» 5.

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Es traf mich beinahe wie ein Schlag als ich unwissend in den Klassenraum trat und ganz hinten rechts am Fenster Jungkook entdeckte. Sofort kamen die ganzen Emotionen in mir wieder hoch. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Ich konnte mich nicht bewegen. Etwas unbekanntes in mir sagte mir plötzlich ich sollte den Unterricht verlassen. Ich konnte unmöglich diese Stunde mit dem Wissen, dass Jungkook hier war, verbringen. Da ich mitten in der Tür stehen blieb, schob Hoseok mich einfach in den Raum und als ich dabei war zu stolpern bemerkte ich, wie sich sein Blick ganz kurz auf mich gerichtet hatte. Sofort stieg wieder die Hitze in meinem Körper auf. Warum zur Hölle war ich nur so unglaublich nervös? „Naaah. Taehyung.", beschwerte sich Hoseok und nahm mich an die Hand und zog mich mit. „Hoseok." brachte ich leise, kaum atmend hervor. Allerdings hörte er mich nicht und zog mich zu dem Platz der in der mittleren Sitzreihe links war. Als ich mich setzte sah ich, wie Jungkook seinen Arm an die Fensterbank lehnte und seinen Kopf auf seiner Handfläche abstützte. Sein Blick wandte sich von der Tafel ab, raus aus dem Fenster.

„Warum?", fragte ich und Hoseok musterte mich verwirrt. Ich deutete mit einem kurzen Blick in die rechte Ecke und schaute dann wieder zu ihm. „Er ist in unserer Klasse." antwortete er so als würde er mir einen Vorwurf machen, dass ich das nicht wusste. Natürlich wusste hier wieder jeder was Sache war. „Ho Seok." ich schaute ihn leicht böse an. Er hätte mir das sagen sollen. Vielleicht hätte ich mich dann eher darauf einstellen können, dass ich ihn irgendwann hier in der selben Klasse zu Gesicht bekam. „Was denn?", fragte er und ich hörte wie er genervt schnaubte. „Nichts.", entgegnete ich knapp. Ich wollte nicht, dass er mich vielleicht mit Fragen bombardieren würde. Jedoch hatte ich keine einzige Sekunde Ruhe. Immer hatte ich das Gefühl, dass Jungkook mich anschaute und das obwohl Hoseok meinte, er interessiere sich für niemanden. Irgendwie glaubte ich ihm nicht. Ich wollte mehr über ihn erfahren? - Ja, aber nicht unter solchen Bedingungen. Es zerstörte mich. Den ganzen Unterricht über meldete ich mich nicht und wechselte noch nicht mal ein Wort mit Hoseok. Kein Wunder. Er schlief ja wieder.

