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Jungkook

Das Einzige, was mich dazu bringt, endlich meine Augen aufzuschlagen, ist die klirrende Kälte, von der ich noch immer umgeben bin. Sie ist nicht geringer geworden, sie fühlt sich noch viel stärker an. 

Wimmernd blinzle ich und versuche mich an die helle Umgebung zu gewöhnen. Ich finde mich inmitten von Zentimeter hohem Schnee wieder und es fällt mir unglaublich schwer, meine Glieder irgendwie zu bewegen. Alles ist praktisch steif gefroren, in meinem Schlaf. Aber ich kann nicht liegen bleiben. Ich muss wieder auf die Beine, ich muss endlich aus diesem verdammten Wald raus. Meine Kleidung ist ebenfalls gefroren und trägt nicht mehr zur Wärme bei, viel mehr lässt sie mich noch mehr frieren.

Zitternd, während mein Atmen dichte, weisse Wolken ausstösst, knie ich mich langsam hin und schlingle langsam meine Arme um meinen Oberkörper, um mich etwas aufzuwärmen. Mein Kinn stütze ich auf meiner Brust ab und ich beisse mir auf die Lippe. "Du schaffst das", flüstere ich mir mit heiserer Stimme selbst zu.

Ich brauche nur etwas Wärme. Ich werde ja wohl noch hinkriegen, Wärme zu erzeugen. Ich strenge mich an, versuche irgendwie das gewünschte Gefühl herzustellen, doch wie immer versage ich kläglich.

"Scheisse", zische ich und kralle meine Finger in den Stoff des Pullovers. Tae brauchte nicht einmal einen Finger zu krümmen, um eine verdammte Wand aus Eis heraufzubeschwören, wieso kann ich nicht unter grössten Anstrengungen meinen eigenen Körper aufwärmen?

Ich beschliesse, es gar nicht weiter zu probieren und stemme mich stattdessen etwas umständlich auf die Füsse. Obwohl vorher noch etwas zu bewegen praktisch unmöglich war, so fühlen sich meine Beine nun an, wie Gummi und es kommt mir vor, als könnte ich keine zwei Schritte machen, ohne, dass sie nachgeben. Die Arme noch immer fest um meinen Oberkörper geschlungen, blicke ich mich ratlos in dem dichten Wirrwarr aus Bäumen um. Als ich geschlafen habe, ist weiterhin Schnee gefallen, das ist zumindest etwas Gutes an der klirrenden Kälte des tiefsten Winters. Meine Fussspuren sind so verwischt worden und mich aufzuspüren, wird selbst für die Hunde nicht mehr einfach sein, wenn sie sich durch den Schnee kämpfen müssen, der mir mittlerweile bis zur Mitte der Waden reicht. 

Allerdings kann ich mich darauf jetzt nicht ausruhen. Wer weiss, ob sie die Viecher schon losgeschickt haben oder selbst alles durchstreifen. Wenn ich mir jetzt diese Verschnaufpause gönne, werde ich vermutlich nicht nur erfrieren, sie werden mich mit der grössten Wahrscheinlichkeit auch finden und ohne mit der Wimper zu zucken umbringen.

Ich kann mir das Ganze bereits bildlich vorstellen, wie einer von ihnen mich entdeckt, die Waffe auf mich richtet und ohne zu zögern abdrückt. Ich kann sehen, wie der Schnee sich tiefrot färbt, teilweise verdampft, wie mein lebloser Körper dumpf auf dem Boden aufkommt und alles, was meine Hyungs für mich getan haben, ist in diesem Moment zerstört, zwischen meinen Fingern hindurch geglitten, wie Rauch.

Das kann ich nicht zulassen.

Während mein Atem noch immer weisse Wolken produziert, mache ich vorsichtig einen ersten Schritt, doch wie vorhergesagt, geben meine Beine einfach nach und ich strauchle wieder. Meine Hände graben sich in den weichen, kalten Schnee unter mir und ich mache mich daran, schleunigst wieder aufzustehen, denn selbst wenn schon praktisch alles an mir gefroren ist und ich am ganzen Körper zittere, noch mehr Kälte will und brauche ich nicht. 

Ich lehne mich keuchend an einen Baumstamm, schliesse die Augen und ordne meine Gedanken. Einfach nur vorwärts. Egal, wohin, nur weit weg. Seufzend schlage ich die Augen auf und nicke leicht. "Du sagtest, ich kann alles schaffen, wenn ich nur daran glaube", flüstere ich mit vor Kälte blauen und bebenden Lippen in die Stille des Waldes hinein. Es kommt mir vor, als hätte die weisse Pracht von Schnee nicht nur den Boden bedeckt und alles in ein strahlendes, glitzerndes Feld aus Eiskristallen verwandelt, sondern auch eine unglaubliche, undurchbrechbare Stille über den Ort gelegt. Als wäre alles durch den Schnee abgekapselt und die kleinsten Worte prallen an den Flocken ab, sodass keinerlei Geräusche mehr vorhanden sind, bis auf meinen schweren Atem und das Knirschen unter den Sohlen meiner Kampfstiefel.

Ich habe Hunger, aber hier werde ich wohl kaum etwas essbares finden, also bleibt mir wirklich nichts übrig, als aus dem Wald heraus zu finden und mit den paar Won-Scheinen irgendein Geschäft zu finden, in dem ich mir etwas zu essen holen kann. Ich frage mich, wie die Welt hinter diesen Bäumen aussieht. Ich habe sie nie zu Gesicht gekriegt. Seit ich denken kann, habe ich in der Station gelebt, ich habe nie etwas anderes gesehen. Natürlich habe ich Geschichten erzählt gekriegt, von Seokjin, doch ich konnte mir nie das vorstellen, was er mir berichtete.

Häuser, so hoch wie der Himmel, sodass sie die Wolken streifen, wie lange Finger. Tausende von Menschen am selben Ort, es ist immerzu hektisch und laut, die Natur wurde eingepfercht in 'Parks', sonst findet man eigentlich nichts mehr grünes an diesen Orten.

Er hat mir so viele Dinge erzählt, die mir so unmöglich erscheinen, dass es meine Vorstellungskraft sprengt. Es war bei uns immer beinahe leer, laut konnte es manchmal werden, aber dann wurde immer dafür gesorgt, dass die Lautstärke wieder gesenkt, auf Ermahnung von ihnen. Draussen, durch die Fenster konnte ich immer den Wald sehen, auf der Terrasse konnte man immer das weite Grün des idyllischen Platzes sehen, ich kann mir ein Ort mit weniger Natur gar nicht vorstellen.

Langsam lasse ich von dem dicken Baumstamm ab und stolpere rasch zum nächsten, den ich umarme, da ich sonst wieder hingefallen wäre. Seit gestern Abend bin ich definitiv geschwächt, falls meine Kräfte mich nicht sogar ganz verlassen haben. Meine Füsse schlurfen mehr über den Waldboden und durch den Schnee, als dass ich es wirklich schaffe, sie zu heben, meine Haare hängen mir nass in die Stirn und ich würde alles dafür geben, eine Decke und eine Tasse Kakao zu kriegen.

Oder eine Umarmung. Eine Umarmung von Taehyung, der mir einen Kuss auf die Wange drückt und lächelnd sagt, dass er mich liebt. 

Ich würde absolut alles dafür tun.

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Hallo^^ 

Ich hoffe, soweit gefällt Phoenix euch schon mal, ich gebe mir wirklich Mühe bei der Umsetzung meiner Pläne  :)

Ich wollte nur sagen, dass die Story sehr viele Flashbacks haben wird, ich hoffe, das stört euch nicht sehr, aber man sollte ja die ganze Geschichte erzählen und nicht bloss die Hälfte c:

Phoenix [Vkook]Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin