» 40.

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Die Frau neben Jin trug keine Mimik auf ihrem Gesicht, wessen Augen noch von einer großen Sonnenbrille bedeckt wurde. Ich versuchte irgendwas von ihren Lippen abzulesen, doch anscheinend war nichts mehr von dem sanften Lächeln zu sehen. Ich legte meinen Kopf leicht schief und spürte förmlich, wie Taehyung unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. „Ich wollte ihn dir direkt-" „Nein, schon in Ordnung.", unterbrach sie mich leise und setzte ihre Sonnenbrille ab, klappte sie zu und legte sie neben ihrer Tasse ab. „Ich will nur, dass du glücklich bist und so wie es aussieht, hast du jemanden gefunden, der dich glücklich macht, Jungkook."

Wow. Mit dieser Reaktion hatte ich wirklich nicht gerechnet und sogar Taehyung schaute mich verdattert an, lächelte dann aber und ich zog ihn kurz zu mir, um ihn fest an mich zu drücken. „Alles wird gut.", sagte ich leise und nahm kurz danach unsere Getränke entgegen, die uns gebracht wurden. „Leeyan?", sagte ich, nachdem ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die junge Frau richtete. Ihr Ausdruck verriet mir, dass sie es ungewohnt finden musste, ihren Namen aus meinem Mund zu hören. „Ich habe viele Fragen, die sich in mir gestaut haben, aber die warum du mich verlassen hast und nie wiedergekommen bist, haben mir Minhyuk und Djuna schon beantwortet.", begann ich, doch dann schaute sie mich an. In ihrem Blick fiel mir auf, dass sie zwar abwartete, ob ich noch weiter sprechen würde, aber irgendwie sah ich auch eine gewisse Nervosität und Ängstlichkeit in ihren Augen. Ich überlegte nicht lange, ehe ich aufstand und mich zu ihr setzte. „Fangen wir einfach so an.", lachte ich leise und reichte ihr meine Hand. „Ich bin Jungkook, bin mittlerweile 19 Jahre alt und gehe wie Taehyung ebenfalls, noch zur Schule.", die Frau gegenüber von mir konnte nicht anders, als ein freundliches Lachen von sich zu geben. „Hallo, Jungkook.", gab sie leise von sich und berührte meine Haare so, als hätte sie Angst, dass ich zerbrechen könnte oder sie abstoßen könnte. „Ich bin nicht aus Porzellan.", lachte ich und legte dann meinen Arm um sie, da sie etwas kleiner als ich war. Leeyan nestelte an meinen Haaren herum, obwohl ich mich fragte was das sollte, aber wenn Taehyung schon anfing zu grinsen, dann musste da irgendwas nicht richtig sein. „Verzeih. Da saßen ein paar Haarsträhnen nicht richtig.", gab sie von sich und schaute zu mir hoch. Leise lachend strich ich mir nochmal vorsichtig durchs Haar. „Wie lange kennst du Taehyung schon?", wollte sie wissen und ich schaute nachdenklich zu Taehyung. „Lange.", antwortete ich nur und wandte meinen Blick zur Seite ab. „Jungkook ist vergesslich.", warf Taehyung lachend ein und trank ein wenig an seinem Kakao, ehe er wieder das Wort ergriff. „Wir kennen uns schon einige Monate, doch wir sind erst seit drei Monaten zusammen." „Wirklich?", fragte ich ihn und schaute ihn etwas verwirrt an, legte meinen Kopf zur Seite und konnte nur zusehen, wie alle am Tisch lachen mussten. Sogar Jin, obwohl ich das nicht von ihm erwartet hätte. „Jungkook war schon damals vergesslich.", warf Leeyan ein und ich blickte etwas verwirrt zu ihr. „Du hast mich immer gefragt, wo du dein Plüschtier hattest, obwohl du es in den meisten Fällen in den Händen gehalten hattest.", kicherte sie leise und ich biss mir stark auf die Unterlippe, spürte förmlich, wie Hitze in meinen Körper stieg. „... hab ich das?", fragte ich leise nach, Leeyan nickte nur auf meine Frage. „Meistens warst du abgelenkt, weshalb du alles vergessen hast, was du gerade eben noch gemacht hast.", erzählte sie und ich zog mein Getränk zu mir rüber, schwenkte die Tasse ein wenig und trank schließlich etwas daraus. Leise lachend winkte ich ab und schmollte leicht. „Hab mich aber geändert. Ich bin vollkommen verantwortungsvoll und ... ziemlich gut in der Schule.", ich konnte nicht ganz zu Ende reden, da fing Taehyung schon an zu lachen und scheinbar kam er aus dem Lachen nicht mehr heraus. „Was denn?", fragte ich mit unschuldiger Miene und blickte sogar zu Jin rüber, welcher mir meine Worte bestätigen sollte, doch auf seinen Lippen bildete sich nur ein Schmunzeln, damit er nicht in Taes Lachen einstimmte.

Die restliche Zeit im Café verlief recht gut. Wir lachten viel, erzählten irgendwelche Geschichten, die wir so erlebt hatten und verbrachten einen relativ schönen Tag. Alles in allem fand ich, dass meine Mutter recht sympathisch ist, auch wenn ich sie niemals als meine wirkliche Mutter anerkennen konnte. Denn Minhyuk und Djuna waren es, die den größten Teil meines Lebens für mich da waren und mich in meiner Entwicklung unterstützt haben. Ich habe sie erst jetzt richtig akzeptiert und mir war deutlich bewusst, dass ich viele Fehler gemacht habe. Doch vielleicht konnte ich das, was nun hier geschah als einen Neuanfang sehen. Einen Neuanfang für mich und meine Familie und natürlich für mich und Taehyung. Auch wenn es eigentlich recht gut bei uns läuft, ich wollte immer für ihn da sein, da er letztendlich doch derjenige war, der es geschafft hat, mich zu ändern und mir zu zeigen, dass es ein anderes Leben gibt. Das einzige, was mich tagtäglich zum strahlen brachte, war Taehyung. Meine Liebe zu ihm war undefinierbar und ich wollte jede einzelne Sekunde mit ihm genießen.

„Leeyan? Ich wollte dir nur sagen, dass ich ziemlich froh darüber bin, dich endlich kennengelernt zu haben, aber da ist immer noch etwas, was mir auf dem Herzen liegt.", sagte ich und schwenkte mittlerweile den Rest von meinem Kaffee nochmals in der Tasse um, ehe ich diese leer trank.

„Hast du mich die ganzen Jahre über vermisst?", meine volle Aufmerksamkeit richtete sich auf die Frau neben mir und meine leise Stimme war doch noch so klar und deutlich, dass jeder am Tisch mich verstehen konnte.

„Es fühlte sich an, als hätte ich einen Teil von mir weggeworfen und alleine gelassen. Verzeihen kann ich mir das nie. Kein Tag verging ohne das ich nicht an dich gedacht habe. Jeden Tag habe ich mir die Bilder angeguckt, die du mir damals geschenkt hattest und nie habe ich mir selbst verziehen. Ich habe einen großen Fehler gemacht, doch ich möchte dich nicht noch einmal verlieren. - Denn du bist das wichtigste, was es auf der gesamten Welt für mich gibt, Jungkook."

Ghost » VKookWhere stories live. Discover now