Neun

514 46 22
                                    

Trotz dessen, dass ich kurz vor Zehn im Bett war und direkt eingeschlafen bin, kann ich mich diesen Morgen kaum wach halten, sodass ich beinahe wieder im Unterricht einschlafe. Meine Gedanken kreisen ununterbrochen um Bill und den gestrigen Abend, was zur Folge hat, dass ich gar nichts mitbekomme. Kein Wunder also, dass ich mich zu Tode erschrecke, als Amber in der Mittagspause plötzlich neben mir am Spind steht. »Schreckhaft heute?«,fragt meine beste Freundin grinsend über den Lärm der anderen Schüler, während sie ihre Bücher in ihren Schrank packt. »Sagen wir ich bin einfach mit den Gedanken nicht ganz hier«,entgegne ich seufzend und lehne mich gegen meinen Spind.
»Lange Nacht gehabt?«,hakt sie schmunzelnd nach und wackelt mit einer Augenbraue, während sie ihre Bücher in ihren Schrank packt. »Ganz im Gegenteil«,brumme ich und beobachte, wie auch sie ihren Spind abschließt.
»Das musst du erklären«,erwidert sie und runzelt die Stirn, während wir den Weg Richtung Kantine einschlagen.
»Ich bin gestern knapp vor um Zehn ins Bett«,antworte ich und es ist nicht gelogen. Sofort als ich mich hingelegt hatte, war ich eingeschlafen.
»Wieso bist du dann so müde?«,fragt sie verwirrt. Ich seufze wieder.
»Frag mich was Leichteres«
»Okay, wie war das Essen mit Bill gestern?«
Ich brumme.
»Das ist nicht wirklich einfacher«,murre ich.
Amber sieht mich fragend von der Seite an.
»Wir haben uns sozusagen gestritten. Okay, man kann es nicht wirklich einen Streit nennen, ich bin einfach gegangen.«
Mittlerweile sind wir in der Mensa angekommen und stellen uns zu der Schlange an der Essensausgabe.
»Warum das denn?«,entgegnet sie nun vollkommen verwirrt.
»Kurzfassung? Er hat angefangen ein angeregtes Gespräch mit der aufreizenden, blonden Kellnerin zu führen und hat am Ende zugestimmt, mit ihr etwas trinken zu gehen. Ich war so genervt und aufgebracht, dass ich einfach gegangen bin und ein Taxi nachhause genommen habe.«
Ambers Kinnlade verabschiedet sich.
»Was?«,fragt sie entgeistert,»Er hat also quasi vor deinen Augen fremdgeflirtet, um das Ganze hier einmal zusammen zu fassen?«
»Sieht ganz so aus. Ich bin auf seine Entschuldigung gespannt«
»Ich auch, das kannst du mir glauben«,stimmt mir meine beste Freundin ausnahmsweise grimmig zu.
Das Tablett fühlt sich unglaublich schwer in meiner Hand an, sowie irgendwie alles heute. Wenn ich nachhause komme, muss ich mich definitiv noch einmal hinlegen. Wahrscheinlich könnte ich bis morgen durchschlafen.
Mit unseren vollgepackten Tabletts machen wir uns schließlich auf den Weg zu unserem Tisch. Yesko war - wie gestern - schon zu Anfang der Pause verschwunden, anstatt wie sonst mit uns essen zu gehen. Und wie gestern auch, kann ich ihn an einem Tisch weiter hinten mit Ella ausmachen, was mir trotz der Überhand nehmenden Müdigkeit ein Grinsen ins Gesicht zaubert.

»Ist gestern sonst noch etwas passiert?«,fragt Amber, während wir unser Mittagessen abstellen und uns an den runden Kantinentisch setzen. Ich durchforste mein Gehirn nach weiteren Ereignissen, als mir wieder das mit der Laterne einfällt.
Ich lege die Stirn in Falten, überfordert damit, wie ich es erklären soll.
»Naja, als ich aus dem Restaurant gestürmt bin, war ich ja ziemlich aufgebracht und hab meine Hände zu Fäusten geballt, bis meine Handfläche wegen meinen Fingernägeln angefangen hat zu bluten.«
Amber beobachtet mich aus prüfend gekniffenen Augen, während ich erzähle.
»Erst da hab ich den Schmerz bemerkt. Ich bin unter einer Straßenlaterne stehen geblieben, um mir das anzusehen. Das Ganze hat nicht dazu beigetragen, dass ich mich beruhige und ich hab einen frustrieren Schrei rausgelassen. Dann ist über mir die Laterne explodiert.«
Ich beiße mir auf die Lippe, bevor ich zu Amber sehe.
»So wie Donnerstag also?«,fragt diese nun mit gedämpfter Stimme. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Darüber hab ich selbst noch nicht nachgedacht. »Ja, anscheinend...«,meine ich nachdenklich, eher an mich selbst, werde aber von einer Stimme unterbrochen.
»Miena, können wir mal reden?«
Ambers leicht grimmiger Blick bestätigt mir, dass es Bill ist, der hinter mir steht.
»Hey, auch schön dich zu sehen!«,entgegne ich überschwänglich sarkastisch und drehe mich zu ihm um. Er rollt leicht mit den Augen.
»Bitte?«,fügt er dann hinzu und sieht mich zusätzlich bittend an. Ich seufze und stehe dann auf, um ihm aus der Kantine zu folgen.
Allerdings nicht, ohne noch einen Blick zurück zu Amber zu werfen.

Die Bluthexen I - Denn Blut ist gefährlichHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin