100 Wünsche

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Kapitel 1

Reifen quietsche. Eine Frau schreit. Das Geräusch einer Krankenwagen Sirene.
Plötzlich schreckte ich hoch. Schweißgebadet lag ich in meinem Bett. Es war wieder dieser Traum, der mich fast jede Nacht verfolgt, seit meine beste Freundin Bella bei einem Autounfall ums Leben kam. Sie war wie eine Schwester für mich. Ich kann es bis heute nicht fassen dass ich sie nie wieder sehen werde. Der Unfall liegt jetzt genau sechs Monate zurück, doch noch immer fällt es mir schwer darüber zu reden. 
Ich richtete mich auf. Mein Blick fiel zum Fenster. Dicke weiße Schneeflocken bedeckten den Boden bis schließlich kein Gras mehr zu sehen war. Langsam stand ich von meinem Bett auf, zog mich müde an und lief dann runter in die Küche.
Mama stand an der Küchenzeile und schmierte mit ihrem kugelrunden Babybauch Schulbrote für mich und meinen kleinen Bruder  Toni der mit Papa am Küchentisch saß.
„Morgen“, tönte ich und lies mich auf einen Stuhl plumpsen.
„Guten Morgen“, kam es von Mama zurück. Toni stopfte sich sein Nutellabrot in den Mund und Papa brummte nur leise hinter seiner Zeitung hervor.
Mama schmiss hecktisch unser Schulessen in unsere Taschen. Versehendlich stieß sie dabei ein Glas Wasser um.
„Verdammter Mist“, schimpfte sie.
„Mensch Mareike, jetzt setzt dich doch mal hin. Deine Hektik macht mich ganz nervös und außerdem sollst du dich ein bisschen schonen. Du bist Schwanger falls du es vergessen hast.“ Papa schaute mit einem besorgten Blick zu Mama die dass verschüttete Wasser vom Boden aufwischte.
Danach setzte sie sich neben mich auf den Stuhl. Ich wusste dass sie nichts mehr zu Papa und diesem Thema sagen würde, sie hasste es zu diskutieren.
„Ach Sarah bevor ich es vergesse, Tanta Amanda hat mich gestern Abend noch angerufen und gefragt ob du ihr heute Mittag ein bisschen bei ihrem Stand auf dem Weihnachtsmarkt helfen könntest“, Mama lächelte mich an.
Innerlich verdrehte ich die Augen, Tante Amanda ist die verrückteste Tante auf der ganzen Welt und obwohl sie die Schwester meiner Mutter ist, hat sie so gar keine Ähnlichkeit mit ihr. Sie hatte einen Lebkuchen und Tee stand auf dem Weihnachtsmarkt ganz in der Nähe. Den Tee und die Lebkuchen macht sie in ihrem Haus, dass auf einem Berg in einem kleinen Wald steht, selbst. Klar sie ist auf eine Art und Weise einer der liebsten Menschen die ich kenne aber sie ist manchmal echt strange.
„Mama.“
„Sarah mein Schatz, sie freut sich doch immer so wenn du hilfst.“
Wiederwillig willigte ich ein obwohl ich so gar keine Lust hatte.
Ohne ein weiteres Wort stand ich auf, zog meinen Parka an und streifte mir Mütze, Schaal und Handschuhe über. Dann ging ich.
Auf dem Weg zum Bus, lief ich an Bellas Haus vorbei. Als sie noch lebte gingen wir immer den Weg zusammen. Ich atmete tief ein und aus. Die klirrende Kälte durchbohrte meinen Körper und es schauderte mich als es schon wieder anfing zu schneien.

Die Reifen des Busses quietschten als er vor dem Schulgebäude anhielt. Ich stieg aus und beeilte mich wie alle andren so schnell wie möglich in den warmen Vorraum der Schule zu gelangen.
Moritz kam auf mich zugelaufen und umarmte mich als ich mich gerade von dem Schnee in meiner Mütze befreien wollte. Er war mein bester Freund und der einzige der mich wegen Bella verstand und wusste wie ich mich fühlte. Denn ihm ging es genauso wie mir.

 Nach der Schule und dem Mittagessen machte ich mich dann auf den Weg zu meiner Tante. Meine Lust und Laune hielt sich in Grenzen. Es ist ja nicht nur wegen meiner Amanda, sonder wegen den Leuten die dort rumlaufen. Sie sind alle so glücklich und voller Harmonie. Aber irgendwann werden sie auch merken dass das Leben nicht immer nur toll ist. Auch sie werden bestimmt irgendwann mal so tief fallen, und nicht mehr heraus kommen.

Mit schnellen Schritten betrat ich den Eingang des Weihnachtsmartes. Amanda hatte ihren Stand etwas weiter hinten. Es roch nach Glühwein und gebrannten Mandel. Eigentlich ganz angenehm.
Seit Bella weg ist, bin ich nicht mehr oft rausgegangen außer die paar Male die ich eben meiner Tante geholfen hatte. Ich war oft zu Hause, hörte Musik, schaute alte Bilder an und weinte. Meine Mutter meinte es täte mir gut mal wieder etwas mit anderen Freunden zu unternehmen. Doch ich konnte nicht. Alles erinnerte mich an Bella.

Amandas Blick viel auf mich als ich ein paar Meter vor ihrem Stand lief. Freudig rannte sie mir entgegen und drückte mich an sich.
„Schön dass du da bist“, sagte sie und krempelte ihre gestreiften Stulpen etwas hoch, „dann wollen wir mal loslegen.“ Ich nickte und lächelte ihr freundlich entgegen.
Ohne weiter zu zögern stellte ich mich hinter den Stand und fing an, die Kunden die hergelaufen kamen zu bedienen.
Und dann war er da, der Moment in dem mir fast mein Herz stehen blieb.
Phil. Der tollste Junge der ganzen Schule. Der einzige Grund warum ich morgens überhaupt noch aufstand.   
Da drüben stand er angelehnt an einen Stehtisch beim Glühweinstand. Er redete mit seinen zwei Freunden. Ich konnte einfach nicht aufhören in anzusehen. Zum Glück war Amanda gerade in eine Gespräch mit einer Kundin vertieft und bemerkte nicht wie gebannt ich von seiner Anwesenheit war.
Plötzlich, traf sein Blick meine Augen und meiner traf seine. Verlegen schaute ich weg. Dann wiederhin. Er grinste seine Freunde an und sagte irgendetwas zu ihnen. Beide nickten.
Doch dass was dann passierte lies mein Herz nicht fast aussetzten, sondern so schnell schlagen, dass ich dachte es würde mir jetzt und hier aus meiner Brust auf den Tisch springen. Denn Phil kam mit lässigen Schritten direkt auf unseren Stand zu…

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Ich hoffe euch gefällt meine Geschichte. Ich entschuldige mich jetzt schon mal wegen meinen Rechtschreibfehlern ;-). Bald geht es weiter.
Lysell<3

Hundert WünscheWhere stories live. Discover now