Kapitel 31 - Mia

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Wow. Wir fahren jetzt wirklich zu Jonas nach Hause. Ob schon jemals ein Mädchen gesehen hat, wie er und seine Familie wohnen? Werden seine Eltern auch da sein? Und Tim? Ist Jonas wohl  zu Hause anders, als in der Schule oder beim Training?
Na gut, die letzte Frage kann ich mir recht leicht beantworten. Immerhin geht er mit seinem Bruder einkaufen, lässt ihn sich dabei etwas aussuchen und scheint generell auch gerne Zeit mit ihm zu verbringen. Zumindest, soweit ich das mit dem wenigen Wissen, das ich habe, beurteilen kann.

„Du bist ja so still. Willst du mir denn gar nicht vorwerfen, dass das alles nur meine Schuld ist und wir wegen mir nicht fertig werden und deswegen durchfallen?", fragt Jonas mich jetzt grinsend.

Ich schüttle den Kopf: „Nein. Erwartest du das von mir?" Wirke ich auf ihn wirklich soo verbissen? Natürlich brauche ich eine gute Note für diesen Tanz, aber nur weil uns jetzt eine Stunde Übung fehlt, heißt das noch lange nicht, das der ganze Tanz schrecklich wäre.

„Ehrlich gesagt schon. Sonst hast du doch auch jede Gelegenheit genutzt, um mir solche Dinge vorzuhalten. Besonders in den ersten Tanzstunden." Bei seiner Erklärung klingt Jons ganz sachlich. Weder belustigt, noch wütend oder sonst wie. Einfach... etwas neugierig.

Stimmt das?
Joar, könnte schon sein. Aber jetzt sehe ich das gar nicht mehr so. Jonas strengt sich fast genauso an wie ich, um diese Choreo gut hinzubekommen und beim Training sind wir immer gut vorangekommen. Aber eben nur, wenn es bei Gesprächen ums Tanzen blieb.
Obwohl... mittlerweile würde ich behaupten, dass wir uns auch auf „normaler" Basis besser verstehen. Außer in diesen Momenten, wenn wir uns so nahe sind und er mich plötzlich so ganz anders ansieht. Wie vorhin schon wieder. Ich könnte schwören, dass wir uns fast geküsst hätten und ich wollte es auch. Aber das geht einfach nicht. Immerhin sprechen wir hier von Jonas, dem eingebildeten Player. Auch wenn er den mir gegenüber schon länger nicht mehr raushängen lassen hat...

„Emilia? Bist du noch da?", reißt mich Jonas Stimme aus meinen Gedanken.

„Ähm, ja. Klar."

„Ich weiß ja, dass meine Anwesenheit weibliche Wesen öfter mal um den Verstand bringt, aber du könntest trotzdem aussteigen. Wir sind nämlich da." Okay, vielleicht hab ich mich geirrt. Da ist der eingebildete Idiot.
Jonas steigt aus dem Auto und geht auf ein älteres Reihenhaus zu. Der Putz fällt zwar schon langsam ab, aber es wirkt dennoch gemütlich.

Ich beeile mich, um noch irgendwie hinterherzukommen  und folge ihm durch die Tür.

„Lass uns direkt hoch gehen, da haben wir so eine Art kleines Tanzstudio. Das müsste auf jeden Fall reichen."

Ich nicke nur und folge ihm die Treppe rauf. Wirklich viel von seinem zu Hause bekomme ich deshalb nicht zusehen.
Kurz darauf sind wir auf dem Dachboden angekommen, wo sich  tatsächlich ein kleines Tanzstudio befindet.

„Wow. Sowas habe ich mir schon immer gewünscht", bekenne ich begeistert. Während ich die Spiegel, die Anlage und die Wasserflaschen, die in einer Ecke stehen, betrachte.

„Ehrlich?", fragt Jonas hinter mir.

„Ja. Tanzen ist das wichtigste in meinem Leben und ein eigenes Tanzstudio wäre einfach nur ein Traum. Ich hoffe, dass ich mir den irgendwann einmal erfüllen kann", erkläre ich.

„Das schaffst du bestimmt. Du hast wirklich Talent. Das Stipendium bekommst du garantiert."

Ich drehe mich zu ihm um und sehe wahrscheinlich genauso überrascht aus, wie ich mich fühle: „Seit wann bist du so nett? Das war jetzt das erste Mal, dass du einfach nur gesagt hast, dass ich gut bin, ohne noch etwas hinterher zu schieben oder es danach doch anzuzweifeln."

Dance into my SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt