Kapitel 32 - Jonas

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Was ist bloß passiert?

Das ist die Frage, die mir die ganze Zeit durch den Kopf geht. Das Krankenhaus meinte am Telefon, dass mein Vater wohl zusammengebrochen wäre und ich am besten sofort in die Klinik kommen sollte. Ihm ging es ja in letzter Zeit schon nicht so gut. Ständig war er am Husten und hatte eine Erkältung nach der nächsten. Was ist, wenn es viel schlimmer ist, als er dachte? Was soll ich tun, wenn er länger im Krankenhaus bleiben muss? Ich bin nicht in der Lage, alleine für Tim und mich zu sorgen. Obwohl, das habe ich in letzter Zeit ziemlich oft gemacht... Aber Paps war trotzdem meistens da oder erreichbar, ich konnte ihn immer Fragen, wenn irgendwas war.
Jetzt weiß ich nicht mal, ob er gleich ansprechbar sein wird.

Mittlerweile bin ich vor dem Krankenhaus angekommen und frage an der Information nach meinem Vater. Er liegt zum Glück auf einem normalen Zimmer und ist ansprechbar. Und weil er gerade erst eingeliefert worden ist und der Arzt mit uns beiden reden möchte, darf ich ihn auch noch um 11 Uhr nachts besuchen.

Auf dem Zimmer angekommen, traue ich meinen Augen nicht ganz. Mein Vater ist leichenblass. Seine braunen Augen sind matt, die schwarzen Haare total zerzaust. In seiner Nase steckt ein Sauerstoffschlauch, die zugehörige Flasche steht neben seinem Bett. Er sieht einfach nur fertig aus.

„Jonas, schön, dass du noch gekommen bist", begrüßt er mich mit schwacher Stimme.

„Hey Paps. Was ist passiert?" Ich versuche so normal wie möglich zu reden, damit er nicht merkt, was für Sorgen ich mir mache.

„Gute Frage. Ich saß im Büro und hab einen Hustenanfall bekommen. Dabei habe ich auch eine Menge Blut gehustet. Danach bekam ich keine Luft mehr und dann bin ich im Krankenhaus aufgewacht." Er beginnt heftig zu husten.

Ich reiche ihm ein Glas Wasser von dem Tisch neben seinem Bett. Dann ziehe ich mir einen Stuhl heran und setze mich.

„Hat der Arzt dir schon etwas gesagt?"

Mein Vater wirkt bedrückt und senkt den Blick. „Nein, er kommt gleich hoch. Er wollte unbedingt, dass ein Angehöriger dabei ist."

„Achso. Geht es dir besser?" Ich kann die Besorgnis in meiner Stimme nicht unterdrücken.

Jetzt grinst er, oder zumindest versucht er es: „Ich bin mal ehrlich: Etwas."

Ich nicke nur. Da wird auch schon die Tür geöffnet und ein Mann im Alter meines Vaters kommt herein. Er lächelt uns freundlich und bedrückt an und ich muss sofort daran denken, wie vielen Menschen dieser Arzt mit diesem Blick schon schlechte Neuigkeiten überbringen musste.

Der Arzt schüttelt zuerst meinem Vater und dann mir die Hand. „Guten Abend, Herr Lange. Mein Name ist Dr. Martin. Ich bin der behandelnde Arzt und habe mich mit ihrem Vater bereits einmal unterhalten."

Ich sehe meinen Vater vorwurfsvoll an: „Also weißt du doch schon etwas?"

Jetzt ist er derjenige, der nur nickt. Von Dr. Martin erhalte ich dann eine richtige Antwort: „Ihr Vater wollte es ihnen nicht sagen müssen. Wir müssen zwar noch ein paar Untersuchungen abwarten, aber im Moment besteht der Verdacht auf Lungenkrebs. In ein paar Tagen können wir ihnen mehr dazu sagen, falls sich der Verdacht bestätigen sollte, was wir nicht hoffen. Haben sie irgendwelche Fragen?"

Ich brauche ein paar Sekunden, bis mir klar wird, was der Arzt gerade gesagt hat.
Scheiße. Krebs?! Das kann doch nicht wahr sein! Paps kann keinen Krebs haben, das geht einfach nicht!

Ich sehe zwischen dem Arzt und meinem Vater hin und her. Beide sehen mich abwartend an. Mein Vater wirkt gar nicht geschockt, aber der wusste ja auch schon etwas länger von dem Verdacht.

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