» 10.

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„Jungkook?", die Stimme die nun in den Raum drang ließ mich leicht zusammen zucken und kurz danach wurde die Tür geöffnet und eine mittelgroße Frau mit langen, dunkelrot gefärbten Haaren stand im Zimmer und schaute uns verwundert an. „Oh, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.", entschuldigte sie sich direkt und ich merkte, wie Jungkook mich losließ und mich dann etwas von sich weg drückte. „Djuna." Seine Stimme klang leise aber dennoch hatte sie irgendwie etwas sanftes. Djuna. Hatte ich diesen Namen nicht schon mal gehört? Doch, ich meine mich daran zu erinnern ihn heute Morgen gehört zu haben. „Ich bin eigentlich andere Gesichter hier gewohnt Jungkook.", sie lachte leicht aber irgendwie erkannte ich das etwas trauriges in ihrer Stimme lag. Andere Gesichter? Meinte sie etwa die zwei Jungen von heute Morgen? Jungkook hielt erst mal für einen Moment inne, ehe ein schwaches schmunzeln seine Lippen zierte. „Das ist Taehyung.", stellte er mich vor und ich nickte und lächelte die Frau an. „Wir müssen ein Referat zusammen machen. Deshalb ist er hier." die Frau staunte nicht schlecht, als er das Wort 'Referat' verwendete. Anscheinend war sie überrascht, dass ihr Sohn überhaupt in die Schule ging. „Okay.", sie nickte leicht und lächelte mich dann an. „Du scheinst nett zu sein. Von mir aus kannst du jeden Tag vorbeikommen." huch? Hatte sie mich etwa jetzt schon lieb gewonnen? Sichtlich verwirrt blickte ich zu Jungkook, welcher wieder keine Miene zog und seine Aufmerksamkeit auf den Laptopbildschirm gerichtet hatte. „Wir haben zu tun.", sagte er dann ohne sie auch nur anzuschauen. Ich wusste nicht wirklich wo ich hinschauen sollte, weshalb ich einfach nur bestätigend auf seine Aussage nickte und die sympathisch aussehende Frau anlächelte. Sie nickte nur und verließ dann das Zimmer.

„Verzeih.", sagte Jungkook kurz und lächelte mich entschuldigend an. „Djuna ist ein wenig ... speziell." er schüttelte leicht den Kopf und scrollte ein wenig durch die Seiten. „Warum?", fragte ich dezent verwirrt. „Sie ist doch ganz nett?" „Ja. Natürlich.", erwiderte er, „Aber ich bin es nicht wirklich häufig." ich sparte mir die Frage nach dem Warum dieses Mal, da ich ihn nicht ausfragen wollte. Ich hatte ihn heute erst kennengelernt und empfand es somit nicht für richtig direkt schon alles von ihm wissen zu wollen. „Dennoch finde ich deine Mutter-" „Sie ist nicht meine Mutter.", unterbrach er mich direkt und nun herrschte ein kalter Unterton auf seinen Stimmbändern. Moment? Sie ist nicht seine Mutter? Was ist die dann? Aber die wichtigste Frage für mich war eher: Wer ist dann seine Mutter? Wurde Jungkook etwa adoptiert? Oder ist seiner leiblichen Mutter irgendetwas zugestoßen? Irgendwie machte mich das noch besorgter um ihn, als ich ohnehin schon war. „Uhm.", gab ich einfach nur von mir und senkte dann meinen Kopf. „Verzeih mir.", murmelte ich ganz leise. Plötzlich fühlte ich mich wieder so schrecklich. Eine Weile beherrschte wieder diese zerreißende Stille den Raum. Ich hasste es, wenn es so ruhig war. Das einzige was ich hörte, war Jungkooks ruhiger Atem und das Geräusch, wenn er die Maus betätigte, als er eine Seite anklickte. Wir schwiegen uns an und ich fühlte mich dadurch noch viel schlechter und Schuldgefühle machten sich in mir breit. „Meine Eltern sind gestorben als ich noch klein war.", unterbrach er schließlich mit einer sehr ruhigen Stimme die Stille und ich widmete ihm direkt wieder meine volle Aufmerksamkeit. „Oh.", machte ich und lächelte ihn traurig an. „Das tut mir leid." ich hatte den Drang eine Hand auf seine Schulter zulegen, weil ich für ihn da sein wollte allerdings ließ ich es. „Alles gut.", sagte er und nickte leicht ehe er mich kurz musterte. „Ich kann mich eh nicht mehr an sie erinnern. Also... was soll's." es schien so als wollte er den Tod seiner Eltern einfach so weg stecken, aber irgendwie klang es nicht so, als schien es ihm zu gelingen. Ganz tief in mir wusste ich, dass es ihm dabei nicht gut gehen konnte. Nun ergab das Rätsel um ihn so langsam ein Muster. „Das einzige, was ich noch von ihnen hab ist diese Kette hier." er deutete mit einer kurzen Bewegung auf seine Kette die er um den Hals trug. „Ich nehme sie nie ab. Auch nicht zum schlafen. Sie bleibt immer da wo sie ist.", ich lächelte leicht. Ich fand es schön, dass er diese Kette trug die ich im übrigen auch ziemlich schön fand. Jedoch wusste ich immer noch nicht, was man in so einer Situation sagen könnte, weshalb ich erst mal ein wenig schwieg. „Jungkook?", fragte ich dann leise und schaute ihn an. „Hm?", kam es nur von ihm als er wieder eine Seite anklickte. „Falls du vielleicht irgendwann darüber reden möchtest, ich bin gern für dich da." ich schmiegte mich nochmal ganz kurz an ihn und merkte, dass Jungkook mich nicht von sich weg stieß sondern mich einfach machen ließ. Ein leises Seufzen entwich ihm und irgendwie fand ich es wieder schön ihn zu umarmen. Ich wollte wirklich für ihn da sein. Nicht nur weil ich ihn interessant fand, sondern weil hinter diesem Jungen noch etwas ganz anderes steckte, was wohl noch niemand an ihm kennengelernt hatte.

Und ich wollte der erste sein, der diese Seite an Jungkook entdeckt.

Ghost » VKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt