» 15.

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Jeon Jungkook

„Hast du gesoffen oder warum trägst du dein Shirt falsch herum?", ertönte eine Stimme, die mich zusammenzucken ließ. „Was?", fragte ich vollkommen perplex und desorientiert und drehte mich zu ihnen um. Vor mir standen genau vier Personen. Derjenige der sprach, war Namjoon. Eigentlich war er ganz in Ordnung aber er war auch oft genug ziemlich schräg drauf. Er hatte dunkle schwarze Haare und trug bei jedem Wetter eine Sonnenbrille. Neben ihm standen Jimin und Yoongi, die ich heute Morgen einfach habe stehen lassen, und Jin. Jin war der älteste und eigentlich verstand ich mich ziemlich gut mit ihm. Manchmal gingen wir zusammen Basketball spielen oder Skateboarden. Jedoch war Jin eher der Zuhörer. Er sprach nicht viel und trug somit nie wirklich viel zu Konversationen bei. Er hielt sich aus allem raus, war einfach nur anwesend. Namjoon deutete auf mein Shirt, was anstatt bordeauxrot nun seine Farbe zu einem hellen beige geändert hatte. Sichtlich verwirrt schaute ich hinab und konnte mich dann selbst ohrfeigen. „Ehm. Nein. Ich dachte es sieht besser aus, wenn ich es falsch anziehe." antwortete ich und kaute auf meiner Unterlippe rum. Kurz nachdem ich das gesagt hatte brach ein amüsiertes Gelächter aus. Alle lachten, bis auf Jin. Jin musterte mich so als würde er wissen, was gerade passiert war. Aber natürlich konnte er es nicht wissen. Er war ja nicht hier. „Beige? Bist du nun umgestiegen?", lachte Yoongi und ich richtete meinen Blick zur Seite. Es war ja schon schlimm genug, dass ich anscheinend mit Taehyung die Shirts getauscht habe, aber das sie gerade jetzt hier auftauchten, wunderte mich ehrlich gesagt. Ich antwortete nichts auf Yoongis Frage, sondern schwieg einfach weiterhin. „Zieh dich richtig an und dann kommst du mit uns.", Namjoons Stimme war dunkel. Sie hatte nichts an Emotionen und klang aufdringlich. Weiterhin schweigend zog ich mir das Shirt wieder aus, damit ich es mir richtig anziehen konnte. Wenn ich mir den Aufdruck so anschaute hatte Taehyung keinen schlechten Geschmack. Nur die Farbe passte halt eher zu ihm anstatt zu mir. Gut. Ändern konnte ich es jetzt auch nicht mehr. Jin musterte mich immer noch und ich fragte mich, was er für ein Problem hatte aber da er der vernünftigste hier war konnte ich ihm mehr vertrauen als jedem anderen hier. Im Gegensatz zu Yoongi und Jimin ging Jin schon arbeiten. Er arbeitete als Barkeeper in einer ziemlich gut besuchten Bar. Namjoon hingegen schlug sich überall rum. Er musste auch nicht mehr in die Schule, obwohl er diese kaum besucht hatte. Ich frage mich bis heute, wie er überhaupt überlebt. Jedoch war ich mir sicher, dass er mit Jin zusammenlebte, da er und Jin so gut wie immer zusammen waren. Außerdem verdiente Jin ziemlich gut. Er war einer der besten Barkeeper in der Bar. Also wäre er ein gefundenes Fressen für Namjoon. Somit konnte er sich durchfüttern lassen und in der ziemlich ordentlichen Wohnung von Jin Chaos reinbringen. Wäre ich Jin hätte ich ihn schon lange auf die Straße geworfen. Aber das konnte er nicht. Er war nicht der Typ dazu, andere Menschen ihrem Schicksal so zu überlassen. Das rechnete ich ihm sehr hoch an und wenn ich genauer nachdachte, war Jin so etwas wie ein großer Bruder, fast schon sowas wie ein Vater, der mir irgendwie immer gefehlt hatte. Ich hatte ihn sehr lieb, auch wenn ich es vor den anderen nie zugeben würde.