Jungkook ließ ebenfalls kein Wort von sich. Nun ja. Er war ja auch kaum da. Also warum sollte er sich dann an einer Stunde beteiligen? Vielleicht um seine Noten aufzubessern, schoss es mir direkt durch den Kopf doch ich verwarf den Gedanken schnell wieder. Wir redeten die ganze Zeit über den Klimaschutz. Es war mittlerweile nur noch eine reine Wiederholung aber Wiederholungen nervten mich. Ich wusste das alles, ich wollte etwas neues lernen und nicht nur durch lästige Wiederholungen leben. Auch wenn ich ständig im Unterricht aufpasste und anwesend war, konnte ich mir ein leises Gähnen nicht verkneifen. Ich spielte auch ein wenig mit dem Gedanken mich einfach zurück zu legen und es somit mal Hoseok gleich zu tun. „So.", meldete sich nach einer langen Pause die Lehrerin wieder und wie auf knopfdruck war ich wieder anwesend. „Kommen wir zu den Biologie Referaten. Ihr braucht schließlich euer Thema noch und ich muss euch noch euren jeweiligen Partner zuteilen." huch? Wir hatten doch gerade Geografie? Sichtlich verwirrt holte ich mein Notizheft raus und warf einen Blick auf den Stundenplan. „Tatsache." murmelte ich leise. Da stand Geografie. Ein wenig panisch tippte ich Hoseok an und weckte ihn somit ziemlich unsanft. Aber es war deutlich effektiver. „Was denn?", brummte er und rieb sich die Augen. „Biologie Referate?", fragte ich, „Im Geografie Unterricht?" Hoseok verstand gerade genauso viel wie ich und legte seinen Kopf leicht schief. „Was?", fragte er mich und ich schlug mir einmal mit der Hand gegen die Stirn. „Hoseok." ja. Ich bekam einen relativ panischen Unterton in meiner Stimme. Gott. Ich wusste nicht was hier abging und alles was neu und unbekannt und anders war als für mich gewohnt, wurde ich panisch, unkonzentriert und ließ mich ab und zu ablenken. Es dauerte zu meiner Verwunderung aber nicht relativ lange bis Hoseok wahrscheinlich anfing meine Sprache zu sprechen. „Hyuuung." machte er und fing wieder an zu Grinsen. „Mit der haben wir doch auch Bio." „Was? Wie? Ich-", stammelte ich aber Hoseok winkte ab. „Ich hatte vergessen das du noch relativ neu bist." mit diesen Worten war das für ihn anscheinend erledigt doch ich schaute ihn mit einem Blick an, den ich selbst nicht richtig deuten konnte. „...", ich wollte etwas sagen jedoch verließ kein Wort mehr meine Lippen. Zu fassungslos war ich davon, dass Hoseok mal so mir nichts dir nichts vergessen hatte das ich neu an der Schule war und meine Zeit brauchte bis ich die verschiedenen Lehrer zu den jeweiligen Fächern zuordnen konnte. Für ihn war das wohl alltäglich. Das war wieder so eine Situation wo ich ihn dieses Mal am liebsten schütteln würde. Er wusste alles und ich bekam alles immer erst dann mit wenn es schon längst vorbei war. „Taehyung?", ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich aufgerufen wurde und richtete meine volle Aufmerksamkeit nach vorn, sofern mir das möglich war. „Du wirst mit Jungkook ein Referat über psychische Erkrankungen halten." Meine Augen weiteten sich als sie allein die erste Silbe seines Namens aussprach. Verdammt. Was machte ich denn jetzt? Jungkook war nie in der Schule. Wie sollte ich da bitte mit ihm Kontakt aufnehmen, geschweige denn mit ihm zusammen arbeiten? Sofort stieg wieder diese Hitze in mir auf, die auch Anfang der Stunde aufgetaucht war. „Ich erwarte mindestens drei Seiten.", fügte sie hinzu aber ich hatte mich nicht mehr darauf konzentriert. Meine Gedanken wirbelten wieder um Jungkook. Sehr oft stellte ich mir die Frage nach dem Warum, sowie die Frage warum ich ausgerechnet mit einem Jungen zusammenarbeiten sollte, der sich anscheinend für nichts interessiert. Ich versuchte tief ein und aus zu atmen und legte meinen Kopf kurz auf Hoseoks Schulter, woraufhin er mir sanft über den Kopf strich. „Ich hab ein Einzelreferat.", grinste er und genau deshalb kassierte er von mir einen Schlag. Lachend tätschelte er weiter meinen Kopf und stieß mich dann etwas von ihm. „Viel Glück, kleiner." Oh ja. Das würde ich definitiv brauchen.

Es dauerte dann auch nicht mehr lange bis es klingelte und ich meine Sachen einpackte. Ich hatte überlegt, ob ich auf Jungkook zugehe oder ob ich morgen mit ihm reden sollte. „Taehyung."

Ich zuckte leicht zusammen als ich gerade mit Hoseok den Raum verlassen wollte und dann diese Stimme wahrnahm, die mir noch so fremd war. Ich blieb direkt stehen und Hoseok schaute zu mir. „Geh schon mal vor.", sagte ich leise ehe ich dann zu Jungkook sah, der mittlerweile im Gang stand und vor dem Klassenraum auf mich wartete. Sein Blick hatte wie immer keine Emotionen und wie immer schien er gelangweilt. Als ich zu ihm schaute machte sich leichte Hilflosigkeit bei mir breit. Was machte ich, wenn ich nicht mit ihm zurecht kam? Was machte ich, wenn er mich nicht mochte? Was sollte ich bitte in Notfällen tun? Okay. Vielleicht sah ich das alles viel zu kritisch, aber dieser Schüler war mir neu. Ich hatte vor allem was neu war Angst. Ich atmete nochmal tief ein und aus und ging dann zu ihm, wartete allerdings bis er anfing zu reden. „Also. Bringen wir das schnell hinter uns.", seufzte er und fuhr sich kurz durchs Haar. Er hatte sich lässig gegen die Wand gelehnt, während ich innerlich das genau Gegenteil von ihm war. Ich bebte, mir wurde wieder heiß und ich wusste nicht, ob ich überhaupt einen Ton über meine Lippen bekam. „Hast du heute Zeit? Ich würde das gerne jetzt direkt erledigen. Ich hab sowieso niemanden Zuhaus. Also hab ich sturmfrei und wir könnten in Ruhe arbeiten."

Moment mal. Hatte ich da gerade richtig gehört? Jungkook wollte mich jetzt direkt zu sich einladen?!

Ghost » VKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt