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Jungkook

Kaum realisiere ich, dass diese Leute ihn wohl hier eingesperrt haben müssen, kommt auch schon die Wut erneut in mir auf. Sie lassen ihn nicht nur hier drin, nein, sie sperren ihn ein, damit er nicht einmal die Chance hat, sich in Sicherheit zu bringen. Wir sind wirklich nur ersetzbare Objekte in ihren Augen. "Sie ist verschlossen", flüstere ich atemlos und selbst wenn ich weiss, dass es nicht funktionieren wird, drücke ich die Klinke wieder runter, als würde die Tür dadurch doch noch von Zauberhand aufschwingen.

"Lass mich das machen", meint Jimin dann allerdings neben mir und schiebt mich sanft zur Seite, sodass ich zurücktrete. "Tae, geh von der Tür weg", weist der Telekinist Taehyung an und wartet einen Moment, ehe er die Tür einfach bloss fokussiert und ich realisiere, dass er wohl gerade seine Fähigkeit anwendet, um die Tür zu öffnen. Gespannt beobachte ich ihn dabei und schon im nächsten Augenblick höre ich ein Bersten und die Tür bricht aus ihren Angeln, nur um dann einfach ins Innere des Zimmers umzukippen und den Weg somit freilegt. Eine Sekunde lang herrscht Ruhe danach, doch schliesslich ergreift Jiyong das Wort: "Wirklich? Die ganze Tür? Du hättest doch einfach das Schloss erfühlen können und das dann öffnen. Musstest du echt direkt die ganze Tür aus den Angeln heben?"

Jimin dreht sich bei den Worten zu uns um und mustert Ji Hyung mit grossen Augen, ehe sich ein kleines, schiefes Grinsen auf seine Lippen schleicht und er sich am Kopf kratzt. "Das hab ich gar nicht bedacht", meint er beinahe etwas verlegen, was der Älteste von uns bloss mit einem amüsierten Schnauben quittiert.

Ich richte meine Aufmerksamkeit von Jimin ins Innere des Zimmers und fokussiere damit die Person, die dort in der Mitte des Raumes steht und uns mit grossen Augen anblickt. "Tae", flüstere ich leise und merke, wie mir wieder die Tränen kommen, als ich seine schlanke, hochgewachsene Gestalt dort stehen sehe. Eine Welle von Erleichterung strömt durch mich hindurch und ich beisse mir auf die Unterlippe, um ein genauso erleichtertes Schluchzen zu unterdrücken.

Der Blondschopf mustert mich aus seinen blauen Augen und beginnt dann auch schon auf uns zu zu stolpern. Ich komme ihm entgegen und kaum bin ich nahe genug, schlingt er die Arme um mich, zieht mich an sich heran und drückt mich fest gegen seinen Körper. "Es geht dir gut", wispert er leise nahe meinem Ohr und und ich höre ihn zittrig ausatmen, "Es geht dir gut."

Ich erwidere die Umarmung, schlinge die Arme um seinen Nacken und vergrabe das Gesicht an seiner Schulter und schluchze doch noch auf. Ich nicke gegen seinen Körper und atme dabei tief den vertrauten Geruch des Älteren ein, den ich so sehr liebe und der mir die ganze Zeit schon gefehlt hat. Jetzt, wo er endlich wieder bei mir ist, nicht auf Drogen und wohlauf, fühlt es sich so an, als hätte ich das Teil, das mir bei meiner Flucht verloren gegangen ist, endlich wieder gefunden. Ich fühle mich ganz, ich fühle mich komplett und so glücklich wie schon lange nicht mehr in den letzten Monaten.

"Du weisst nicht, wie glücklich ich bin, dich endlich wieder zu sehen, ohne diesen Hass zu spüren, der da gar nicht sein sollte", murmelt er mit belegter Stimme und ich spüre, wie er gleich darauf eine Stelle unterhalb meines Ohres küsst. Für einen kurzen Moment geniesse ich einfach seine Anwesenheit, gehe in der Wärme und der liebevollen Zuwendung, die er mir schenkt, auf und denke gar nicht daran, dass wir schnellstmöglich wieder hier raus sollen, zumindest bis ich hinter mir ein Räuspern vernehmen kann.

"Das ist ja echt super süss und alles", fängt Ji Hyung an, "Aber wir sollten wirklich, wirklich los, denn ich hab keinen Bock noch hier drinnen zu sein, sobald das alles hier in die Luft fliegt."

Ich merke, wie Taehyung seinen Griff um mich etwas lockert und dann wohl aufsieht, um meinen grossen Bruder anzusehen. "Was soll das heissen?", will er bloss wissen, während ich mich auch wieder von ihm löse und dafür seine Hand ergreife und meine Finger mit klopfendem Herzen zwischen seine schiebe. Ji Hyung, der uns bis dahin einfach zugesehen hat, erwidert ein simples "Boom" und macht dann eine passende Handbewegung dazu, um seine Worte einmal bildlich zu demonstrieren, während er das Ganze mit einem freundlichen Lächeln unterstreicht. Dann nickt er in die Richtung, aus der wir ursprünglich gekommen sind. Auch Jimin nickt zustimmend und schenkt Taehyung dabei ein kleines Lächeln. "Wir werden über alles reden, sobald wir erstmal weit weg von hier sind, einverstanden?"

Der Blondschopf an meiner Seite nickt nach kurzem Zögern und wir setzen uns schon in Bewegung, als mich ein schmerzerfülltes Zischen von Tae auch bereits wieder innehalten lässt und ich zusehen kann, wie er gerade einen Schritt macht, nur um gleich darauf beinahe einzuknicken, weswegen er hastig sein anderes Bein belastet. "Du hinkst", stelle ich fest und mustere den Blonden, der daraufhin zu mir blickt und mir ein vages Lächeln schenkt. "Nicht der Rede wert, das wird wieder", versucht er mich zu beruhigen, doch meine Sorge ist nicht, dass es nicht wieder wird. Im schlimmsten Fall wird Hoseok die Verletzung, wodurch auch immer er sie sich überhaupt erst zugezogen hat, wieder ausheilen, doch erstmal müssen wir hier raus und zu Hyung gelangen. Wenn Tae hinkt wird und das immens viel Zeit kosten.

Auch Ji Hyung und Jimin haben sich inzwischen umgedreht und betrachten sowohl Tae als auch mich. "Das erklärt, wieso sie dich einfach hier gelassen haben", murmelt der Platinblonde, während in seiner Stimme leise Wut mitschwingt. Ich schluckte leer und nicke. Wenn er vielleicht gut auf den Beinen gewesen wäre, hätten sie ihn einfach weiterhin als Geisel mitgeschleppt, aber so ist er für sie wohl nur ein weiterer Balast. Jiyong Hyung ist schliesslich der, der reagiert und sich vor Tae stellt, ehe er etwas in die Knie geht und über die Schulter guckt. "Spring auf. Das geht am schnellsten."

Anstatt zu widersprechen, steigt Tae dann auch tatsächlich mit einem leisen "Danke" auf und so beginnen wir wieder so schnell es geht durch die Flure zu rennen, immer in Richtung des Ausganges. "Wo sind die anderen?", höre ich Taehyung dann doch noch fragen, während wir seinen Trakt verlassen. Ich sehe ihn kurz an, ehe mein Blick wieder geradeaus huscht. "Sie sind bei uns und in Sicherheit", beruhige ich ihn, was er einfach abnickt. So eilen wir weiter durch die schier endlos langen Flure, bis schliesslich endlich wieder der Ausgang in Sicht kommt.

Zu viert stürmen wir aus der Station raus, und dann direkt wieder in Richtung des Hügels, den wir zuvor runtergekommen sind. Mit schnellen, hastigen Schritten rennen wir darauf zu und geben unser Bestes, so schnell wie möglich wieder hoch zur Strasse zu kommen, wo Seunghyun, Jin und Namjoon auf uns warten. Ein paar Mal rutsche ich beinahe ab und wieder die Senkung runter, weil ich so hastig dabei vorgehe, genauso wie Jiyong auch, der noch mit Taes zusätzlichem Gewicht auf seinem Rücken kämpft, doch letztendlich schaffen wir es alle hoch und über die Leitplanke zurück auf die Strasse, wo Ji Tae dann abstellt.

"Ihr habt's geschafft!", höre ich auch schon Jin rufen, der dabei aus dem Wagen aussteigt und zu uns eilt, um uns gleich darauf fest zu umarmen. Während er Taehyung zuerst in Beschlag nimmt und die Arme um ihn schlingt, lasse ich von der Hand des Blonden ab und drehe mich wieder um, zur Station. Namjoon löst den Auslöser wohl dank unserer Rückkehr früher als gedacht aus, denn kaum drehe ich mich um, erklingt ein ohrenbetäubend lauter Knall und das grosse Gebäude geht in Flammen auf, während sich eine grosse Wolke nur Sekunden später schon am Himmel wiederfindet. Durch die Druckwelle der Explosion taumle ich etwas rückwärts, kann mich jedoch auf den Füssen halten und auch meinen Ohren scheint das laute Geräusch nichts weiter getan zu haben.

Leer schluckend mustere ich die Flammen, die nun dort unten zu sehen sind und dann die grosse, dunkle Rauchwolke, die aufsteigt und damit sicherlich bereits die ersten aufmerksam macht, genau wie es der laute Knall getan hat. Ich spüre, wie sich jemand neben mich stellt und mir die Hand auf die Schulter legt und dann auch, wie jemand zweiter sich ebenfalls zu mir gesellt, allerdings seine Arme um mich schlingt und den Kopf auf meiner anderen Schulter ablegt. Nach einem kurzen Blick nach links, weiss ich, dass Ji Hyung derjenige ist, der mir die Hand auf die Schulter gelegt hat und dass Taehyung der ist, der mich von hinten umarmt, verrät mir sein vertrauter Geruch, welcher mir nebst dem beissenden Geruch des Rauches in die Nase steigt.

"Wir haben es geschafft", höre ich Ji Hyung leise sagen und nicke zustimmend, während ich weiterhin die lodernden Flammen unter uns betrachte, die gerade dabei sind das ganze Gebäude zu verschlingen und nichts weiter als eine Ruine zurückzulassen. Ich lehne mich an Taehyung und realisiere die Situation noch gar nicht so wirklich.

Wir sind in Sicherheit. Der Albtraum der letzten Monate hat hiermit endlich ein Ende. 

Phoenix [Vkook]Där berättelser lever. Upptäck nu