» 17.

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Ich zuckte leicht zusammen, jedoch war ich so glücklich seine Stimme zu hören. Ich richtete mich langsam auf, während Jin auf meinen Arm achtete, der immer noch wie verrückt pochte. Ich lehnte meinen Kopf gegen die kalte Mauer und wandte meine Blickrichtung zu keinem anderen als Taehyung. „Kookie.", atmete er geschockt aus und kam direkt zu mir. Er kniete sich zu mir hinab und ich konnte in seine wunderschönen klaren Augen schauten, die einen fassungslosen Glanz trugen. Er hingegen blickte in leicht gerötete, schmerzerfüllte Augen. „Taehyung.", meine Stimme war nicht mehr als ein leises Hauchen. Ich nahm sogar an, dass er Probleme haben müsste mich zu verstehen, aber dies war anscheinend nicht der Fall. Er ignorierte Jin vollkommen und schenkte mir dann einen sanften und liebevollen Kuss auf die Stirn. „Ich habe mir Sorgen gemacht.", murmelte er leise ehe er sich dann auch schon an mich schmiegte. Ich legte meinen nicht verletzten Arm um ihn und drückte ihn ganz fest an mich, atmete tief seinen Geruch ein. „Was ist passiert?", seine leise Stimme klang traurig und ich wollte nicht, dass er wegen mir traurig ist. Noch bevor ich allerdings zum Antworten ansetzen konnte, hatte er den Arm entdeckt, auf dessen Haut eine durchsichtige Folie klebte, die je nach Lichteinfall hell schimmerte. „Was ist das?", langsam löste er sich aus meinem Griff und ich ließ es zu, dass er sich meinem Arm näherte. Nun saß er im Schneidersitz vor meinem Arm und ich musste leicht schmunzeln. Er sah aber auch zu niedlich damit aus. Ganz behutsam berührte er meine Hand und achtete darauf nur die Stellen zu treffen, die nicht abgeklebt waren. Seine vorsichtigen Berührungen ließen mich fast schon denken, dass ich etwas sehr wertvolles bin, was schnell zerbrechen kann. Er drehte meinen Arm leicht, sodass nun mein Unterarm zum Vorschein kam. Direkt als ich sah, was sich auf meinen Unterarm gedruckt hatte biss ich mir auf die Unterlippe und wandte meinen Blick direkt ab. „Wow.", brachte er leise hervor und zu meiner Verwunderung lächelte er. „Das... sieht wunderschön aus."

Moment. Langsam. Das war so total gegen meine Vorstellungen. „Taehyung?", fragte ich ziemlich desorientiert und sah dann, wie Taehyung das Motiv auf meinem Unterarm betrachtete. „Du hast dich tätowieren lassen, Kookie?", sein Blick lag nun fragend aber doch so sanft auf mir, dass ich ihn einfach ansehen musste. „Er wurde gezwungen.", antwortete dann Jin für mich und nun spiegelten sich wieder die Sorgen auf seinem Gesicht wieder, als Taehyung zu ihm schaute. „Take these broken wings and learn How to Fly.", murmelte der älteste leise und seufzte dann kurz. „Ich habe es ihm gestochen." Jin schaute nun auf mich herab und musterte mich entschuldigend. „Warum?", waren die einzigen Worte, die Taehyung von sich gab. „Weil man es von mir verlangt hat.", antwortete er und ich konnte mir gut vorstellen, dass Namjoon den ruhigen Jin dazu verdonnert hatte. Yoongi und Jimin hatten auch ein Tattoo. Yoongi hatte einen Tiger und Jimin eine Feder. Namjoon hatte irgendwelche Totenköpfe auf dem Schlüsselbein tätowiert, aber Jins Tattoo kannte ich nicht. Wenn er dann eins besaß. Ich konnte sehen, wie in Taehyungs Gedanken sich wieder die Frage nach dem bekannten Warum bildete und bevor er das aussprechen konnte, nahm ich all meine Kraft zusammen und stemmte den frisch tätowierten Arm auf seine Schulter. „Zwar wollte Namjoon es machen und eigentlich sollte es ein Kreuz werden, was über seinen gesamten Arm ging, aber da er sich hat voll laufen lassen, habe ich mich für einen schwarzen Raben entschieden und nur auf dem Unterarm. Ich wollte es so klein wie möglich halten und das ist dabei rausgekommen.", erzählte Jin. „Zudem hat Namjoon keine Ahnung von dem tätowieren.", fügte er hinzu und seufzte leise. „Jin?", fragte ich und schaute dann zu ihm, ehe er seine Jacke auszog und dann sein Shirt über seine Schulter strich. Meine Augen erblickten einen großen Kompass, der über seine Schulter ging. Man konnte mit bloßem Auge erkennen, dass das nicht ordentlich geschweige denn fachgerecht gestochen wurde. Wieder entwich ihm ein Seufzen und er ließ seine Schultern sinken. „Ich wollte dich nicht tätowieren, Kookie.", murmelte er leise. „Aber damit du so wenig Schmerzen wie möglich hast hab ich es getan, da die anderen keinen Schimmer davon haben."

