15. Gefühle und Schmerzen

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Einige Stimmen versuchten auf mich einzureden, doch genau konnte ich nicht erkennen wer da mit mir sprach.

"Ayu!"

Diese Stimme erkannte ich sofort. Noya. Meine Augen öffneten sich langsam und ich erblickte bereits, wie eine Gestalt auf meinem Körper lag. Es war Noya.

"N-Noya! Runter von mir!" Ich schüttelte ihn von mir herunter und erschreckte ihn dadurch auch noch. "Du bist wach!", rief er erleichtert und stand von mir auf.

"Wir haben uns richtig Sorgen gemacht!", meinte nun auch Hinata, der neben Noya und Kageyama stand. "Du hast während deiner Ohnmacht geweint und öfters geschrien, vermutlich von den Schmerzen", erklärte nun eine Ärztin, die mich gar nicht erst anschaute, sondern nur etwas auf ein Blatt schrieb.

"Äh... Es tut mir leid, dass ich euch unnötig Sorgen bereitet habe." Noya lachte nur über mich und schnipste mir gegen die Stirn.

"Wir sind Freunde, glaubst du ich lass dich einfach irgendwo liegen, während du vor Schmerzen schreist?"

Ich musste lächeln, das war wirklich süß formuliert. "Danke... Ich bin froh, dass du so denkst."

Er grinste nur schief und fiel mir keine Sekunde später um den Hals. "Geht es dir wirklich gut? Dein Schreien war echt schlimm mitzuhören", flüsterte er an meine Schulter und vergrub seinen Kopf weiter an meinen Hals.

"Das stimmt! Nishinoya-senpai hat sogar geweint!" Sofort ließ er von mir ab und sprang förmlich auf Hinata. "Hab ich gar nicht!", verteidigte sich dieser und man erkannte, dass er einen leichten Rotschimmer auf den Wangen trug.

"Stimmt aber wirklich... Er hat geweint wie ein kleines Kind und immer wieder geflüstert wie sehr er sich doch um sie sorge...", meinte nun auch Kageyama und bekam nur wütende Blicke von Noya.

"Ihr seid solche Verräter!", zischte er und setzte sich einfach zu mir ans Bett. Dann legte er seine Arme um mich und hielt mich ganz eng an sich gezogen fest.

"Dann hab ich halt geweint. Du verstehst mich doch oder Ayu?", fragte er, doch sein plötzlich ruhiger Tonfall überraschte mich.

"J-Ja, klar, ich versteh dich...", murmelte ich zurück und begann seinen Kopf zu streicheln.

"Es freut mich, dass du Angst um mich hast, mir geht es gut, wirklich." Ich lächelte ihn freundlich an und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange, sodass sein Kopf langsam rot anlief.

"W-W-Was war das denn?", fragte er und versteckte sein Gesicht so gut es ging hinter seinen Händen. "Du sollst dich beruhigen, deshalb!", lachte ich und strich ihm kurz über die Wange.

"Du bist blöd...", antwortete er und brachte mich so zum Grinsen. "Weiß ich doch."

"Also, bis später!", riefen Noya und ich Hinata und Kageyama hinter her und liefen dann in Richtung der Bushaltestelle.

"Isst du noch bei uns zu Abend?", fragte ich ihn und unterdrückte mir ein Lächeln. Doch er schüttelte den Kopf.

"Nein, muss noch meine Hausaufgaben machen, Daichi hat mich dazu verdonnert, sonst werden meine Noten schlechter."

Er seufzte und lächelte mich dann entschuldigend an. "Aber nächstes Mal bin ich liebend gerne dabei."

Wir redeten noch eine Weile, bis der Bus kam. Er winkte mir noch hinter her, während der Bus sich langsam in Bewegung setzte.

"Und ich hätte dich liebend gerne dabei, weißt du...", murmelte ich vor mich hin, nachdem ich mich an einen Fensterplatz setzte.

Es fing an regnen, ich war froh, dass ich bereits im warmen, gemütlichen Bus saß.

Einige Regentropfen kullerten an der Fensterscheibe entlang, als würden sie ein Wettrennen gegeneinander haben. Gedanken verloren sah ich einem einzelnen Tropfen dabei zu, wie er alle anderen über holte.

