10. Mama...

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In seinem Zimmer angekommen ließ er mich endlich wieder auf die Beine. Während er unsere Jacken aufging hatte ich Zeit sein Zimmer zu betrachten. An der Wand hing sein Volleyballtrikot an einem Kleiderbügel, drüber ein Schriftzug

Karasuno's Guardian Deity

"Was bedeutet das?", fragte ich, da es mich wirklich interessierte. "Ich hab schon mal von so einer "Gottheit" an der Karasuno gehört, aber ich wusste nie wer das sein soll." Ich hörte nur sein Lachen vom Flur, das immer näher kam, bis er wieder in seinem Zimmer stand.

"Diese Gottheit, weißt du", begann er,
"das bin ich!" Mir fiel mir vor Staunen die Kinnlade herunter. "Du bist diese Gottheit?! So gut bist du?! Ich will dich mal spielen sehen!" Meine Augen begannen förmlich zu glitzern, doch er lachte nur verlegen.

"Ja...aber eigentlich find ich den Namen ein bisschen hoch gestochen. Ich meine, ich bin gut, das weiß ich, aber eine Gottheit soll ich sein? Das glaub ich weniger."

Er zuckte nur mit den Schultern und ließ sich auf das Bett fallen, das neben mir stand. Ich machte es ihm nach und ließ mich daneben fallen. Nun konnte ich mir den Rest des Zimmers ansehen.

Neben dem Fenster stand ein kleiner Schrein, darin konnte ich das Foto einer jungen Frau sehen, mit einem Kind im Arm. Drunter standen einige Kerzen, die jedoch nicht angezündet waren.

Diesmal dachte ich zuvor nach und blieb einfach still anstatt zu fragen wer das sei. Doch er sprach es bereits von sich selbst aus an.

"Ein schönes Bild nicht wahr?", fragte er und erhob sich, setzte sich auf sein Bett, lehnte sich an die Wand und winkelte die Beine an.

Ich nickte nur zu seiner Frage. "Das ist meine Mum. Und der kleine da, das bin ich." Da ich immer noch auf dem Bett lag, konnte ich sein Gesicht nur umgekehrt sehen, dennoch wusste ich, dass gerade mit den Tränen kämpfte.

Mitleid über kam mich, ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen, weshalb ich mich ebenfalls erhob und zum Schrein rüber lief. Dort kniete ich hin und faltete die Hände.

Ich konnte Noyas überraschten und gleichzeitig entsetzten Blick in meinem Rücken spüren, doch irgendwie dachte ich ich muss das machen.

"Mutter, bitte gebe mir die Kraft und den Willen ihren Sohn glücklich zu machen! Er hat all das Leid nicht verdient, ich will ihm wenigstens eine kleine Freude machen! Bitte gebe mir die Macht dazu, das zu tun!", sprach ich im Stillen und biss mir währenddessen auf die Unterlippe.

Als ich fertig war stand ich wieder auf, verbeugte mich vor dem Schrein und lief wieder an das Bett. Dort setzte ich mich genau wie Noya angelehnt an die Wand und zog die Beine an.

Den überraschten Blick von ihm ignorierte ich derweil gekonnt. "Sie war sicher eine gute Mutter", meinte ich, um seinen Blick von mir zu lösen.

Es funktionierte und sein Blick wanderte von mir weg auf seine Arme, die er locker über seine Beine gelegt hatte.

"Ja... Sie war die beste. Als niemand an mich glaubte, war sie da und half mir wieder auf. Durch sie bin ich heute das, was ich eben bin. Ohne sie wäre ich noch immer ein weinerliches, kleines Kind, das sich in seinem Zimmer verkriecht, weil es Angst vor anderen Menschen hat."

Er lachte kurz auf.

"Aber natürlich hat Volleyball mich ebenfalls unterstützt. Aber meine Mutter war es eben auch, die mich dazu gebracht hat."

Wieder mal konnte ich ihm nicht in die Augen blicken. Als ich ein leises Schluchzen aus seiner Richtung hörte, senkte ich nur den Blick und legte einen Arm um seine Schulter.

Das brachte wohl das Fass zum Überlaufen, denn er brach in Tränen aus, legte seinen Kopf auf meine Schulter und legte seine Arme um meine Hüfte, als ob er damit bezwecken wollte, dass ich nicht weglaufe oder so.

"Ich vermisse sie so sehr!", flüsterte er immer wieder, während er weinte.

Behutsam streichelte ich seinen Kopf, um ihn irgendwie zu beruhigen. "Das ist auch okay so. Aber irgendwann wirst du sie wieder sehen! Sie wird vielleicht nicht wie sie aussehen, wie sie sprechen oder wie sie handeln, aber irgendwo wurde sie wieder geboren. Glaub einfach daran!"

Mein Plan klappte nicht wirklich, es schien als würde er sogar noch heftiger weinen.

"Ich werde daran glauben, versprochen", murmelte er nach einer Weile und es schien als würde er tatsächlich aufhören zu weinen.

"Na also! Dann kannst du jetzt auch deine Hände von meiner Hüfte nehmen." Sofort zog er seine Arme weg und lief rot an. "Tut mir leid, wenn ich weine, dann bin ich in einer ganz anderen Welt." Ich lächelte ihn nur an und legte meine Hand auf seine. "Ist okay, ich bin auch manchmal komisch, wie du siehst."

Er lachte und lehnte sich an meine Schulter an. "Danke, dass du hier bist", flüsterte er, was mich leicht rot werden ließ. "Mach ich gerne", flüsterte ich zurück, doch bekam dazu schon keine Antwort mehr. Man hörte nur noch seinen gleichmäßigen Atem. Er schlief, friedlich und ungestört an meiner Schulter.

"Schlaf gut, Noya." Damit schloss ich ebenfalls die Augen und schlief bald darauf ebenfalls ein.
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Yeah. Kapitel kommt ein bisschen früher weil hey, wenn ich es später hochladen würde, würde ich es auf jeden Fall vergessen, also kommt damit klar xD schönen Tag noch💜

Der Abend und die Schönheit (Nishinoya x Oc❤)Where stories live. Discover now