Ich strich das Shirt glatt, welches den Geruch von Taehyung an sich hatte, und ging dann mit ihnen weiter. Hoffentlich würde Taehyung nicht auf die dumme Idee kommen und uns nachkommen. Ich hoffte, dass er sich in den Klassenraum gesetzt hatte und nun dem Unterricht folgen würde. Außerdem war ich mir sicher, dass Hoseok ihn niemals alleine durch die Welt laufen lassen würde, da Taehyung viel zu unselbstständig dafür wäre. Ein leichtes Schmunzeln zierte meine Lippen, als ich an ihn dachte. Ich malte mir aus wie ein kleiner Taehyung durch die Weltgeschichte wandert. Mit sämtlichen Höhen und Tiefen. Ich schüttelte den Gedanken bei Seite, als Jin mich leicht anstupste. „Hey, Kookielein." grinste er und auch ich tat es ihm für kurze Zeit gleich. Namjoon redete mit Jimin und Yoongi während Jin und ich das Schlusslicht bilden. „Was haben sie jetzt vor?", fragte ich den ältesten leise und meine Stimme bebte leicht, als ich mich selbst reden hörte. Jin legte einen Arm um mich und ich wurde an die Seite des ältesten gezogen. Das war immer so. Immer wenn Jin mir keine Antwort geben kann oder auch nicht durfte, legte er einen Arm um mich. Es dauerte nicht lange bis wir an der Wohnung von Jin ankamen. Als wir jedoch dann alle im Wohnzimmer standen traf mich der Schlag. Jin schien allerdings unbeeindruckt davon. So, als wäre das für ihn schon Alltag. Die Jalousien waren am Tage runtergelassen und das komplette sonst so helle Wohnzimmer wurde in Dunkelheit gehüllt. Neonlichter waren an einigen Möbeln befestigt, was auch das einzige war, was hier irgendwie eine Farbe besaß. Auf dem Wohnzimmertisch standen sämliche leere Alkoholflaschen und auch der ganze Raum stank nach dem Zeugs. Mir stieg der Alkoholgeruch in die Nase und ich nahm mir ein Stück Shirt und hielt es mir vor mein Gesicht. Auch wenn ich nun den Geruch von Taehyung einatmete war mir das wirklich lieber als dieser beißende Alkoholgeruch. Ich mochte den Geruch, den Taehyung an sich hatte. Vielleicht würde ich das Shirt behalten. Obwohl. Ich wollte mein bordeauxrot wieder haben, wenn ich genauer drüber nachdachte. Yoongi stieß mich mit dem Ellbogen an und hielt mir eine offene Vodka Flasche hin. „Vergess es.", brummte ich und wandte mich von der Flasche ab, als ich dann wieder zu ihm gezogen wurde und er mir die Öffnung genau vor mein Gesicht hielt. „Trink." Anspannung lag auf mir. Reichte es nicht, wenn ich kaum noch zur Schule ging? Musste ich jetzt auch noch trinken? Acht Augenpaare lagen auf mir. Darunter waren sechs die mich fordernd betrachten und genau zwei die mich mit gemischten und besorgten Gefühlen musterten. „Was wird das hier?", fragte ich, jedoch bekam ich keine Antwort. Yoongi hielt mir die Flasche nur noch weiterhin ins Gesicht. Der beißende Geruch stieg nun nicht nur in meine Nase sondern brachten meine Augen auch zum tränen. Ich hasste den Geruch von Alkohol. Aber das war ja so gut wie purer Alkohol. Noch schlimmer für mich und meine Sinne. „Trink.", nun war es Namjoon der sprach und mein Blick richtete sich zur Flasche. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum und kurz danach spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter liegen. Es war kein anderer als Jin, der mich hier berührte. Er gab mir das Gefühl von Geborgenheit, was ich schon so lange nicht mehr gespürt hatte. Er gab mir Geborgenheit und Sicherheit in Situationen wie dieser. Seine Hand, die auf meiner Schulter lag bedeutete soviel wie Alles wird gut.