Meine Gedanken schweiften ab, an die letzten Stunden. Ich hatte allen Sorgen bereitet, Hinata gab sich bestimmt die Schuld dafür. Und Ennoshita wollte auch helfen. Ich mache schon wieder nichts als Probleme. Aber Noya... Er hilft mir, ohne zu Zögern, ohne zu jammern. "Wir sind ja Freunde", immer das selbe! Er kümmert sich um seine Freunde, gibt niemals auf und muntert jeden auf. Seine Haare sind so fluffig, dass ich sie stundenlang durch wuscheln könnte. Seine Augen sind so wunderschön braun, dass man ihm am liebsten ewig in die Augen schauen will.

Der Regentropfen gewann das Rennen gegen die anderen und verschwand dann am Rand des Fensters.

Würde ich auch einmal so einfach verschwinden? Oder hinterlasse ich eine Wunde bei meinen Geliebten? Noya... Ich will ihm das nicht antun!

Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie sein Leben langsam den Bach unter ging. Es würde sich alles wiederholen. Seine Trauer, seine Depression, einfach alles. Und ich wäre schuld daran.

"Entschuldigung, ist hier noch Platz?", holte mich plötzlich eine Stimme neben mir zurück in die Realität. Ich schaute zu meiner Linken und erblickte eine ältere Dame und lächelte mich fröhlich an.

"Äh... Ja klar, setzten Sie sich ruhig!" Ich lächelte sie ebenfalls an und beobachtete, wie sie sich vorsichtig auf den Sitz neben mir sinken ließ.

Ja, irgendwann hätte ich auch so alt werden können. Wäre meine Krankheit nicht im Weg. Selbst wenn ich sie über stehen würde, ewig leben würde ich trotzdem nicht.

Meine Gedanken schweiften wieder und das nächste Rennen zwischen einigen Tropfen begann.

"Wie gerne würde ich mit Noya alt werden...", murmelte ich und lief sofort knallrot an, als ich bemerkte, dass ich laut dachte.

"Ach, die Jugend von heute. Noch so unbeschwert und denkt über die Liebe nach." Die Dame neben mir lachte und man erkannte so wie einige Lachfalten neben ihren Mundwinkeln entstanden.

"Mach dir keine Sorgen, Kindchen. Das kommt alles mit seiner Zeit. Irgendwann findest du den richtigen!"

Ich schaute wieder traurig zu den Tropfen und wieder zurück zu ihr.

"Das Problem an der Sache ist, ich habe bald keine Zeit mehr. Mein Leben neigt sich dem Ende zu. Nach und nach fühle ich, wie das Leben an mir vorbei zieht und mir spöttisch hinter winkt. Ich will ihm hinter her, es mit Händen greifen und nicht mehr los lassen, doch... Meine Beine tragen mich einfach nicht mehr so weit..."

Sie schaute mich traurig an und ich wendete den Blick ab. Dann warf ich ihr aber ein mitleidiges Lächeln zu.

"Tut mir leid, wenn das zu negativ klang, aber ich hab die Hoffnung schon lange aufgegeben."

Ihr Blick war immer noch mitleidig und traurig, bis dieser auf meinen Körper runter wanderte und wieder zurück bei meinen Augen ankam.

"Es gibt niemals einen Grund aufzugeben. Schau dir mich alte Frau an. Ich bin eine Blutkrebspatientin, habe, als ich so alt wie du war, etliche Operationen bekommen, lag Tag ein Tag aus im Krankenhaus und hab es trotzdem geschafft, den Krebs zu bekämpfen. Ich weiß nicht, was dich bedrückt, aber wenn ich, die, von denen die Ärzte meinten, dass sie nur noch drei Jahre lebt, noch über 50 Jahre weiter leben konnte, dann kannst du das auch schaffen! Wunder geschehen einfach. Du musst nur in der Lage sein, ein Wunder zu erkennen."

Ich schaute sie entsetzt an. Sie sah überhaupt nicht wie eine Krebspatientin aus, schon gar nicht wie eine Blutkrebspatientin. Auf eine gewisse Weise ermutigte sie mich tatsächlich mit ihren Worten, was eigentlich noch niemand geschafft hatte.

"Vielen Dank. Sie haben Recht, ich habe nicht das Recht einfach aufzugeben. Da gibt es viel zu viele Menschen, die an mich glauben."
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Hallo!🙋 Hier das erste zweite Kapitel der Woche! (Wat?._.) Ja ich meine damit, dass das das erste Mal ist, in dem ich zwei Kapitel pro Woche hochlade 😂
Habt noch einen schönen Donnerstag, ich geh jetzt shoppen💕🙋

Der Abend und die Schönheit (Nishinoya x Oc❤)Where stories live. Discover now