Fünf

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»Lass uns verschwinden.«
»Nein, erst will ich noch meinen Gewinn.«
»Deinen was?«
»Sie«
»Wag es dir nicht näher zu kommen!«
»Was wenn doch?«
»Du wirst es bereuen.«
»Dass ich nicht lache!«
»Ich hab gesagt, komm nicht näher!«
Das Kreischen zerreißt die Nachtluft und die Blitze flimmern durch die Luft, bevor sie in die Drei eindringen.
Ihre Adern beginnen rot zu leuchten, ihre Beine geben nach.
Mit einem lauten Knall explodieren die Lampen der Haltestelle.

Mit rasendem Herzen schieße ich von der Matratze hoch und versuche meinen hektischen Atem zu zügeln.
Neben meinem Bett dringen dünne Lichtstrahle durch die Lücken meines Rollos und erhellen den Raum ein wenig.
Tief ausatmend fahre ich mir durch die Haare, die an einigen Stellen feucht vom Angstschweiß sind, der sich über meinen ganzen Körper verbreitet hat.
Als ich eine Berührung an meiner Schulter spüre, kann ich mich nur knapp davon abhalten laut aufzuschreien. Ich schnappe nur erschrocken nach Luft, doch als ich Yesko auf meiner Bettkante sitzen sehe, lasse ich diese langsam wieder entweichen.
Ich hatte ihn nicht bemerkt.
»Hey, alles in Ordnung?«,fragt mein Bruder und sieht leicht besorgt zu mir herunter. Ich nicke leicht und lasse mich dann zurück ins Kissen fallen.
»Nur ein Alptraum«,antworte ich und sehe ihn dann an.
»Musst du nicht zur Schule?«,frage ich schnell, damit er nicht auf die Idee kommt, wegen dem Alptraum nachzuhaken.
Mir selbst hatten die Ärzte eine Entschuldigung für einen Tag gegeben, aufgrund des leichten Schocks den ich gestern davon getragen haben soll.
Ein Schmunzeln erscheint auf Yeskos Lippen.
»Es ist um zwei Miena, ich bin gerade wieder gekommen«,entgegnet er belustigt und meine Augenbrauen ziehen sich verwundert zusammen.
»Ich hab so lange geschlafen?«
»Anscheinend«
Er zuckt die Schultern und nickt gleichzeitig bestätigend.
»Oh«,gebe ich zurück und denke dann kurz nach,»Kann ich jetzt Bill endlich besuchen gehen?«
Yesko seufzt missbilligend, nickt aber wieder.
»Ich fahr dich dann rüber zum Krankenhaus.«
Ich will sogleich die Beine aus dem Bett schwingen, um mich anzuziehen, doch Yesko hält mich an der Schulter zurück.
»Aber bevor wir fahren, isst du noch etwas«,weißt er mich an und hebt eine Augenbraue.
Ich rolle mit den Augen und nicke dann aber ergeben, da ich weiß, dass er sowieso nicht locker lassen wird und ich außerdem bemerke, dass mein Bauch knurrt.
Yesko lässt mich los und ich stehe auf, um zum Kleiderschrank zu gehen und Sachen herauszusuchen. Als ich mich wieder umdrehe, ist mein Bruder schon verschwunden.
Ich mache mich auf den Weg zum Bad und steige dort schnell unter die Dusche. Meine Gedanken drehten sich seit dem Aufwachen nur um Bill, doch als das warme Wasser auf meine Schultern prasselt, vergesse ich die letzte Nacht und schließe kurz die Augen.
Knappe zehn Minuten stehe ich in der Dusche, ehe ich wieder heraus steige.
Dann verfalle ich sogleich wieder in Eile und haste die Treppen hinunter, nachdem ich mich angezogen habe.
In der Küche wartet schon Yesko mit ein paar fertigen Toastscheiben.
»Frühstück um zwei Uhr?«,fragte ich und ziehe eine Augenbraue hoch, während ich mich zu ihm an den gedeckten Tisch setze.
»Entschuldigt, dass ich für Madame gerade kein Fünf-Gänge-Menü bereiten konnte«,entgegnet Yesko mit gespielt gehobenem Ton und bringt mich damit zum schmunzeln.
»Nein, das würde ich auch nicht wollen, du kochst furchtbar.«
»Au Contraire meine Liebe. Schon viele Geliebte meiner Wenigkeit erfreuten sich an meinen Festmählern«,fuhr er nun mit leichtem französischem Akzent fort.
Ich beiße von meinem Toast ab, bevor ich ihm antworte.
»Oh, aber ich sehe hier keine dieser Geliebten. Sind sie nach Ihren Festmählern Lebensmittelvergiftungen erlegen?«,spiele ich sein Spiel mit und sehe ihn herausfordernd an.
Kurz suchte er nach einer schlagfertigen Antwort, doch offenbar fällt ihm nichts ein, weshalb er mir nur entgegenwirft:»Ich bitte dich, so schlecht bin ich auch nicht im Kochen!«
»Oh doch bist du. Du hast sogar den Toast verbrannt!«
Lachend halte ich ihm die schwarze Brotscheibe vor die Nase.
»Das kann man abkratzen«,verteidigt er sich und nimmt mir die Scheibe aus der Hand, um sie auf seinen eigenen Teller zu legen und zu beschmieren.
»Wo ist Mum eigentlich?«,wechsele ich das Thema und sehe ihn fragend an.
»Sie sagte heute morgen sie hätte noch etwas zu erledigen«,antwortet mein Bruder schulterzuckend und beißt in den verbrannten Toast, woraufhin er das Gesicht verzieht.
Ich brumme nur und wundere mich im Stillen, dass sie mir nichts erzählt hat.

Die Bluthexen I - Denn Blut ist gefährlichNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