aus: "Ich bin nicht mit meinen Eltern da..."

Das erstaunt mich jetzt: "Mit wem denn dann?"

"Tim? Was machst du denn bei den Nudeln?! Jeder normale kleine Junge rennt doch zu den Süßigkeiten, wenn er sich irgendwas aussuchen darf!", beantwortet mir eine bekannte Stimme die Frage.

Jonas.

Sind die beiden etwa verwandt?

Jonas scheint mich entdeckt zu haben, lächelt mich leicht an (oder versucht es wohl eher) und fragt: "Was macht mein Bruder denn bei dir?" Ja, eindeutig verwandt.

Ich zucke mit den Schultern: "Er wollte Nudeln haben."

Verständnislos sieht er den kleinen Mann an: "Warum Nudeln?"

"Weil es Superheldennudeln sind!", erklärt sein Bruder genervt, als wäre es selbstverständlich, dass er Nudeln Süßigkeiten vorzieht.

Jetzt erkenne ich so wirklich die Ähnlichkeit zwischen den Brüdern. Tim sieht aus wie eine Miniversion von Jonas mit blonden Haaren... Fehlt nur noch eine Lederjacke und die beiden können als Badboy-Duo durchgehen...

"Hast du ihn gefunden?", fragt jetzt noch eine dritte Person.
Ben.

"Jap und nicht nur ihn", antwortet Jonas.

Dance into my SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt