Kapitel 37 - Mia

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Jonas hatte mich doch mit ins Krankenhaus genommen. Keine Ahnung, ob er das getan hat, weil er das wollte oder weil er Tim deswegen nicht anlügen wollte. Eigentlich hat er es mir gesagt, aber ich weiß nicht, ob ich ihm glauben kann...

Er hatte zwar Recht, dass er mir nicht erzählen muss, wenn sein Vater Krebs hat, aber trotzdem war ich ziemlich enttäuscht davon. Irgendwie hatte ich wirklich gedacht, dass er mir so etwas mittlerweile erzählen würde. Ich dachte, dass er mir mehr vertraut...
Aber ich hab ja gut reden. Nicht mal für eine blöde Hebefigur kann ich ihm vertrauen. Andererseits gibt er mir dafür auch immer weniger Gründe. Denn, nachdem wir Mittwoch im Krankenhaus waren, hat Jonas mir gesagt, dass er mich nicht auf die Hochzeit begleiten könnte. Vier Tage vorher. Als ich ihm nach dem Grund gefragt habe, konnte oder wollte er mir keinen nennen.

Dabei hatte ich im Krankenhaus noch so ein gutes Gefühl. Obwohl die Fahrt dahin nicht so gut verlief.

Nachdem Jonas unser Eis bezahlt hatte( er hat mich einfach nicht selber zahlen lassen, glaubt mir, wir haben lange diskutiert), sind wir ins Auto gestiegen und direkt zum Krankenhaus gefahren. Auf dem Weg dahin war es ganz schön still. Selbst Tim hatte bemerkt, dass irgendwas nicht stimmte, aber er wollte wohl nicht genauer nachfragen und beschäftigte sich alleine auf der Rückbank. Jonas dagegen starrte die ganze Zeit über konzentriert und wütend auf die Straße, so als wolle er dort jemanden umbringen. Seine Finger hatten das Lenkrad fest umklammert, so dass sie langsam weiß wurden und seine Stirn war in tiefen Falten gerunzelt.

„Was hat dir die Straße getan, dass du sie so niederstarrst?", fragte ich ihn, um die Stimmung etwas aufzulockern.

„Sei einfach ruhig", antwortete er kalt. Allerdings fügte er nach ein paar Sekunden ein „bitte" hinzu.

Der Herr hatte also schlechte Laune und ich musste jetzt wohl damit Leben. Wahrscheinlich war ich sogar Schuld. Bestimmt wollte er mich nicht dabei haben...

Irgendwann parkte Jonas dann auf dem Parkplatz und half Tim noch beim Aussteigen. Der verkündete dann noch „Ich gehe erstmal zum Spielplatz" und verschwand dann, ohne eine Antwort abzuwarten. Also war ich auf dem ganzen Weg zum Zimmer von Jonas Vater allein mit ihm.

Natürlich schwiegen wir auch, bis wir angekommen waren. Aber bevor Jonas die Tür zum Zimmer öffnen konnte, musste ich ihn einfach aufhalten und eine Frage stellen. „Beantworte mir die Frage bitte ehrlich", begann ich und atmete tief ein bevor ich fortfuhr, „willst du mich hier haben oder nicht?"

Er wirkte irgendwie verwirrt. „Klar will ich dich hier haben, sonst hätte ich dich nicht mitgenommen."

„Doch, für Tim. Und warum willst du das?", fragte ich weiter. Ich musste es unbedingt wissen.

„Das kann ich dir nicht sagen", antwortete er nur, klopfte dann und öffnete die Tür, so dass ich nicht weiter nachhaken konnte.

In dem weißen Krankenhauszimmer angekommen, fand ich einen schwarzhaarigen Mann Ende vierzig vor. Er war etwas blass und das weiße Bettzeug machte es nicht gerade besser. Der Mann, der wohl Jonas Vater sein musste, da das andere Bett im Zimmer leer war, bekam Sauerstoff über einen Schlauch in der Nase zugeführt. Seine Wangen wirkten erschlafft. Ich denke, dieser Mann wirkte einmal sehr aufgeweckt und fröhlich, aber man merkt, dass er eine anstrengende Zeit hinter und vor sich liegen hat. Die braunen Augen von Jonas Vater waren matt, aber blickten mich dennoch freundlich an.

„Hey Paps", begrüßte Jonas ihn, „das hier ist Emilia. Du wolltest sie ja gerne kennenlernen."

Er räusperte sich, bevor er anfing leise und rau zu reden: „Hallo ihr beiden. Ich dachte, dein Name wäre Mia, so nennt Tim dich immer. Aber egal, ich freue mich so, das erste Mädchen, das Jonas nach Hause gebracht hat, kennenzulernen."

Dance into my SoulWhere stories live. Discover now