7. Kapitel Sonntag!

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Selbstachtend senkte ich den Blick zu Boden. Der war zwar nicht so interessant, aber Noya konnte ich momentan nicht mal ansehen. Er quält sich doch so damit, warum frag ich ihn denn dann noch danach, ich dumme Pute? "Aber das mach ich öfter. Ehrlich. Ich seh zwar nicht danach aus, aber eigentlich bin ich ziemlich schwach", meinte er und warf mir über seine Schulter ein mildes Lächeln zu. "Du bist so ein Idiot.." Sofort schlug ich mir die Hand vor den Mund und schaute panisch auf. Er drehte sich nun vollends zu mir und schaute mich verwirrt an. "Musste die Beleidigung sein?", fragte er, sichtlich enttäuscht. Er sah aus als wäre er den Tränen nah. "Du dumme Vollidiotin wie kannst du ihn so nennen?", fuhr ich mich selber in Gedanken an und schaute Noya immer noch fassungslos an. Eigentlich sollte er ja der sein, der fassungslos ist, aber im Moment war ich es eben. "Das war nicht so gemeint ehrlich! Ich meinte nur....ich meinte..." Ich versuchte es zu erklären, doch mir fehlten die passenden Worte. "Es tut mir leid", antwortete ich dann und verbeugte mich vor ihm. "Ach ist doch keine große Sache! Ich nehme mir solche Beleidigungen sowieso nicht zu Herzen. Ich spiele einen Mannschaftssport, da wird man öfter und schlimmer beleidigt, glaub mir!" Vorsichtig richtete ich mich auf und schaute ihn an. "Dann bin ich ja erleichtert!" Er grinste nur, drehte sich um und begann wieder loszulaufen. Ich eilte ihm hinterher um neben ihm zu laufen. "Sag mal, willst du mir jetzt wenigstens sagen wo wir hingehen?", fragte ich, doch er grinste mich nur wieder hämisch an. "Ich will aber deinen Blick sehen, wenn wir da sind!", meinte er, provozierte so nur ein beleidigtes Murren. "Ach komm, es dauert nur noch Fünf Minuten, höchstens!" Trotz der Zeitangabe war ich immer noch viel zu neugierig. Immer hin war das mein erstes richtiges Treffen mit einem Jungen. Wir liefen an einer wie leer gefegten Straße entlang, während sich die Kälte wieder in mir ausbreitete. "Willst du wieder meinen Schal?", fragte Noya von der Seite und schaute mich besorgt an. "Ja, wenn es dir nichts ausmacht...", murmelte ich, schaffte es nur ein kurzes Lachen zu provozieren. Dann legte sich wieder der wohlig warme Schal Noyas um meinen Hals. Er war so wundervoll warm, das kann man sich gar nicht vorstellen. "Von wo hast du den her? Ich brauch den auch!" Er lachte wieder, diesmal nicht so fröhlich. "Ich würde dir gerne so einen schenken, aber der ist handgemacht. Von meiner Mutter." Wieder biss ich mir auf die Unterlippe, verdammt ich traf immer ungewollt ins Schwarze. "Dann werde ich die Kälte einfach über stehen, ich kann ja auch Mützen tragen!" Ich lachte verlegen und schaute auf die Straßen. Es war auf eine gewisse Art und Weise ziemlich beunruhigend, fast schon gespenstisch. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und ich wollte nach Noyas Hand greifen, doch zuckte kurz davor noch zurück. "Was machst du denn da, du kannst doch nicht einfach Händchen halten, ihr seid nicht zusammen!", schoss es mir durch den Kopf und ich richtete den Blick zurück auf die Straße. Wieder diese beängstigende Leere, es war kaum auszuhalten. Als dann auch noch mein schlimmster Feind, das Gewitter dazu kam, war es um mich geschehen. Zwar war es ziemlich weit entfernt und es würde uns vermutlich gar nicht erst treffen, aber im Moment hatte ich nur diese eine Tatsache im Kopf. Zitternd und angsterfüllt blieb ich stehen, zog ich seinen Arm aus seiner Jackentasche und klammerte mich so fest an ihn, dass von ihm ein kurzes, Schmerz erfülltes Zischen kam. "Sag nicht, dass du Angst vor Gewittern hast!", stellte er fest, ich nickte nur. "Was dagegen, Vollidiot?" Er grinste und tätschelte mir den Kopf. "Nein, überhaupt nicht", flüsterte er und brachte meinen Kopf dazu, die Farbe einer Tomate anzunehmen. Dieser Junge schaffte es aber auch immer wieder! "D-Dann ist gut..." Verlegen vergrub ich mein Gesicht an seiner Schulter und ließ mir weiter den Kopf streicheln. "Wir können uns kurz unter stellen, wenn du willst." Ich nickte nur und löste mich langsam von seinem Arm. Dann umgriff ich wieder meine Krücken und begann weiter zu laufen. "Da drüben ist ein Vordach, da können wir kurz drunter." Ich nickte wieder, zuckte ein weiteres Mal von einem einschlagenden Blitz zusammen und erhöhte mein Tempo so sehr es ging. Bald hatten wir das Vordach erreicht und kaum, dass wir uns unterstellten, begann es auch noch wie aus allen Wolken zu regnen. "Toll, mein Glück natürlich!" Noya beschwerte sich kurz lauthals über das Wetter, dann kam er zu mir und half mir, mich auf den Boden zu setzen. Gleich darauf setzte er sich neben mich und winkelte die Beine an. "Sieht nicht so aus, als würde es bald aufhören", warf Noya ein. Ich nickte nur. "Kann ich denn dann wenigstens wissen, was du planst?" Er grinste wieder blöd und kassierte sich einen Stich in die Seite. