Kapitel 13 - Mia

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Ja, okay! Jonas Lange hat mich quasi gerettet.
Aber ich hätte das bestimmt auch allein hinbekommen. Das mit der Ohrfeige war mein Ernst, ich hatte wirklich gerade ausgeholt, aber Jonas war schneller. Ich weiß auch gar nicht, woher er so plötzlich kam. Seit diesem kleinen Tanzbattle hatte ich ihn nicht mehr gesehen und plötzlich kommt er aus dem nichts angeschossen?  Und verteidigt mich auch noch? Mich?

Wahrscheinlich war er gerade mit irgendeiner Frau am Tanzen und hat dich zufällig gesehen. Erklärt mir die Stimme in meinem Kopf.

Und warum hat er eingegriffen? Er mag mich ja nicht mal.

Vielleicht findet er, dass sowas nicht geht, so wie jeder normale Mensch? Ihm war wahrscheinlich egal, dass du das bist.

Aber bei einem kurzen Blick hätte er das doch gar nicht bemerken können... Er muss mich schon länger beobachtet haben...

Bild dir doch nichts ein!

Okay, das reicht dann jetzt auch mit den Selbstgesprächen.

Ich schüttle kurz den Kopf, um die verwirrenden Gedanken loszuwerden und schaue mich dann um. Paul hat Clara schon nach Hause gebracht und Emily und Jan habe ich irgendwie aus den Augen verloren...

Sind sie schon gegangen? Aber dann hätten die beiden doch etwas gesagt...
Also sind sie wohl noch hier irgendwo... Die Frage ist nur wo...

Ich sehe mich um, überall Menschen, aber in meiner Nähe niemand, den ich kenne. Ich bin zu klein um die Menge wirklich absuchen zu können... Wie soll ich die beiden denn jetzt finden?

Ach scheiß drauf, ich hab sowieso keine Lust mehr. Dann schreib ich Emily halt gleich, dass ich schon nach Hause gegangen bin und nehm mir jetzt allein ein Taxi. Irgendwann wird sie bestimmt auf ihr Handy sehen und es lesen.
Ich seufze, das wird teuer und mir wurde doch mein halbes Taschengeld gestrichen,  weil mein Vater und ich uns letztens mal wieder in die Haare bekommen haben.

Naja, damit muss ich jetzt wohl leben.

Ich hole an der Garderobe meine Sachen ab und verlasse endlich diesen stickigen Club.
Ich liebe es ja feiern zu gehen, aber nach so einer Situation wird es auch mir zu eng in so einem Raum. Draußen atme ich erstmal tief durch und genieße die frische Luft. Dann ziehe ich mir meine Jacke über und laufe Richtung Taxistand, der ist nur ein paar Meter von hier entfernt. Fröstelnd schlinge ich die Arme um mich. Ich schaue auf die Uhr, schon halb vier, kein Wunder, dass mir so kalt ist. Zum Glück bin ich bald zu Hause.

Plötzlich höre ich eine Stimme hinter mir: "Ganz allein unterwegs? Um diese Uhrzeit? Keine gute Idee."

Langsam drehe ich mich um. Und tatsächlich! Es ist dieser komische Typ aus dem Club. Seine schulterlangen Haare kleben ihm im Gesicht, seine dunklen Augen sind gerötet und er hat eine ganz schöne Fahne. Der sieht ja mal echt scheiße aus.

"Lass mich in Ruhe", sage ich erschöpft und will mich gerade abwenden, da packt er mich am Arm und wirbelt mich zu sich herum. Ich pralle gegen seine Brust.

"Du träumst doch. Ich hab noch was mit dir vor", flüstert er mir ins Ohr.

Ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien, doch ich habe keine Chance. Also werde ich in eine Seitengasse gezerrt.

Gruselig grinst er zu mir hinab: "Jetzt wirst du sehen, was du davon hast, dass dein kleiner Freund sich eingemischt hat."

"Er ist nicht mein Freund", schreie ich.

Das ist jetzt also deine einzige Sorge, Mia?

"Nein? Mir egal. Du wirst bezahlen."

Er drängt mich gegen eine Wand und hält mit einer Hand meine Hände über meinem Kopf zusammen. Mit der anderen fährt er meinen Körper auf und ab. Eine Gänsehaut überzieht mich. Ich bin wie erstarrt.

"Du bist zwar keine Schönheit, aber du siehst echt nicht schlecht aus", murmelt dieser Arsch.

Und schon hat der Widerling seine Lippen auf meine gepresst und fängt an mich zu küssen. Ich versuche meinen Kopf zu drehen, doch schaffe es aus irgendeinem Grund nicht. Seine freie Hand beginnt sich unter mein Top zu schieben und streift über meine nackte Haut immer weiter hoch...

