Kapitel 23 - Mia

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Am Dienstag haben Isabell und Ben wirklich auf mich gewartet und sind dann, nach dem "Training" mit Jonas (wirklich was gemacht haben wir ja nicht), mit mir einen Kaffee trinken gegangen.

Ich mag die beiden wirklich. Ben hat ein Talent dazu, einen immer wieder zum Lachen zu bringen und von den langweiligsten Dingen noch etwas Interessantes zu erzählen. Das hat mich wahnsinnig aufgeheitert und mir einfach nur gut getan.

Isabell oder Isa, wie ich sie seitdem nenne, ist dagegen eine tolle Zuhörerin. Sie hat sich einfach mein Rumgejammere angehört und nur hin und wieder was dazu gesagt. Sie meinte allerdings, dass sie mich voll und ganz versteht, weil sie diese gemeinen Reaktionen von Verena gut kennt. Verena und Isa waren nämlich tatsächlich mal beste Freundinnen. Das war allerdings in der Grundschule und irgendwann hat Isa es dann wohl nicht mehr mit ihr ausgehalten. Anscheinend war sie damals beliebter als Verena, woraufhin sie anfing böse Gerüchte zu verbreiten. Zum Beispiel, dass Isa immer noch Windeln tragen würde und sowas. Daraufhin wurde sie eben ziemlich ausgelacht und dann war es irgendwann, nachdem Isa erfahren hat, wer das über sie erzählt, aus mit der Freundschaft. Verena war also schon immer ein kleines Miststück.

Naja, auf jeden Fall ist der Nachmittag dann noch recht lustig geworden. Deswegen habe ich die beiden heute auch zum Treffen mit Emily und den anderen eingeladen. Allerdings hat Ben keine Zeit, deshalb ist nur Isa gekommen.

Und jetzt sitzen wir hier und ich bin ziemlich glücklich, weil sie sich super mit meinen Freunden versteht.

Anscheinend spielt Isa auch recht gerne Klavier und komponiert hin und wieder, so dass sie besonders gut mit unserem Komponisten-Talent Clara klar kommt.

"Und du schreibst ein ganzes Album bis zum Ende des Jahres? Woher nimmst du denn nur die ganzen Ideen?", fragt Isa jetzt.

Clara lacht etwas verlegen, so große Begeisterung für ihre Stücke war ihr schon immer unangenehm. "Die kommen in den unterschiedlichsten Momenten. Im Unterricht, unter der Dusche oder wenn wir gerade irgendwas Schönes unternommen haben", erklärt sie bereitwillig.

"Achso, ich hab damit immer wahnsinnige Schwierigkeiten. Wenn ich erstmal eine Idee hab, geht es meistens, aber dann wird es noch lange nicht so gut wie bei dir. Würdest du..." Und das ist mein Stichwort, um mich diesem Gespräch zu entziehen. Das ist wirklich nicht mein Ding, ich liebe Musik, aber sowas selber machen? Neeeeeee. Da unterhalte ich mich lieber mit Paul. Emily und Jan scheinen nämlich mal wieder in ihrer eigenen Welt zu sein, was ich nicht schlimm fände, wenn meine beste Freundin dann wenigstens ab und zu Zeit für mich hätte, aber das passiert in den letzten zwei Wochen immer seltener. Entweder hat sie zu tun oder ich. Ich hab ihr nicht mal von der Nacht im Club erzählt...

"Wie läuft es eigentlich mit eurer Projektgruppe?", fragt mich jetzt Paul, während er sich seine schwarze Brille hochschiebt.

"Eigentlich ganz gut", gebe ich zu, "aber viel mehr interessiert mich, wie es in deiner Gruppe läuft?"

Er runzelt konzentriert die Stirn: "Ich weiß nicht so recht... Klar, wir sind alles gute Tänzer, aber so denkt jeder, dass er besser ist als der andere und somit auch mehr zu sagen hat. Aber die gesamte Choreo ist schon so gut wie fertig. Nur das mit der Synchronität funktioniert nicht so richtig..."

Ich bin erstaunt. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich dachte, dass die Gruppe super klar kommt und eine tolle Show auf die Beine stellt... Vielleicht wird das auch am Ende so sein, aber momentan hört sich das nicht so an, als hätten Paul und die andern Spaß bei der Sache und ist das nicht auch wichtig? Natürlich ist meine Gruppe, die immer noch keinen Namen hat, sich nicht immer einig, aber trotzdem ist es meistens ganz lustig. Wenn man Verena mal ignoriert.

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