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, schaute er wieder Gedanken verloren zum Himmel rauf. Er war dunkel und wirkte fast schon etwas bedrohlich. Als sich dann das mysteriöse Blau auch noch von einem weiteren Blitz erhellte, schreckte ich zusammen und schrie kurz auf. "Es soll aufhören!", flüsterte ich mit zittriger Stimme. Panisch hielt ich mir die Ohren mit meinen Händen zu, um alles um mich herum zu vergessen. Doch die tobenden Gewitter waren leider lauter. Erst nach einigen einschlagenden Blitzen und den darauf folgenden Donnern schien Noya auf eine Idee zu kommen. Er zog ein Paar Kopfhörer aus seiner Jackentasche, stopfte sie mir regelrecht in meine Ohren und machte laute Musik an. Nachdem ich nichts mehr hörte legte er noch einen Arm um mich und zog mich zu sich an die Schulter. Ich hörte nichts mehr von außen, somit auch das Gewitter nicht. Und warm wurde es auch. "Danke...", murmelte ich nur leise und schloss meine Augen. Ja, dieser Junge schaffte es wirklich immer mich auf zu muntern. Er brachte mich schnell auf andere Gedanken und zwar an die, wie ich meine Röte aus meinem Gesicht so schnell es ging verschwinden ließ. "Ayumi, dir muss das nicht peinlich sein, ehrlich." Sofort fühlte ich mich ertappt und drehte mein Gesicht von ihm weg. "Aber andererseits bist du echt knuffig, wenn du rot wirst!" Nochmals konnte ich mich nicht zurückt halten und klatschte ihm meine flache Hand ins Gesicht. "Vollidiot!", zischte ich und plusterte die Wangen auf. "Damit kann ich leben!", lachte er und streichelte mir nochmal über meinen Kopf. Das Gewitter war schon fast wieder vergessen, dennoch war es noch da. Nach einer halben Ewigkeit zog er mir einen Kopfhörer aus meinem Ohr und fragte, ob sein Vater uns abholen soll. "Nein! Ich will den Tag mit dir verbringen, ich hab mich schon den ganzen Samstag darauf gefreut!" Damit rechnete er wohl nicht, denn sein Blick veränderte sich schlagartig von einem besorgtem, zu einem überraschten. "Ich konnte gestern nicht mal einschlafen, so aufgeregt war ich! Nein, wir gehen jetzt dahin!" Etwas überrascht über meinen eigenen Tonfall schaute ich ihn erstaunt an und blickte dann wieder geradeaus. "Dann gehen wir halt weiter", meinte Noya und zuckte nur mit den Schultern. "Schau, das Gewitter hat sogar aufgehört." Tatsächlich sind die ganzen dunklen Wolken von der einen Sekunde auf die andere verschwunden. "Es geht jetzt aber einen Berg hoch, ich trag dich also", meinte Noya und ich nickte nur verstehend. Als ich diese Aussage im Kopf nochmal hörte, schreckte ich aber auf und schaute ihn entsetzt an. "Du willst mich tragen? Wie lange denn?", fragte ich, etwas verängstigt. Nicht dass ich Angst hatte, getragen zu werden, aber schaffte er es denn, mich längere Zeit zu tragen? "Nur so Fünf Minuten. Keine Sorge, ich schaff das schon. Hab dich ja auch schon durch die ganze Schule getragen." Gerade wollte ich etwas sagen, da stand er einfach auf und begann, mich wie letztens hochzunehmen. Wir liefen eine Weile den noch immer verlassenen Gehweg entlang, bis er auf einem Hang abbog und diesen hoch lief. Langsam konnte ich nun auch Stimmen vernehmen, die aufgeregt durcheinander redeten. "Noya, ist es das was ich denke?..." Er grinste nur und im nächsten Moment konnte ich den Ort erkennen, den er mir so verschwieg. Der große Hügel der Stadt, auf dem heute ein Stadtfest veranstaltet wurde. "Ja genau! Wir gehen auf das Festival von Torono!"
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Ich kanns noch gar nicht glauben, ich bin pünktlich!*-* und ich hab ein Kapitel zu Stände gebracht*-* die Woche kann nur gut werden*-*

Der Abend und die Schönheit (Nishinoya x Oc❤)Where stories live. Discover now