Langsam suchten sich meine Hände den Weg zur Flasche bis meine Finger das kalte Glas berührten. Ich hielt es lange in den Händen ehe ich die Öffnung zu meinem Mund führte und einfach daraus trank. Ich hatte vor nicht viel davon zu mir zu nehmen, aber Yoongi hielt die Flasche nach oben, sodass ich ständig schlucken musste und die Flüssigkeit mir die Kehle hinunterfloss. Ein wenig davon lief meine Mundwinkel hinunter und sammelten sich auf dem Shirt. Je mehr ich trank umso besser wurde dieses Gefühl plötzlich. Meine Kehle war nun wie betäubt. Ich spürte dieses unerträgliche Kratzen in meinem Hals nicht mehr und Yoongi ließ dann langsam die Flasche nach unten sinken. Ich drückte ihn etwas von mir weg und hustete stark ehe ich nach hinten taumelte. Ich wurde von Jin aufgefangen und nun brach ein rauchiges Lachen aus. Wieder lachten alle außer Jin. Namjoon, Yoongi und Jimin hatten mittlerweile wieder irgendwas alkoholisches in der Hand und Jimin reichte mir eine Flasche. Von Vodka hatte ich nun definitiv genug. Jin genehmigte sich einfach nur sein Bier, was eigentlich typisch Jin war. Wenn er Alkohl trank dann ausschließlich nur Bier. Die anderen drei wollten lieber härtere Sachen und ich war einfach nur derjenige der das machen musste, was alle anderen auch taten.

Es dauerte nicht lange bis Musik ertönte und wir begannen zu feiern und zu den Liedern mitzusingen. Jimin reichte mir eine Flasche nach der anderen und ich konnte nichts anderes machen als sie einfach zu trinken. Ich bekam nicht mehr viel mit nur noch das ich irgendwann mehr als nur betrunken auf der Couch lag und vor mich hin lallte. Irgendwann wurde mein Arm auf den Tisch gelegt und ich schaute zu Jin hoch. Meine Augen schlossen sich immer und immer wieder. Ich konnte nicht mehr beschreiben, was ich um mich herum entdeckte. Alle versammelten sich um den Tisch und nur Jin berührte meinen Arm. Er hielt irgendetwas in seiner Hand. Beim genaueren konzentrieren sah ich, dass es eine Art Nadel war. Ich grinste leicht, ehe ich meinen Blick wieder zur Decke richtete, während Jin viel Vodka über meinen Arm kippte. „Hochprozentig.", nuschelte er und an der Stimmlage erkannte ich, dass er noch klar denken konnte. Im Gegensatz zu Jimin und Yoongi die vor kurzem noch aneinander gekuschelt in einer Ecke lagen. Ich hatte mich an Jin gekuschelt, was ich auch tun würde ohne getrunken zu haben. „Um die Bakterien abzutöten." huch? Baktereien? Was laberte er für eine Scheiße? „Kookie? Das wird vielleicht kurz wehtun." ich registrierte seine Worte gar nicht mehr, ehe ich auch schon aufschrie doch nach kurzer Zeit gewöhnte ich mich an den unbekannten Schmerz und spürte gleichmäßige Vibrationen und Stiche an meinem Arm. Die Nadel zeichnete eine Art Muster auf meinen Arm. Ich griff nach der Vodka Flasche und nahm einen kräftigen Zug davon ehe ich meine Augen auch schon schloss und betrachtete die Nadelstiche so langsam als Entspannung, bis vor meinen Augen alles schwarz wurde.



Ich habe jetzt einfach mal ein Jungkook Kapitel geschrieben, damit mal etwas "Abwechslung" reinkommt. ^^ Es kann sein, dass heute mehrere Kapitel kommen werden, weil ich heute keine Schule habe und eine Menge Zeit für Wattpad haben werde.

Yuria-Hina

Ghost » VKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt