Kapitel 25 - Mia

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Jetzt stehen Jonas und ich hier im Tanzsaal. Keiner macht Anstalten sich hinzusetzen. Das wäre auch irgendwie komisch und viel... Intimer?  Haha, das wäre intimer? Was war dann das gerade beim Tanzen? Wie Jonas mich angesehen hat... als würde er mich auffressen wollen. Im positiven oder negativen Sinn...
Mein ganzer Körper hat gekribbelt, während wir getanzt haben und als ich gegen ihn –oder eher seine harte Brust- geprallt bin, habe ich einen Moment lang komplett vergessen zu atmen. Sowas hatte ich ja noch nie...

Aber jetzt sollte ich erstmal mit ihm reden und das Atmen bloß nicht vergessen. Aber wie soll ich denn anfangen? Was will er wissen und was sollte ich besser nicht erzählen? Was bin ich bereit zu sagen?

Er ist ja nicht gerade Emily, der habe ich am Wochenende alles bei einem Kaffee erzählt. Und zwar wirklich alles, auch, dass Jonas mein „Retter" war. Das hat sie übrigens echt gewundert.
Emily tat es sogar wahnsinnig leid, dass sie nicht früher nachgehakt hat. Mir tat es leid, dass ich ihr nicht früher Bescheid gesagt habe. So haben wir dann eine halbe Stunde damit verbracht, uns zu entschuldigen. Wir hatten uns noch lange über alles Mögliche unterhalten und Emily hat mir klar gemacht, dass ich nicht so tun kann, als wäre nichts gewesen. Zumindest nicht vor allen Menschen in meiner Umgebung.

Also sollte ich jetzt irgendwas zu Jonas sagen...

"Ähm... Also... Wegen dieser Nacht...", stottere ich vor mich her.

Jonas zieht eine Augenbraue nach oben: "Ja?" Warum kann er das und warum sieht das so gut aus. Das hilft mir echt nicht weiter.

"Ich... Ähm... Also..." Mann! Ich weiß wirklich nicht, wo ich anfangen soll.

"Warum hat man in der Schule in deinem Gesicht nicht mal einen Kratzer gesehen?", hilft Jonas mir überraschender Weise weiter.

Das hat er nicht bemerkt? "Weil ich es überschminkt habe. Mein halbes Gesicht war angeschwollen und dunkelblau, wie hätte ich das denn erklären sollen? Ich geh immer noch nicht ohne Schminke raus, weil die Flecken noch immer zu sehen sind. Allerdings sind sie mittlerweile gelb", erkläre ich. Aber kann er sich sowas nicht denken? Das verschwindet doch nicht von jetzt auf gleich. "Was dachtest du denn?", frage ich deshalb und muss zugeben, dass ich es schon etwas lustig finde. Vielleicht dachte er, ich hätte Superkräfte.

Er kratzt sich am Nacken: "Ich konnte mir das eben nicht erklären. Dein Gesicht hätte angeschwollen und blau sein müssen und eigentlich war gar nichts zu sehen... Naja... Wem hast du davon erzählt?"

"Nur Emily. Ich hab dir ja gesagt, dass ich nicht möchte, dass irgendwer davon weiß...", erkläre ich. Reicht doch, dass einer der Schulbadboys die Geschichte kennt... Keine Ahnung, ob er es nicht schon jeder seiner neuen "Bekanntschaften" erzählt hat...

"Ja, und ich sag es direkt nochmal: Ich werde es niemanden erzählen und hab es auch bis jetzt nicht getan. Ich bin vielleicht ein Arsch, aber nicht so einer", stellt er ernst klar.

Er hat es wirklich nicht weitererzählt? "Oh... Danke." Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. So verlegen bin ich. Aber warum bin ich verlegen? Ich weiß ja gar nicht, ob ich ihm vertrauen kann... Woher auch? Wie er schon gesagt hat, er ist ein Arsch.

"Das kannst du mir ruhig glauben. Aber jetzt habe ich noch eine Frage: Warum diese Stimmungsschwankungen? Mal bist du so besserwisserisch und nervig wie immer und dann wieder total verschlossen und abwesend? Und wenn selbst mir das auffällt, dann muss es schon sehr deutlich zu sehen sein."

Ich muss etwas lachen. Jonas ist wohl eher nicht so der Menschenkenner. Immerhin weiß er es selbst.

Auch Jonas grinst etwas und sagt: "Du gehörst ja auch nicht zu den Menschen, denen ich besonders viel Beachtung schenke."

Dance into my SoulWhere stories live. Discover now