Taehyung lauschte schweigend seinen Worten, während ich meinen Blick wieder senken ließ. „Kookie?", mein Blick richtete sich direkt wieder auf Taehyung. „Du hast getrunken.", bemerkte er und ich senkte meinen Blick wieder. Ich wusste genau, dass man meine Alkoholfahne riechen konnte. „Aber weißt du was?", nun krabbelte er wieder zu mir und schmiegte sich an meine Brust. „Egal ob du ein Tattoo hast oder nicht und egal ob du getrunken hast oder nicht, solange du so bleibst wie du bist hab ich dich trotzdem lieb." ich legte meine Arme um ihn und drückte ihn ganz fest an mich. „Vergess aber nicht, dass ich bei dir bin, okay? Du musst das nicht machen. Du musst ihnen nicht zuhören. Sei frei.", ein schwaches Lächeln zierte meine Lippen und ich küsste ganz leicht seinen Haaransatz. „Ich kann nicht.", hauchte ich leise und kurz danach tippte mich Jin sanft an.

„Jungkook, ich muss dir das einfach sagen." ich und Taehyung richteten sich gleichzeitig auf und unsere Aufmerksamkeit lag nun auf Jin. „Die anderen...", begann er, „wissen nichts über deine Familie. Sie tun nur so als ob.", meine Augen weiteten sich und ich spürte den puren Drang jetzt zu ihnen zu gehen und jedem von ihnen ganz dolle wehzutun. Während sich bei mir die Wut staute, kam bei Taehyung wieder der Streber raus. „Die anderen?", fragte er, „Heißt das, dass du weißt, was mit Jungkooks Familie passiert ist?" sofort richtete sich mein Blick wieder zu Jin.

„Ja.", antwortete er und nun schaute ich ihn flehend an. „Jin.", begann ich leise. „Bitte. Sag es mir."

Stille herrschte zwischen uns und ich hatte schon fast die Hoffnungen aufgegeben, dass Jin mir etwas erzählte, dennoch setzte er zum antworten an.

„Mein Vater war damals in der Bar in der ich heute arbeite. Er kannte deine Mutter sehr gut, Kookie. Sie war oft zu Besuch bei ihm.", begann er, „Deine Mutter kannte mich eigentlich schon so lange ich denken konnte. Sie war sehr oft bei uns Zuhause, damit sie meinem Vater ihr Herz ausschütten konnte.", erzählte er. „Moment. Ich verstehe nicht ganz.", murmelte ich. „Was meinst du damit?", hakte ich nach und lauschte gespannt dem ältesten. „Nun ja.", begann er wieder und raufte sich kurz durch sein kurzes, braunes Haar. „Das fragst du sie am besten selber."

„Ich dachte, meine Eltern sind gestorben als ich klein war?"

„Nein. Sie sind nicht tot, Jungkook."

Ghost » VKookWhere stories live. Discover now