Jetzt schaffe ich es den Kopf zur Seite zu nehmen und beginne zu schreien. Ich schreie mir die Seele aus dem Leib. Allerdings nur kurz, da ich sofort eine schallende Ohrfeige kassiere. Mein Kopf wird zur Seite geschleudert und ich glaube, ich schmecke sogar Blut.

"Sei still! Wir wollen doch nicht, dass uns jemand hört", fährt der Typ mich an.

Ich starre ihn wütend an. Das wollen wir also nicht? Erneut schreie ich so laut ich kann. Noch eine Ohrfeige.  Arschloch! Diesmal Spucke ich ihm das Blut ins Gesicht. Angewidert wischt er es weg.

"Du....", will er gerade drohen.

"Du lässt sie am besten sofort los", knurrt jemand am Anfang der Gasse.

"Hau ab, das ist meine Braut, such dir ne eigene", fährt der Typ meinen Retter an.

"Ich sagte: Lass. Sie. Los", wiederholt die Stimme wütend. Die kenne ich doch irgendwo her...

Der Typ vor mir legt jetzt die freie Hand an mein Kinn und betrachtet mich.

"Äh nein. Ich hab noch was mit der Kleinen vor", erklärt er und grinst schon wieder dreckig.

Plötzlich wird er von mir weggerissen. Ich falle kraftlos auf den Bogen, ziehe die Knie an und beginne zu schluchzen. Was war das? Ist das wirklich passiert?

Ich höre von rechts ein Keuchen und wende den Kopf. Zwei Körper wälzen sich am Boden. Ich sehe wie Schläge ausgeteilt werden, höre sie vor Schmerz stöhnen und erkenne Blutflecken auf dem Boden. Von wem kommen die?

"Und jetzt? Was willst du tun? Du bist erledigt", höre ich den ekligen Typen spotten.

Anscheinend hält er den andern irgendwie auf dem Boden, denn sie bewegen sich beide nicht mehr.

Der andere knurrt nur.

Ich will irgendetwas tun, nur was? Ich sehe mich um und tatsächlich, zufällig finde ich eine leere Plastikflasche auf dem Boden. Ich hebe sie auf und gehe auf die beiden zu.

Direkt hinter ihnen hole ich aus und schlage so fest ich kann mit der Flasche auf den Hinterkopf des Perverslings.

"Was zum Teuf...", er will sich mir zuwenden, doch da hat der andere ihn schon überwältigt und schlägt auf ihn ein. Das geht eine gefühlte Ewigkeit so weiter, bis er irgendwann von dem nun bewusstlosen Typen runter steigt und auf mich zukommt.

Ich habe mich wieder fallen gelassen und meine Beine angezogen. Der Unbekannte kniet sich vor mich hin.

"Emilia, alles ist gut. Es ist vorbei. Alles okay, bei dir?", fragt er besorgt. Er kennt meinen Namen?

Jetzt erkenne ich auch sein Gesicht. Es ist Jonas! Aber was tut er hier?

Egal. Ich möchte ihm antworten, bringe aber keinen Ton heraus. Deshalb nicke ich nur.

"Komm, ich bringe dich nach Hause."

Wieder ein Nicken von mir. Mir fehlen echt die Worte. Er erhebt sich.

"Kannst du alleine aufstehen?", erkundigt Jonas sich jetzt.

Ich nicke wieder und stehe langsam auf. Das ist alles zu viel für mich. Zuerst das im Club und Jonas, der mir hilft. Jetzt werde ich fast vergewaltigt und wieder rettet Jonas mich. Und dann ist er auch noch besorgt und will mich nach Hause fahren?

Er betrachtet mich einen Moment  lang nachdenklich, dann schüttelt er den Kopf, legt mir eine Hand auf den Rücken und schiebt mich vorwärts. Sobald ich von alleine gehe, nimmt er die Hand wieder weg und ich muss zugeben, dass mir die Wärme fehlt.

Schweigend laufen wie nebeneinander her. Mich stört es nicht, doch irgendwann ergreift er das Wort: "Tut mir leid, aber Verena liegt auf meiner Rückbank. Sie ist sturzbetrunken und ich wollte sie nach Hause bringen. Aber sie dürfte schlafen und wird kein Wort sagen."

Ich nicke und schaffe es diesmal sogar "ist okay" zu murmeln.

Auch er nickt jetzt, bleibt vor einem schwarzen Opel Corsa stehen und öffnet mir die Beifahrertür. Ich lasse mich auf den Sitz fallen. Er schließt die Tür und geht um das Auto herum, um sich hinters Steuer zu setzen.

Dann kann die Fahrt wohl beginnen.

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