Kapitel 30 - Jonas

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In einer halben Stunde muss ich bei Emilia sein... Nicht cool, gar nicht cool...
Wie konnten wir auch nur beide die Frist vergessen?!? Emilia ist doch sonst immer recht gut organisiert. Wie kann ihr sowas passieren? Das ist doch alles ihre Schuld. Ich habe samstags echt eine Menge besseres zu tun, als mich mit Emilia zu treffen.

Und jetzt muss ich auch noch zu ihr hinfahren... worauf ich genauso wenig Lust habe.

Du wolltest sie ja nicht bei dir zu Hause haben!

Ja, weil ich nie, wirklich nie, Mädchen nach Hause bringe. Klar, wäre das in dieser Situation etwas anderes, da hatte Emilia gestern schon recht, aber trotzdem. Ich sehe das gar nicht ein, sie würde nur Tim verwirren.

Und wie das??

Keine Ahnung. Im schlimmsten Fall würde er sie mögen und wiedersehen wollen. Er hat schon damals im Supermarkt dreimal gefragt, ob ich mir sicher wäre, dass sie nicht meine Freundin ist. Und wenn sie jetzt auch noch zu uns kommt? Ne, besser nicht.

Und da es ja sowieso ihre Schuld ist, weil sie es verpeilt hat, kann sie ja auch den Ärger ausbaden. So schwer wird es schon nicht sein, ihren Eltern zu erklären, dass ich vorbeikommen muss.

Ähm... Weißt du noch, als du ihren Vater Brüllen gehört hast, nachdem du das letzte Mal dort warst? Und da hat er dich nicht mal gesehen.

Oh.
Vielleicht war das doch keine so gute Idee... aber diesmal kündigt sie es ja vorher an und es ist ja auch erst früher Nachmittag und nicht abends. Und das aller wichtigste: Es ist nur für die Schule. Als ob ich sie sonst um ein Treffen bitten würde...

Sicher?

Ja!
Denke ich...

Als ich auf die Uhr sehe, bemerke ich, dass mir noch etwas mehr als fünf Minuten bleiben, bis ich bei Emilia sein soll. Ich brauche zehn... Eventuell sollte ich mal losfahren. Die kleine Prinzessin reißt mir wahrscheinlich den Kopf ab, wenn ich zu spät komme.

„Ich bin weg, bis später", rufe ich einmal durchs Haus, schnappe mir meine Lederjacke und Schlüssel und verschwinde dann.

****************

Als ich zwanzig Minuten später auf Emilias Haustür zugehe, jede verdammte Ampel war rot, sieht es am Himmel ganz schön dunkel aus. Das könnte heute noch ein ordentliches Gewitter geben... Wollte sie nicht in ihren Garten gehen? Ich hoffe mal, dass sie noch einen Plan B hat...

Als Emilia mir wütend entgegen kommt, ist das Wetter aber erstmal mein kleineres Problem. Sie wirkt wie eine wildgewordene Furie. Mit den wütend blinzenden Augen und den lockigen Haaren, die durch den Wind in alle Richtungen geweht werden.

Sofort hebe ich abwehrend die Hände und grinse sie an: „Warum guckst du so und kommst auf mich zugestürmt? Konntest du es nicht mehr erwarten, mich zu sehen?"

„Du träumst doch! Du solltest vor einer Viertelstunde hier sein!", sie zeigt zum Himmel, „Siehst du das? Hast du mal den Wetterbericht gelesen? Es soll später gewittern und zwar das ganze Wochenende lang, jede Minute zählt. Wir können nur im Garten trainieren, weil in den Räumen bei uns zu Hause kein Platz ist", keift meine entzückende Tanzpartnerin mich an.

„Und merkst du, dass du unsere wertvollen Minuten gerade damit verschwendest, mich anzumeckern? Lass uns doch einfach anfangen." Ich will mich nicht mit ihr streiten und eigentlich hat sie auch Recht. Wir müssen uns beeilen und haben keine Zeit zu verlieren.

Du gibst das wirklich zu?!

Ja, aber nicht vor ihr. Zwar werde ich sie nicht weiter provozieren wie vorher, aber ihr sagen, dass sie recht hat, werde ich erst nach meinem Tod. Oder noch später, im Jenseits.

Dance into my SoulWhere stories live. Discover now