Kapitel 33 - Mia

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, frage ich mich erstmal, wo ich bin.

Bei Jonas zu Hause. Du hast auf Tim aufgepasst, weil Jonas ins Krankenhaus zu seinem Vater musste.

Oh mein Gott! Aber wie bin ich in dieses Zimmer gekommen? Ich kann mich nicht mal daran erinnern, Tims Zimmer verlassen zu haben.

Ich stütze mich etwas auf. Der Raum hier ist ziemlich dunkel. Und das nicht nur, weil die Rollos unten sind und nur ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen durchscheinen. Das Bett ist etwas breiter und die Matratze, auf der ich noch liege, ist schön weich. Die Bettwäsche ist schwarz, so wie auch alles andere immer Zimmer. Rechts von mir befindet sich ein schmaler Schrank und links unter dem Fenster steht ein Schreibtisch. Ich stehe auf und gehe auf den Schreibtisch zu. Einige Klamotten liegen auf dem Boden verteilt und allmählich dämmert mir, in wessen Zimmer ich mich befinde. Auf dem Schreibtisch steht in der Ecke ein Foto, ich ziehe das Rollo etwas hoch und betrachte das Bild. Es zeigt eine glückliche Familie. Jonas Familie. Seine Mutter sitzt auf einem Stuhl und ist eindeutig schwanger, ein kleiner Jonas mit verwuschelten Haaren steht daneben und grinst glücklich in die Kamera. Dahinter steht wohl sein Vater und hat je eine Hand auf die Schulter seines Sohnes und seiner Frau gelegt.

Dieses Foto muss wohl etwas älter sein, immerhin ist Tim dort noch gar nicht geboren. Sie alle sehen so glücklich aus... Ob Jonas in letzter Zeit auch nur ein halbes Mal so gegrinst hat wie auf diesem Bild?
Ich denke eher nicht.

In diesem Moment wünsche ich mir, dass Jonas mir mehr über seine Vergangenheit erzählt hätte. Ich würde gerne wissen, wann seine Mutter gestorben ist und erfahren, ob das sein jetziges Verhalten ausgelöst hat. Mehr als jemals zuvor möchte ich erfahren, ob Jonas hier, wo die Menschen sind, die ihm etwas bedeuten, anders ist. Obwohl... eigentlich habe ich es gestern schon etwas gesehen. Er sorgt sich um seine Familie und scheint wirklich gerne Zeit mit ihnen zu verbringen. Ich kann mir vorstellen, dass er hier ein ziemlich liebenswürdiger Mensch ist und den würde ich echt gerne richtig kennenlernen. Nicht nur in kurzen Augenblicken durchscheinen sehen.

Ich werde von Stimmen aus meinen Gedanken gerissen, die ich nicht zuordnen kann. Also verlasse ich Jonas Zimmer und folge den Stimmen.

Kurz darauf finde ich mich in einem gemütlichen Wohnzimmer wieder. Tim sitzt auf der dunkelroten Couch und starrt fasziniert auf den Fernseher, wo Spongebob und Patrick sich gerade zum Quallenfischen auf machen. Jetzt weiß ich auch, warum ich die Stimmen nicht zuordnen konnte.

Ich gehe auf ihn zu und wuschle ihm durch die Haare. Diese blonden Locken sind so niedlich. „Morgen, Kleiner."

„Morgen Mia, aber so klein bin ich gar nicht. Außerdem bist du auch klein! Jojo ist viel größer als du!", begrüßt Tim mich fröhlich.

Ich seufze, selbst ein Fünfjähriger findet mich winzig. „Da hast du wohl Recht. Ist dein Bruder auch schon wach?"

„Ne, der schläft immer gaaaaaaaaanz lange. Und Papa ist nicht da, um mir Frühstück zu machen. Aber ich habe rieeeeeeeeeesen Hunger!", beschwert sich Jonas Bruder.

„Dein Bruder musste gestern auch lange aufbleiben, weil er wichtige Sachen erledigen musste. Darum hab ich ja auch auf dich aufgepasst. Und wenn du so einen Hunger hast, kann ich dir Frühstück machen, wenn du mir hilfst und sagst, wo alles ist", biete ich ihm freundlich an.

„Okay!" Sofort springt er auf und stürmt Richtung Küche. Zum Glück weiß ich jetzt schon, wo die ist. Tim sind gestern nämlich noch sehr viele Dinge eingefallen, die er erledigen muss oder noch braucht, damit er schlafen gehen kann. Somit war ich hier ziemlich oft unterwegs, bevor ich ihm endlich das Märchen vorlesen konnte.

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